Die Fachorganisation AOZ ist eine öffentlich-rechtliche Einrichtung, die im Auftrag der Stadt Zürich, des Kantons Zürich sowie einzelner Gemeinden Integrationsarbeit für Migrant*innen leistet. Sie vereint unter einem Dach u.a. Sozialhilfeleistungen, Unterkünfte für Geflüchtete, berufliche und soziale Integration, psychosozialer Dienst, Bildungs- und Ausbildungsangebote und natürlich auch Sprachkursangebote.
Meine erste Woche der LoGo-Hospitation habe ich in der Abteilung Information und Kommunikation im Fachbereich Soziale Integrationsprojekte verbracht, wo ich sehr herzlich von den Mitarbeiterinnen empfangen wurde. Nach einem Rundgang durch das Bürogebäude und einer sehr gut strukturierten Einführungsrunde, konnte ich mir bereits einen guten Überblick über die Projekte und Angebote sowohl für Geflüchtete als auch für Migrant*innen verschaffen.
An meinem ersten Tag ist das ganze Team zu einem naheliegenden Restaurant essen gegangen: das Restaurant Paprika. Das Restaurant, auch ein Projekt der AOZ, ist ein Frauenunternehmen und die Mitarbeiterinnen, die aus verschiedenen Ländern kommen, bringen ihre eigenen Kocherfahrungen und –kultur mit. Man kann hier den Mittagstisch genießen oder für Events Catering bestellen. Das Essen schmeckt hervorragend und ist für Zürcher Verhältnisse auch bezahlbar.
Ein Schwerpunkt des Fachbereichs Soziale Integrationsprojekte sind die niedrigschwelligen Deutschschnupperkurse und die anschließende Weitervermittlung in Regeldeutschkursen. Zu diesem Zweck werden die Schnupperkurse an öffentlichen Orten angeboten: im Einkaufszentrum, in der Bibliothek, in einem Gemeinschaftszentrum. Einmal wöchentlich findet eine Lektion zu einem alltagsnahmen Thema statt, zum Beispiel zum Thema “Zahlen”. Insgesamt sind es 12 Themen; ein Schnupperkurs kann also 12 Mal besucht werden. Gleichzeitig findet eine Deutschberatung statt. Nach dem Kurs können sich die Teilnehmenden (TN) über weitere Deutschkursangebote in Zürich informieren. Die Berater*innen informieren über alle Angebote in der Stadt oder der Umgebung, nicht nur zu den hauseigenen. In der Bibliothek wird zusätzlich zum Unterricht eine Deutschlern-App präsentiert, mit der die TN auch von zu Hause lernen oder üben können. Bisher habe ich den Kurs und die Beratung im
Einkaufszentrum besucht, ein Besuch in der Bibliothek steht noch an.
Im Unterschied zu den bundesweit angebotenen Integrationskursen in Deutschland, gibt es in der Schweiz kein vorgegebenes Deutschkurscurriculum. Die Gründe dafür liegen in der Mehrsprachigkeit des Landes sowie in der föderalistischen Struktur: Integration ist Aufgabe der Gemeinde. Die Sprachkurse für Personen, die der deutschen Sprache nicht mächtig sind, orientieren sich am gemeinsamen europäischen Referenzrahmen für Sprachen, sie unterscheiden sich aber in formellen Aspekten.
Die Bezeichnung „Integrationskurs“ gibt es aber auch in der Schweiz. Das sind die sogenannten SwissSkills-Kurse, die in der jeweiligen Muttersprache der Geflüchteten angeboten werden und die das Ziel verfolgen, praktische Informationen über den Alltag und das Leben in der Schweiz zu vermitteln. Die Zielgruppe dieser Kurse sind die anerkannten Flüchtlinge, Asylsuchende können aber im Rahmen freier Plätze auch teilnehmen. Inhaltlich sind diese Kurse ähnlich der Erstorientierungskurse (EOK) des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge, die gewisse lebensnahe Themen in den Kursen behandeln, wie z.B. Orientierung in der Gesellschaft, Ausbildung und Arbeit, Wohnen, Gesundheitssystem, Sozialhilfe usw.
Ein zweiter großer Schwerpunkt des Fachbereichs ist die Erstinformation für Migrant*innen und Geflüchtete. Ein Projekt der Erstinformation sind die o.g. SwissSkills-Kurse. Weitere Projekte sind Informationsstände oder Integrationsberatungen an ausgewählten Orten der Stadt, z.B. am Flohmarkt oder in Sprachencafés. Dort werden Neuzugewanderte oder Migrant*innen zu verschiedenen Integrationsfragen beraten: u.a. Deutschkurse, Arbeits- und Wohnungssuche, Rechtsberatung, Schule, Kinderbetreuung und Freizeitangebote. Dieses Informationsangebot gibt es auch telefonisch über die AOZ Info-Hotline und per WhatsApp Gruppen in den jeweiligen Muttersprachen. Diese Angebote sind kostenlos, niedrigschwellig und können ohne Terminvereinbarung besucht werden. Oft wird parallel dazu eine Kinderbetreuung angeboten, so dass sich die Eltern Zeit für die Beratung nehmen können. Personen, deren Muttersprache nicht angeboten wird, können im Rahmen eines individuellen
Erstgesprächs mit einer muttersprachlichen AOZ Fachperson oder einer*m interkulturellen Dolmetscher*in über relevante Themen informiert werden und offene Fragen klären.
Einen weiteren Bereich, den ich besuchen durfte, war die Fachstelle Freiwilligenarbeit. Diese Stelle vermittelt in der Stadt Zürich Kontakte zwischen Personen, die sich freiwillig engagieren möchten, und Geflüchteten. Ich war von diesem System sehr beeindruckt, weil alles sehr gut organisiert ist. Es wird sehr genau auf eine bedarfsgerechte und passende Vermittlung geachtet. Jede*r Freiwillige*r wird in einem Einführungsgespräch über die Wichtigkeit dieses Engagements, den Erwartungen an Freiwillige aber auch über Rechte und Pflichten aufgeklärt. Es wird u.a. erwartet, dass eine Person eine Geflüchtete/ einen Geflüchteten für mindestens 6 Monate begleitet und auf die Bedürfnisse der begleiteten Person eingeht. Die AOZ bietet regelmäßig Fortbildungen und Austauschmöglichkeiten für die Freiwilligen an um offene Fragen anzugehen, Missverständnisse zu vermeiden und ein hoch qualitatives Angebot aufrecht zu erhalten.