Welcome to Dublin
Mein Flug ging am Samstagabend Mitte Oktober und Dublin begrüßt mich mit reichlich Kälte, scheinbar der erste Wintereinbruch. Am nächsten Tag werde ich jedoch mit Sonnenschein entschädigt und kann die Gelegenheit nutzen die Stadt zu erkunden und schon einmal zu schauen wo ich die nächsten Wochen arbeiten werde. Von dem so wechselhaften und regnerischen irischen Wetter habe ich bisher noch nicht viel gesehen – ich bin mir aber sicher, dass dies noch kommen wird.
Ich bin während der vier Wochen in der Personalabteilung (Human Resources) des Dublin City Council (der Stadtverwaltung) eingesetzt. Das Gebäude ist ein großer Bau aus Sichtbeton mit vielen Fenstern. Es befindet sich direkt am Fluss Liffey, der mitten durch die Stadt fließt und erinnert mich eher an die repräsentativen Gebäude des Bundestages statt an eines der Lichtenberger Gebäude. Hier melden wir uns zunächst an der Rezeption der Human Ressources Abteilung. Wir nehmen Platz und werden darauf hin von einer Mitarbeiterin abgeholt und zu einer Einführungsveranstaltung für neue Mitarbeiter*innen gebracht an welcher wir teilnehmen dürfen. Hier sind neben uns noch etwa 10 andere Menschen die teilweise bereits seit einigen Monaten beim Dublin City Council (DCC) arbeiten. Mir fällt direkt die lockere Atmosphäre auf: obwohl die Menschen sich nicht wirklich kennen, kommen Sie schnell ins Gespräch. Bei dieser Veranstaltung geht es um das Kennenlernen des DCC, aber auch um
das Kennenlernen der Kolleg*innen. Beispielsweise sollen wir uns paarweise vorstellen: dafür wählt jeder aus einer Reihe von Bildern eines aus und erklärt kurz warum er dieses gewählt hat. Dieser Austausch findet zunächst zu zweit statt und anschließend stellen wir unseren Partner*in der Gruppe vor. Dieses und weitere kleine Spiele werden gemischt mit Präsentationen und Videos. Natürlich gibt es auch eine Pause mit Tee oder Kaffee und Süßigkeiten. Es wird viel Wert darauf gelegt, dass die neuen Mitarbeiter*innen die gesamte Organisation kennen lernen und wissen, was das DCC tut und wie vielfältig dieses ist. Beispielsweise ist die Feuerwehr ein großer Teil der öffentlichen Verwaltung.
Danach werde ich direkt in meine Abteilung gebracht und meinem Tutor aus der Resources-Abteilung für die ersten Wochen vorgestellt: Fergus. Alle duzen sich hier, auch der Chef der Abteilung wird lediglich mit dem Vornamen angesprochen. Was auch sofort auffällt: die gesamte Abteilung sitzt in einem riesigen Großraumbüro. Insgesamt sind dies sicherlich 40 Menschen. Erstaunlicherweise ist es hier jedoch nicht so laut wie man sich das vorstellt. Es wird nicht den ganzen Tag telefoniert und es herrscht eine gegenseitige Rücksichtnahme den anderen Kolleg*innen gegenüber. Für Meetings stehen den Mitarbeiter*innen bis zu 6 extra Räume zur Verfügung.
Bereits am ersten Tag bekomme ich einen PC-Zugang. Hier muss ich mich nur mit meinem Nutzernamen und Passwort anmelden, egal an welchem PC, was sehr komfortabel ist. Um die Büroräume zu betreten, bekomme ich am Ende des Tages auch meine eigene Karte. Mitarbeiter anderer Abteilungen können diese nicht einfach betreten und müssen sich bei der Rezeption melden und der zuständige Mitarbeiter kommt heraus, um das Anliegen zu klären oder es kann gleich an der Rezeption geklärt werden, sofern nur ein Schreiben benötigt wird.
Die wöchentliche Arbeitszeit ist 37 oder 39 Stunden. Die Pausen spielen hier jedoch ebenfalls eine große Rolle. Es gibt täglich eine halbstündige Teepause, die man in der Zeit von 10.00-11:30 Uhr machen kann. Die Mittagspause wird hier etwa ab 13 Uhr genommen und auch wenn man das Haus dafür nicht verlässt, muss man sich ausloggen und bei Dienstantritt wieder einloggen. Da ich keine Mitarbeiterin des DCC bin, muss ich dies aber nicht machen. Meine Arbeitszeiten beschränken sich auf die regulären Arbeitszeiten: 9 bis 17, freitags von 9 bis 15 Uhr, was dennoch eine Umstellung zu den Lichtenberger Gewohnheiten bedeutet.
Viele der Mitarbeiter bringen sich hier eigenes Mittagessen mit, andere gehen raus und besorgen sich etwas außerhalb. Nicht zuletzt ist bei der Wahl auch der Preis entscheidend. Die Iren verdienen insgesamt mehr als die Deutschen, die Lebenshaltungskosten sind jedoch deutlich höher. Kaum einer wohnt in der Stadt und die Wege und Zeiten, um zur Arbeit zu kommen, sind je nach Verkehrslage sehr unterschiedlich. Was mir auch auffällt: es fahren immer mehr Menschen mit dem Fahrrad, was in Dublin aber wahrscheinlich noch gefährlicher ist als in Berlin. Autofahrer, Radfahrer und Fußgänger sind verrückt. Rote Ampeln werden aber von Autofahrern und Radfahrern beachtet, im Gegensatz zu den Fußgängern: Diese laufen einfach bei einer Lücke über die Straße. In Berlin undenkbar.
Anders als in Lichtenberg findet in der Abteilung Recources neben dem Recruiting auch die Verwaltung der Daten statt. Der Auswahlprozess unterscheidet sich dabei deutlich von der Praxis wie wir sie in Lichtenberg kennen. Beispielsweise gibt es keine Moderation der Interviews. Das Gremium besteht nur aus drei Personen. Dabei wird darauf geachtet, dass Männer und Frauen vertreten sind. Es ist jedoch kein Mitglied der Beschäftigtenvertretung dabei. Es verspricht also eine interessante Zeit zu werden.