Nach einem sehr kurzen Flug bin ich sicher in Stockholm gelandet. Die erste Aufgabe war schon mal eine Monatskarte zu kaufen. Nummern ziehen ist Pflicht in Schweden, auch wenn keiner am Schalter ansteht. Und mit der Plastikkarte, meinem Monatsticket, fand ich mich auch schnell zurecht im Verkehrsdschungel. Es wird ausnahmslos kontrolliert, ohne Karte kann ich Bus und Bahn gar nicht benutzen. Da die Stationen immer angesagt werden, ist dies eine gute Übung die Aussprache der schwedischen Wörter zu wiederholen: Manches wird nämlich anders gesprochen als es geschrieben wird. (Bestellen Sie mal in korrekter Aussprache das Menü „Köttbullar“ in unserem geliebten schwedischen Möbelhaus: „Schöttbüllarr“.)
Der Vermieter meines Apartments hat mich vom Bahnhof abgeholt und auf dem Weg zum neuen Zuhause gleich meine Praktikumsstätte gezeigt. Ein riesiges Gebäude in einer guten Lauf- und Einkaufsgegend im Bezirk Farsta, dieser ist der südlichste Bezirk in Stockholm.
Das Wochenende habe ich genutzt um mich langsam einzugewöhnen.
Am Montag war es dann soweit, natürlich war ich aufgeregt wie es wird, wie wir mit der Sprache zurechtkommen und was mich erwartet!
In der Verwaltung ist es üblich, dass es überall einen Empfangsbereich mit Security gibt. Klienten können dort etwas abgeben oder sich von den Mitarbeitern abholen lassen. So auch ich! Ich bin der „Besuch aus Berlin.“
Die beiden Integrationslotsen Anneli und Siar haben mich dort abgeholt und mich herzlich in Empfang genommen. Ihre Leiterin hat sich entschuldigen lassen, da etwas Wichtiges dazwischen kam. Doch sie war in der Vorbereitung eine wichtige Ansprechperson und hat alles in die Wege geleitet, dass ich dort hinkommen konnte. Ich werde sie noch später kennenlernen.
In meinem Kopf war drin, dass ich vor einem großen Team einen Vortrag halten werde: über mich, über das LoGo! Europe-Programm, über die Arbeit in Berlin. Aber es war so, dass die beiden in Vorarbeit viele einzelne Termine mit den Kolleg*innen und Abteilungen vereinbart haben, damit ich mehr Zeit mit jedem Einzelnen habe und wir uns im Gespräch gegenseitig kennenlernen können. Da alle sehr aufgeschlossen sind, hätte es keine Mühe gemacht Wochenpläne aufzustellen. Und Wünsche und Änderungen können auch noch eingebaut werden. Das hat mich alles sehr gefreut!
Grundsätzlich war es so, dass mich meine beiden Mentoren eng begleitet haben, sich immer erkundigt haben wie es mir geht und dass ich mich wohl fühle. Auch sollte ich nie alleine die Mittagspause verbringen! Sie haben mich sehr gut in ihrer Arbeitsstelle aufgenommen! Sie führten mich von einer Abteilung zur anderen, stellten mich vor, sprachen aktiv andere an, um mich bekannt zu machen.
Jeder Termin war so, dass ich meine vorbereiteten Unterlagen zeigte, meine Arbeit und natürlich auch noch Berlin, den Bezirk Lichtenberg und das Programm LoGo Europe vorstellte, mehr oder weniger ausführlich oder je nach Wunsch und Bedarf. Die Kolleg*innen traten entweder alleine auf oder mit mehreren, sogar teilweise mit Powerpoint-Präsentation, aber immer mit einem Lächeln! Über unsere Englischkenntnisse wurde viel gelacht, da weder sie noch ich immer über das perfekte Fachvokabular verfügten! Manchmal erkannte ich ein deutsches Wort, wenn sie es schwedisch aussprachen. Oder wir fingen den Satz von vorne an und umschrieben es anders.
Am ersten Tag lernte ich schon eine Außenstelle der Stadtverwaltung kennen, in der in einem Nachbarschaftshaus u.a. die „Stadtteilmütter“ ihr Büro hatten. (Es gab auch schon einen Besuch mit den Kolleg*innen in Neukölln.) Mit dem Dienstauto besuchten wir zwei Flüchtlingsunterkünfte (ein ehemaliges Hotel sowie eine Containerunterkunft, ähnlich wie in Berlin). Natürlich gab es ein gemeinsames leckeres schwedisches Mittagessen, währendem ich in entspannter Atmosphäre schon mehrere des Teams näher kennenlernte.
Bis Freitag hatte ich mehr als ein Dutzend Termine mit unterschiedlichen Abteilungen und Stellen! Da ich mir trotz des Plans und der „Überschriften“ nicht viel vorstellen konnte, hab ich dann Stück für Stück erstmal mitbekommen um was es geht: Jugendamt, Team Häusliche Gewalt, Team „Sozialhilfe“, Wohnungslosenhilfe, Schuldnerberatung, Streetwork mit Jugendlichen, eine Jugendfreizeiteinrichtung, Erziehungs- und Familienberatungsstelle, Krabbelgruppe und Sprachcafé und ein Interview mit einer schwangeren Kollegin, die mich aus erster Hand über das schwedische System informierte.
Interessant waren auch die Rückfragen und das Interesse wie wir es so in Lichtenberg machen oder wie das deutsche System funktioniert (z.B. im Bereich der Gesundheitsvorsorge für Kinder).