Im August 2018 wechselte ich von der Wirtschaftlichen Jugendhilfe des Landratsamts Ostalbkreis in Baden-Württemberg in die Wirtschaftliche Jugendhilfe des Bezirksamts Lichtenberg von Berlin.
Bedingt durch die Größe des Bezirksamtes und die völlig andere Strukturierung innerhalb des Stadtstaates Berlin im Vergleich zum Flächenland Baden-Württemberg, fiel mir schon bald auf, dass die Gefahr des Auftretens von organisations-, kommunikations- und strukturbedingten Schwierigkeiten hier sehr viel höher einzustufen ist, als dies auf meiner früheren, viel beschaulicheren Arbeitsstelle der Fall war. Die Folgen könnten ein effizientes und dienstleistungsorientiertes Arbeiten schnell behindern, z. B. durch zu lange Arbeitswege sowie verzögertem Informationsfluss bzw. Informationsverlust. Dies könnte nicht nur die Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Ämtern bzw. Abteilungen erschweren, es könnte schlussendlich zu Unzufriedenheit unter den Mitarbeitern und damit einem angespannten Arbeitsklima führen. Was kann man also tun, um das Auftauchen solcher Schwierigkeiten bereits im Vorfeld zu umgehen? Mit großem Interesse habe ich hierzu die Ausschreibung zur
Beteiligung am Projekt „LoGo! Europe 2019“ gelesen. Die Chance, im Rahmen einer vierwöchigen Hospitation einen Vergleich zwischen der Stadt Berlin und einer ähnlich großen euro-päischen Stadt im Umgang mit den o. g. Schwierigkeiten ziehen zu können und dabei quasi nebenher meine interkulturelle Kompetenz zu verbessern und zu verfestigen, musste ich einfach nutzen.
Meine Wahl fiel hierfür auf Schwedens Hauptstadt Stockholm. Stockholm gehört zu den am stärksten wachsenden Städten Europas und gliedert sich in 14 Stadtbezirke – ähnlich also wie die Stadt Berlin, welche sich in 12 Bezirke gliedert. Stockholm ist mit ca. 960.000 Einwohnern auf einer Fläche von 187 km² zwar wesentlich kleiner als Berlin, dürfte jedoch im Arbeitsalltag in ähnlichem Umgang mit den o. g. Schwierigkeiten konfrontiert sein. Der Hauptgrund dafür, mich für Stockholm zu entscheiden, war jedoch, dass die Schweden bekannt sind für ihre Gelassenheit, Zufriedenheit und vor allem für eine gute Work-Life-Balance. Im „World Happiness Report 2017“ schafften es alle skandinavischen Länder unter die ersten zehn Plätze. Der World Happiness Report ist ein von den Vereinten Nationen veröffentlichter Bericht, der Ranglisten zur Lebenszufriedenheit in verschiedenen Ländern der Welt enthält. Deutschland schaffte es lediglich auf Platz 16, kann sich also von den Skandinaviern wirklich noch eine Scheibe abschneiden. Und genau diesen Plan verfolge ich mit meinem Projekt: Mir eine Scheibe abzuschneiden und sie am Ende meiner Hospitation mit nach Berlin zu bringen und an meine Kollegen zu verteilen.
Optimal wäre hierfür natürlich eine Entsendung ins Jugendamt der Stadt Stockholm gewesen, um den direkten Vergleich zu den Arbeitsabläufen im Berliner Jugendamt herzustellen. Doch es kam anders als geplant und ich erhielt die Nachricht, dass zwar nicht das Jugendamt, jedoch das Amt „Intro Stockholm“ mich als Hospitantin aufnehmen könne. Im Rahmen eines freundlichen Telefonats mit der Leitung des Amtes erhielt ich einen kurzen Überblick über die Tätigkeit von „Intro Stockholm“ und entschied in Absprache mit meiner Teamleitung, dass mein Projekt auch in diesem Bereich gut durchzuführen sei. Intro Stockholm ist ein spezielles Amt der Sozialverwaltung, welches für Menschen zuständig ist, die entweder das Asylverfahren durchlaufen haben oder durch das UNHCR Resettlement Programm von Schweden aufgenommen wurden und nun einen sicheren Aufenthaltsstatus in Schweden haben. Intro unterstützt sie bei den ersten Schritten in die Gesellschaft, z.B. bei der Beschaffung von Wohnraum und Betreuungsplätzen für Kinder, beim Erlernen der Sprache und beim Eintritt in die Arbeitswelt.
Hört sich spannend an, nicht wahr? Finde ich auch!
Mein Hauptaugenmerk liegt darauf zu erfahren, wie das Amt organisiert bzw. strukturiert ist, wie der interne und externe Informationsaustausch stattfindet, wie die Teambildung gefördert wird, was die Stadt Stockholm dafür tut, Mitarbeiter zu integrieren und zu motivieren und und und…
Ich bin schon sehr gespannt auf die neuen Erfahrungen, die ich sammeln werde!