Anna Z. berichtet aus Malmö

Anna Z.

Anna Z.

Es war im Jahr 2020 als ich mitbekam, dass es eine Ausschreibung für das Projekt LoGo-Europe gibt. Ein Austauschprogramm im Berliner Bezirksamt…das klang für mich gleich sehr innovativ und ein bisschen multi-kulti… wie von einem frischen Wind beflügelt begann ich mit dem Schreiben meines Motivationstextes.
Kurz etwas zu meiner Person: ich bin 34 Jahre alt und habe einen Masterabschluss in Sozialpädagogik (Vertiefungsgebiet: Sozialpolitik und internationale Relationen) sowie einen Abschluss in systemischer Familientherapie. Seit 8 Jahren arbeite ich im öffentlichen Dienst. Davon 2,5 Jahre im Regionalen Sozialpädagogischen Dienst des Jugendamtes in Berlin-Wedding und seit 5,5 Jahre bin ich in der Erziehungs- und Familienberatungsstelle in Berlin-Lichtenberg angestellt. Mein aktueller Tätigkeitsschwerpunkt umfasst Elternberatung zu Themen wie Trennung/ Scheidung/ Umgang, Paarberatung, Familienberatung. Ein Teilbereich meiner Beschäftigung umfasst die Koordination für Begleiteten Umgang. Hierbei bearbeite ich Fallanfragen des Jugendamtes und prüfe gemeinsam mit den KollegInnen, unter welchen Voraussetzungen ein begleiteter Umgang durch einen Träger eingesetzt werden kann oder inwieweit die Notwendigkeit einer anderen Hilfeform besteht. Alles in allem mache ich den Job sehr gern. Neben dem dienstlichen Background interessiere ich mich privat für meine Familie und Freunde, die Natur, Sport und Yoga.

Die heutigen Anforderungen an die Gesellschaft sind vielschichtig. Zuwanderung wegen Flucht und Vertreibung, Klimaschutz, Ressourcenknappheit oder unter anderem Konfliktmanagement sind aktuell brisanter denn je. Die Vereinbarung von Beruf und Kind sind auch immer wieder Thema. Umso mehr bedarf es einer guten Kooperation und Stärkung der Ressourcen zur Gestaltung einer schönen und bunten Zukunft. Wir bewegen uns in einer Zeit der vielen Möglichkeiten und Vernetzungen durch digitale Medien, welche auch Schwierigkeiten mit sich bringen. Es ist ein Austausch der Erfahrungen und eine Optimierung der Abläufe in allen benannten Kontexten notwendig, zum Mehrgewinn für Mensch und Natur. Einen Einblick zu erhalten in das Sozialsystem einer Partnerstadt, ist für mich ein „über den Tellerrand schauen“ zum Nutzen für das eigene Arbeitsfeld und Weiterentwicklung meiner Fachlichkeit. Viel Freude beim Lesen meines Blogs.

Tür vom Familiencenter

Familjens Hus

Die erste Woche in Malmö

An meinem ersten Tag habe ich mich als erstes mit zwei leitenden schwedischen Kolleginnen auf einen Tee in der Stadt getroffen. Wir haben uns zu nächst miteinander bekanntgemacht und grundlegende Informationen über unsere Personen und unsere Arbeitsaufgaben geteilt.
Während meiner Zeit in Malmö werde ich Bereiche der Arbetsmarknads- och socialförvaltingen (Arbeitsmarkt und Sozialverwaltung) kennenlernen. Die schwedischen Kollegen haben mir einen gut strukturierten Plan für den kompletten Monat ausgearbeitet. Während der nächsten Wochen werde ich in den Bereich der „Verksamhetsområde individ och familj“ (Tätigkeitsbereich Einzelperson und Familie eintauchen), dieser Abteilung untergliedert sind “Forebyggande och tidigt stöd“ (Prävention und Frühförderung) sowie „Socialradgivare faltgrupp“ (Feldgruppe Sozialberater). Im weiteren Verlauf werde ich auch noch weitere Bereiche kennenlernen, auf diese werde ich in den folgenden Blogeinträgen näher eingehen.

Nach dem Tee in der Stadt bin ich mit einer Kollegin zu ihrem Büro gelaufen. Innerhalb der Räumlichkeiten wurde ich mit einer weiteren Person bekannt gemacht. Mir wurde die grundlegende Struktur des Organigrams erklärt.
Gleich zu Beginn meines Aufenthalts fiel mir auf, dass alle Kolleginnen mit digitalen Kalendern, Diensthandys und Laptops arbeiten. Die kompletten Räumlichkeiten sind sehr modern und geschmackvoll eingerichtet. Es gibt sogar eine Waschmaschine und eine Dusche in den Sanitären-Räumen des Bürokomplexes. Die Malmöer Verwaltung hat mir ein Dienstfahrrad zur Verfügung gestellt, mit welchem ich nun die Stadt unsicher mache :-) …

Innenausstattung im Familjens Hus

Im Familjens Hus

Während meines gesamten Aufenthalts möchte ich mich gern folgenden Fragestellungen widmen:
Welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede in der Arbeit mit hochstrittigen Elternteilen zeigt die Malmöer Sozialverwaltung im Vergleich zu Arbeit in Berliner Erziehungs- und Familienberatungsstellen? Gibt es Unterschiede in Methoden und Interventionen? Wie wird in Gerichtsprozessen mit hochstrittigen Eltern vorgegangen?
Wie wird in Fällen von häuslicher Gewalt vorgegangen?
Welche Hilfsangebote gibt es für Familien mit drogenabhängigen Eltern?

Den Dienstag, Mittwoch und Freitag habe ich in unterschiedlichen Familjecentralen (Familienzentrum) verbracht. Alle Angebote sind freiwillig, die Klienten kommen somit selbstmotiviert. Die Familjecentralen sind unterteilt in vier Bereiche: Es gibt einen Bereich mit Hebammen, diese führen Untersuchungen von Schwangeren und Frauen durch, verschreiben Verhütungsmittel oder Medikamente und beraten zu auftretenden Gesundheitsfragen. Der Bereich der Kinderkrankenschwestern bildet ein weiteres Bein der Zentren, dort kann man mit seinen Kindern hinkommen zur Untersuchung der aktuellen Entwicklung der Kinder oder Impfungen durchführen lassen.
Es gibt eine Fjörskola (Vorschule) als dritte Abteilung der Familjecentral. Diese bildet ein offenes Angebot für Eltern mit Kindern zwischen 0-6. Die Eltern können dort gemeinsam mit ihren Kindern Ihre Zeit verbringen, frühstücken, spielen und basteln, Angebote wahrnehmen, sich mit anderen Eltern austauschen und Kontakte knüpfen.

Als vierte Säule der Zentren gibt es eine Elternberatung, die von Sozialarbeiterinnen durchgeführt wird. Während meiner ersten Woche bin ich in 3 verschiedenen Familienzentren gewesen. Durfte an einer Teamsitzung teilnehmen sowie an einem Beratungsgespräch. Mit mehreren Kolleginnen hatte ich diverse Fachgespräche zum kollegialen Austausch. Bei Elternberaterinnen können fünf Gespräche kostenlos ohne Antragsverfahren wahrgenommen werden. Sollten mehr Gespräche gewünscht und notwendig sein, muss dies individuell abgestimmt werden. Es gibt auch Fälle in denen der Sozialdienst den Bedarf erkannt hat und die Familien an die Elternberatung weiterleitet.

Wegweiser auf Schwedisch

Wegweiser

Am Donnerstagvormittag war ich bei der Koordination des Projektkonzeptes gegen häusliche Gewalt. Sie arbeitet in der „Strategisk avdelning“ (Strategische Abteilung). Das Konzept richtet sich an alle Betroffenen Menschen, die häusliche Gewalt erleben- als Opfer aber auch an gewalttätige Personen. Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen sollen passende Unterstützungsmöglichkeiten zur Verfügung gestellt werden, um nachhaltig die Situation zu verbessern. Während des Gesprächs konnte ich bereits Unterschiede in der Vorgehensweise feststellen. Der Bereich des Sozialen Dienstes hat unter anderem die Verpflichtung der Polizei Fälle von häuslicher Gewalt zu melden. Erst nachdem der Soziale Dienst die Meldung bei der Polizei gemacht hat, werden die Eltern darüber in Kenntnis gesetzt. Die Polizei setzt sich dann mit den Betroffenen in Verbindung und führt ein Gespräch in welchem auf die Folgen der Handlungen aufmerksam gemacht sowie Unterstützung angeboten wird.

Donnerstagnachmittag hatte ich einen Termin im Bereich „Verksamhetsomrade boende, tillsyn och service“ (Einsatzgebiet Unterkunft, Betreuung und Service) mit einer Qualitätsmanagementbeauftragten. Sie prüft Projekte, die staatlich finanziert sind auf „Herz und Nieren“. Das bedeutet, dass sie z.B. Befragungen durchführt bei Heimbewohnern, bei Beschwerden oder z.B. Gewaltvorfällen und gegebenfalls Prozesse einleitet. Sie kooperiert auch mit der Pressestelle bei z.B. geplanten Hausumzügen in andere Gebäude. Zusammen erstellen sie Broschüren, die das neue Wohnumfeld vorstellen und die Gegend für die Menschen „schmackhaft zu machen“. Sie hat sich den kompletten Nachmittag Zeit genommen, um mit mir über die gesetzlichen Grundlagen und über die Struktur der Sozialverwaltung zu sprechen.

Die erste Woche war sehr intensiv, ich konnte viele Eindrücke sammeln. Alle schwedische Kolleginnen haben mich sehr herzlich aufgenommen. In der kommenden Woche werde ich den Montag beginnen mit einem Besuch im Fämilijerätten. Was das genau ist und welche Aufgaben dort angesiedelt sind, erfahrt ihr in meinem nächsten Blogeintrag.

Die zweite Woche

Famijerätten- Was hat es damit auf sich?

In meinem letzten Blog hatte ich die Frage in den Raum gestellt, was „Familjerätten“ wohl bedeutet. Und seid ihr darauf gekommen? Tatsächlich hat es nichts mit einem Familienratespiel zu tun, sondern vielmehr mit einer weiteren ernsthaften und verantwortungsvollen Arbeit. Das Wort Familjerätten hört sich fast an wie die deutsche Begrifflichkeit „Familie retten.“ Ob die Mitarbeiter tatsächlich die Familien retten können, sei an dieser Stelle mal dahingestellt. Jetzt spann ich euch mal nicht länger auf die Folter, es geht um die Tätigkeit im Bereich des Familiengesetzes. Diesen Montag hatte ich ein Meeting mit der Leitung dieses Bereichs. Sie schilderte, dass ca. 30 Kolleg*innen in diesem Bereich tätig sind. Die Abteilung ist für alle Familien, die in Malmö leben zuständig.
Folgende Schwerpunkte liegen in der Hand der Kolleg*innen:

- durchführen von Informationsgesprächen bezüglich gerichtlichen Verfahren
- während Familiengerichtsverfahren: Anhörung der Eltern und Kinder sowie bei Bedarf Familienangehörige, Kindergarten oder Schule
- Stellungnahmen nach Trennung und Scheidung zu Umgang, elterliche Sorge und Aufenthalt eines Kindes (das Familiengericht kann die Kolleg*innen um Stellungnahmen bitten)
- es können Vereinbarungen auf Elternebene verschriftlicht werden im Bereich Umgang, Aufenthalt und elterliche Sorge, welche den gleichen Status aufweisen wie ein Dokument des Familiengerichts
- Mediationsgespräche zwischen Elternteilen sind vor Ort möglich
- aufklärende und vorbereitende Tätigkeit im Bereich Adoptionsverfahren

Fazit: Im Vergleich zu unserer Struktur gibt es hier einen erheblichen Unterschied im Umgang mit (hoch)strittigen Eltern: Es handelt sich bei Familjerätten um eine Fachstelle, die Stellungnahmen für das Familiengericht ausarbeitet. In Berlin obliegt diese Aufgabe den Kolleg*innen des Regionalen Sozialpädagogischen Dienstes. Längerfristige Beratung findet jedoch auch hier nicht statt. Kurzweilige Mediation jedoch schon.

gemütliches Zimmer

Treffen im „Barn och Föräldrastödet“

Der Bereich „Barn och Föräldrastödet“ bedeutet sinngemäß übersetzt: frühe Interventionen, Hilfe für Familien und Kinder. Empfangen wurde ich in wunderschönen Räumlichkeiten- auf eine andere Weise kann ich es nicht beschreiben.
Innerhalb dieser „Premiumräume“ finden folgende Angebote statt:

- Beratung und Unterstützung für Einzelpersonen, Paare und Familien
- Elternunterstützungsprogramme in Gruppen oder einzeln
- Kindergruppen Gruppenangebote für Kinder von drogenabhängigen bzw. psychisch kranken Eltern zur Stärkung der Resilienz (16 Termine im Schulhalbjahr, Altersspektrum 8-9, max. 10 Teilnehmer)
- Kürzere, freiwillige Kontakte ohne Dokumentation
- Netzwerkarbeit mit Familien- und Helfersystemen
- Umgänge

Innerhalb von diesem Bereich arbeiten 10 Sozialarbeiter, davon sind 3 männliche Kollegen, manche von Ihnen haben den psychologischen Psychotherapeuten andere wiederum den systemischen Familientherapeuten als Zusatzqualifikation oder machen gerade parallel zum Job eine therapeutische Ausbildung. Und falls ihr euch an dieser Stelle fragt, wie das geht, dass Sozialarbeiterinnen eine psychotherapeutische Ausbildung für Erwachsene absolvieren…in Schweden ist das möglich.
Auch in dieser Beratungsstelle können Klienten sich selbst melden und 5 Termine, maximal 7 vereinbaren, sollte doch ein weiterer Bedarf an Beratung bestehen, verweisen die Kolleginnen an andere Bereiche weiter oder müssen die Fortführung der Beratung mit ihrer Leitung abstimmen. Im Vergleich zu unserer Beratungsstelle in Berlin haben wir definitiv mehr Möglichkeiten, auch intensivere Beratung nach Bedarf anzubieten. Jedoch ist die Inneneinrichtung dieser Beratungsstelle meiner Meinung kaum „zu toppen“, schaut selbst auf den Bildern.
In allen Bereichen, in denen ich bisher war, bekommen die Kolleg*innen und Bürger*innen kostenlosen Tee, Kaffee, Wasser, laktosefreie Milch und normale Milch. Selbstverständlich darf der „Haverdryck“ nirgends fehlen, ihr wisst schon was ich meine ;-) …

Besuch im Integrationszentrum

Weiter geht’s am Dienstag mit dem Fahrrad zu dem nächsten Bereich…Im Gegensatz zu den anderen Institutionen, die ich bisher besucht habe ist das wohl von außen und innen am spärlichsten aussehende Gebäude. Wie man so schön sagt, auf die inneren Werte kommt es an, hierbei meine ich die Kolleg*innen und Menschen, die dieses Gebäude mit Leben füllen. Und keine Sorge, die Räumlichkeiten werden umziehen. Somit gibt es für die Kolleg*innen auch Aussichten auf eine Veränderung.
Wie der Name so schön sagt, handelt es sich bei diesem Ort um ein Zentrum der Integration. Als Person, die sich in Schweden mit einer Aufenthaltserlaubnis der schwedischen Migrationsbehörde aufhält, kann man hier telefonisch oder vor Ort Informationen erhalten über Schweden und Malmö. Außerdem geben Sie über ganz unterschiedliche Bereiche diverse Informationen, z.B. über offene Vorschule/ Vorschule, Schulbildung, Gesundheitsversorgung, Beratung und Unterstützung in finanziellen Fragen sowie bei der Wohnsituation usw.
Es findet jeden Tag eine offene Sprechstunde statt von 9:00-12:00 Uhr und von 13:00 -15:00 Uhr. Die Klienten können jedoch einen Termin außerhalb dieser Zeiten vereinbaren. Genau pünktlich zu Sprechstundenbeginn habe ich mich gleich bei den anderen Menschen eingereiht und ich stellte mir so vor, wie das wohl wäre, wenn ich mir nun eine Beratung einholen würde, weil ich neu in Malmö bin…
An diesem Tag habe ich mich intensiv mit einer Kollegin ausgetauscht, welche mir die Arbeitsweisen an Hand einer Präsentation erklärt hat. Es wurde deutlich, dass das Integrationszentrum auch ein Gruppenangebot für Eltern durchführt- genau der gleiche Kurs, der auch in den Familjecentralen durchgeführt wird: „Parenting in Sweden“- dazu später mehr.
Am Nachmittag haben die Kolleginnen und ich eine in Schweden übliche „Fika“ abgehalten, das heißt, man trinkt Kaffee oder isst einen Snack. Den lecker aussehenden Kuchen (leider nicht vegan/ glutenfrei) habe ich dankend abgelehnt und stattdessen wurden mir leckere Äpfel und Birnen gereicht – ein Schmaus!

Folketspark

Folketspark

Folketspark- Stadsbiblioteket Malmö Stad- Pildammsparken

Da die Kolleginnen aus Malmö sehr stolz auf ihre Stadt sind und das auch zu allem Recht sein dürfen, haben eine Kolleginn am Mittwoch ein Treffen der besonderen Art miteinander vereinbart. Wir haben uns beim Folketspark getroffen und haben eine kleine Tour mit den Fahrrädern gemacht. Der Folketspark -übersetzt bedeutet dies Volkspark- war früher ein Treffpunkt für die Menschen und dies ist er auch heute noch. Nur hat er sich von einem unkommerziellen zu einem weitgefächerten und doch auch konsumträchtigen Angebot weiterentwickelt. Hier werden jegliche Bedürfnisse gestillt, es gibt Badesommerplanschen für Kinder, Spielmöglichkeiten, jede Menge Restaurants, Minigolf, Boulé usw. In diesem Park finden immer wieder Vergnügungsveranstaltungen wie Festivals, Konzerte oder andere Dinge zur menschlichen Belustigung und zum Zeitvertreib statt. Mir wurde berichtet, dass man diese Parks in allen größeren Städten finden kann und sie eine Art Tradition mit sich bringen.

Der Nächste Stopp unserer kleinen Tour war die „Stadsbiblioteket“, ganz klar was das bedeutet- Bücher, Bücher und nochmals Bücher und diverse mediale Möglichkeiten zur Erweiterung des menschlichen Horizontes für klein und alt. Bei dieser Bibliothek handelt es sich um ein Haus der besonderen Art. Die alten liebevoll sanierten Mauern würden wohl eine Geschichte erzählen, wenn sie könnten. So schweigsam wie das Gebäude selbst, ging es innerhalb der Räume weiter – diese unglaubliche Ruhe, die ich an Bibliotheken liebe, ein Ort der Wissenschaften, Geschichten, Professionen, Denker, Leseratten, des „zusammen still seins“ und „in sich gehens“. Besonders angetan hat mich der Bereich für Kinder, ich habe noch nie eine so liebevoll eingerichtete Bibliothek gesehen, mit kleinen Gängen und süßen Leseecken, bunt und verspielt sowie detailverliebt. Da kann ein Kind sich ganz der Fantasiewelt hingeben und in die eine oder andere Geschichte tief eintauchen.

Bevor wir uns in das Familjencentralen Solstrålen begegeben haben sind wir noch kurz in den „Pildammspark“ vorbeigefahren, es ist ein wunderschöner, großer Park der zum Verweilen und abschalten einlädt. Zum Verweilen hatten wir leider keine Zeit, da meine Kolleginn und ich noch den Kurs „Parenting in Sweden“ mit den Klienten gemeinsam durchlaufen wollten.

Park

Kurs: „Parenting in Sweden“

Mittwoch, Donnerstag und Freitag wurde mir der Kurs „Parenting in Sweden“ in Theorie sowie in Bild und Ton nähergebracht.
„Parenting in Sweden“ ist ein Kurs, der Menschen, die aus anderen Ländern nach Schweden gezogen sind, die schwedische Kultur und Struktur sowie die Erziehungshaltung der Schweden vermitteln soll.
Der Kurs Parenting in Sweden findet normalerweise in einer Gruppenstärke von mindestens 5- maximal 15 Personen statt. Der Kurs hat 5 Sitzungen von jeweils 3,5 Stunden.
Innerhalb eines Jahres wird der Kurs ca. 6-8 Mal im Jahr an jedem Familjencentralen angeboten.
„Parenting in Sweden“ folgt einem strukturierten Manual. Folgende Inhalte behandelt der Kurs:

- geschichtlicher Exkurs Schwedens
- Leben mit verschiedenen Kulturen
- Kinderrechte
- Erwachsenenrechte
- Elternrechte
- Gleichberechtigung in der Elternschaft
- Freizeitaktivitäten für Kinder
- Konzeptvorstellung Offene Vorschule
- Vorschule
- Schulbildung in Schweden
- Jugendclubs
- Gesundheitsversorgung in Schweden
- Pubertät – Alkohol-, Medikamente-, Drogenprävention
- Unterstützungsmöglichkeiten

„Parenting in Sweden“ wurde ausnahmsweise mit zwei Müttern durchgeführt, die beide ihre Kinder (ein Jahr sowie 2 Monate alt) dabei hatten… Dies war in diesem Sonderfall möglich, da von der Sozialarbeiterin ein großer Bedarf nach Integration der beiden Mütter gesehen wurde.
Es waren eigentlich drei Stunden angedacht, nach der Hälfte der Zeit mussten wir den Kurs vorzeitig beenden, da es einem Kind gar nicht gut ging. Es bekam plötzlich während des Kurses Fieber und Durchfall. Am Folgetag stellte sich heraus, dass dieser begonnene Kurs erstmal nicht fortgeführt wird, bis es dem Kind wieder gut geht, damit die Mutter keine Inhalte verpasst. Stattdessen durfte ich in einem Kurs, welcher schon weiter vorangeschritten war, mitmachen. Der Kurs fand auf Schwedisch und Englisch in einem Co-Team statt. Außerdem gab es eine Übersetzerin die auf Urdu übersetzte. In der Sitzung ging es um die Pubertät, Alkohol, Drogen und Unterstützungsmöglichkeiten. Ich muss sagen, dass ich mich schon sehr konzentrieren musste, da parallel auf unterschiedlichen Sprachen gesprochen und übersetzt wurde. An dieser Stelle muss ich gestehen, dass die Flexibilität und Offenheit, die die Kolleginnen mitbringen, mich sehr beeindruckt hat. Innerhalb des Kurses gibt es kleine Videos, die gezeigt werden, Handouts zum Mitlesen, Inputs von den Kursleiterinnen sowie Diskussionsrunden zu Themen, in denen die elterliche Haltung gefragt ist.

Eine aufregende und spannende Woche neigt sich dem Ende zu. Nun bin ich bei der Halbzeit meines Schwedenaufenthalts angekommen. Und damit verabschiede ich mich in die neue Woche mit „Ha en bra dag!“

Die dritte Woche

Diese Woche habe ich wieder viel erlebt. In die unterschiedlichsten Bereiche durfte ich „reinschnuppern“ …In folgenden Arbeitsfeldern war ich unterwegs: Familjecentralen in Radmansvangen (über diese Institutionsform hatte ich bereits ausführlich berichtet), Kriscentrum. „Evonhuset“, „Forebyggarna sektion“ und „Umgasen och umgangesstöttarna“.

Im Kriscentrum

Bei meinem Besuch im „Kriscentrum“ (Krisenzentrum) habe ich wieder einmal eine super nette Person getroffen, die Projektleiterin des neuen Projekts IPVI „Intimate Partner Violence Intervention“.
Es handelt sich bei dem Projekt um ein präventives Verfahren, welches Inhalte der amerikanischen Strategie „National Network for Safe Communities“ vom John Jay College adaptiert hat.
Innerhalb diesen Projektes kollaborieren Polizei, Justiz und Sozialverwaltung miteinander. In Schweden ist es gesetzlich verankert, dass bei häuslicher Gewalt Unterstützung angeboten werden muss. Es ist geplant, dass die Polizei und Kolleginnen des Sozialen Dienstes engmaschig zusammenarbeiten und die betroffenen Haushalte aufsuchen, um Aufklärungsarbeit zu leisten. Es soll über Folgen von häuslicher Gewalt und Hilfsangebote besser aufgeklärt werden. Dabei gehen die Kolleginnen von unterschiedlichen Szenarien von häuslicher Gewalt aus. Bei einmaligen „milden“ Geschehnissen werden Opfer sowie Täter separiert voneinander angeschrieben, bei mehrmaligen Geschehnissen finden zusätzlich zu dem Brief jeweils Gespräche statt. Bei Intensivtätern prüft die Polizei allein, welche Schutzmaßnahmen für die Opfer getroffen werden können und welche Folgen die Tat für die Beteiligten hat. Die Kollegin schilderte dass das Projekt in Schweden noch am Anfang steht, aber dass sie es mehr und mehr etablieren wollen. Schweden möchte damit Verantwortung übernehmen für die Opfer von häuslicher Gewalt. Die Mitarbeiterin und ich haben uns auch dazu ausgetauscht, wie man als Fachkraft den Alltag mit vielen intensiven Fällen gut meistern kann. Wir waren uns schnell einig, dass Humor das Beste Mittel dafür ist.

Evonhuset- ein Ort gegen Menschenhandel und vieles mehr

Im „Evonhuset“ werden folgende Themenfelder abdeckt: Menschenhandel, Prostitution, Sexsucht, Pornosucht, sexuelle Gesundheit, Beeinflussung der Partnerschaft durch Prostitution eines Partners/Partnerin, Beeinflussung der Elternschaft durch Prostitution, Drogenabhängigkeit in Verbindung mit dem Thema Prostitution.
Die Kolleginnen berichtet mir, dass bereits betroffene Personen ab einem Alter von 15 Jahren ins Evonhuset kommen können, um Unterstützung und Beratung wahr zu nehmen.
Im Gespräch schilderten die Kolleginnen, dass sich in Schweden meistens Frauen prostituieren. Es gibt jedoch auch einen geringeren Anteil von Männern die dieser Tätigkeit nachgehen. Jedoch haben die Kolleginnen festgestellt, dass zu meist Männer mit dem Thema Sexsucht zu Ihnen kommen. Viele Frauen, die Sex für Geld anbieten, kommen ins Evonhuset um kostenlose Kondome, Gleitgel und die Kontaktherstellung zu einer/m Gynäkologen/in zu erhalten. Aber auch in Partnerschaftlichen Problemen erhält der Personenkreis Beratung und Unterstützung. Beratung kann anonym erfolgen.
Die Einrichtung kooperiert in Einzelfällen mit dem Sozialen Dienst, der Polizei, der Migrationsbehörde und dem Integrationszentrum, sowie mit dem gynakologischen Bereichen der Kliniken. Die Kolleginnen bieten auch Aufklärungsarbeit in Gefängnissen an.
Beratungen sind vor Ort, per Mail, telefonisch und in Form von Hausbesuchen oder in öffentlichen Plätzen möglich. Die Länge der Beratungen kann individuell mit den Klienten abgestimmt werden. Bei Bedarf werden die Menschen auch an andere Institutionen weitergeleitet. Interessant fand ich, dass auch Paarberatung angeboten wird und das dies auch über einen längeren Zeitraum möglich ist.

Beratungsraum

Umgangsraum

Präsentation unserer Erziehungs- und Familienberatungsstelle

In dieser Woche habe ich zweimal die Möglichkeit bekommen, die Erziehungs- und Familienberatungsstelle sowie die Struktur unseres Jugendamtes in den Teamsitzungen von zwei „Ledningsgrupp“ Leitergruppen vorzustellen. Es ist wirklich schön zu erleben, wie interessiert die Kolleginnen von Schweden auch an unserer Arbeit sind.

„Parenting in Sweden“ oder der Alptraum der danach geschah

Erneut habe ich die Möglichkeit bekommen in dem Kurs dabei sein zu dürfen. Inhaltlich wurde das Konzept der Offenen Vorschule und der Vorschule vorgestellt.
Thematisch wurde auch das Thema „Gender“ aufgegriffen. Es gab eine interessante Gesprächsrunde, ob Jungen Mädchenkleidung tragen dürfen oder nicht.
Eine alleinerziehende Mutter ist nach dem Kurs mit ihrem Kind zurück in den Abstellraum für die Kinderwägen gegangen, um sich fertig zu machen für den Heimweg. Nichts ahnend begab sie sich in den Raum. Kurze Zeit später kam die Mutter mit ihrem Kind verstört zu uns zurück und berichtete, dass der komplette Kinderwagen mit samt ihren Sachen verschwunden war. Alles wurde geklaut: Schlüssel, Geldbörse, Kinderwagen. Die Mutter war selbstverständlich beunruhigt. Ihr Telefon hatte sie zum Glück bei sich. Somit musste sie erstmal mit ihrem Kind im Familjecentralen verharren. Sie rief Familie aus Kopenhagen an, damit sie ihre Ersatzwohnungsschlüssel erhalten konnte. Den Schlüsseldienst musste sie auch kommen lassen, der das Schloß austauschte. Durch ihren Bankanbieter musste sie auch alle Karten sperren lassen.

Das Menschen so unglaublich scheiße sein können ist wirklich unfassbar, das gibt es leider überall auf der Welt. Wenn einem Menschen so etwas passiert, zahlt man immer einen hohen Preis dafür: Stress, Zeit und Geld. Wir werden es wohl leider nie erfahren, wer die Sachen entwendet hat…aber Karma lässt grüßen- meistens ist es so, wenn man jemanden etwas absichtlich schlechtes antut, kommt es auf einen selbst wieder zurück. Das ist an dieser Stelle vielleicht ein kleiner Trost für die Mutter.

Backsteingebäude

Innenhof “Umgasen”

Besuch in „Förebyggarna sektion“

Der Bereich der „Förebyggarna sektion“ ist für Kinder und Jugendliche im Alter von 12-16 Jahren zuständig. Es handelt sich um einen präventiven Bereich in welchem 8 Personen arbeiten. Dieser Abschnitt der Sozialverwaltung arbeitet ganz eng mit Schulen und der Polizei zusammen. Die Sozialarbeiter*innen (hier gibt es auch drei männliche Kollegen) sind für 20 Schulen zuständig, mir wurde gesagt, dass es die Hälfte der weiterführenden Schulen in Malmö sei. Schulen können in diesem Bereich einen Wunsch nach Kooperation bekunden. Sobald eine Kooperation entsteht wird ein breites Angebot an Weiterbildung, Schulung und Rücksprache für Lehrer und Schüler zur Verfügung gestellt. Die Fachkräfte bieten Programme in den Schulen an sowie Beratungen für Jugendliche/ Kinder und auch Hospitationen. Es gibt ein Multikulturelles Programm, welches Themen wie Gewalt, Gruppendruck und Mobbing aufgreift. Es werden den Schüler*innen Videos gezeigt, außerdem wird viel mit Diskussionsrunden gearbeitet. Aber auch Erlebnispädagogik ist ein Teilbereich der Inhalte- klettern, Fahrrad fahren und Ausflüge sind ein gern gesehenes Angebot bei den Kids.
Wie zuvor erwähnt gibt es eine enge Kooperation mit der Polizei. Es gibt die Möglichkeit den Jugendlichen einen Einblick bei der Polizei in Form von einem Besuch zu organisieren.
Die Kolleginnen bieten auch themenspezifische Elternabende (Mobbing, Medien etc.) an.
Es finden gemeinsam mit der Polizei sogenannte „Safty walks“ innerhalb der Stadt statt. Diese dienen dazu die Stadt Kinder und Jugendfreundlicher sowie sicherer zu machen. Bei diesen Begehungen von diversen Orten werden unter anderem Fragen gecheckt wie, ist genügend Licht am Abend vorhanden? Wo finden Drogenverkäufe statt? Gibt es Treffpunkte von „Jugendgangs“?
Ganz modern zeigen sich die schwedischen Kolleg*innen auch in diesem Bereich. Es wurden bereits einige präventive Videos in Kooperation mit der Polizei erstellt zum Beispiel zum Thema „Wie erkenne ich, dass mein Kind Drogen konsumiert?“

Bett

Ruheraum für Mitarbeitende

Besuch im „Umgasen + umganängesstöttarna“

Im „Umgasen + umganängesstöttarna“ handelt es sich um einen Bereich der sich auf das Thema Umgang und Umgangsunterstützung spezialisiert hat. Hier arbeiten 15 Sozialarbeiterinnen, wovon eine Person die Leitung inne hat.
Es ist ein sehr großer Bereich, der erst 5 Jahre alt ist. Hier findet man wunderschöne Umgangs- und Beratungsräume.
Der Soziale Dienst baut den Kontakt zu dieser Abteilung auf, wenn ein Bedarf für einen begleiteten Umgang oder eine Umgangsanbahnung besteht. Die Altersspanne der Kinder ist 0-12 Jahre.
Es gibt unterschiedliche Fälle, für welche sie zuständig sind. Zum Einen für Kinder, die in einer Pflegefamilie leben oder für Fälle von Familien, in denen sich nach einer Trennung durch diverse Gründe ein Kontaktabbruch zum Kind entwickelt hat. Gründe für einen Kontaktabbruch können sein: Streit der Eltern, Drogen- oder Alkoholkonsum der Eltern, Gewalt etc.. Es besteht keine Schweigepflicht zum Sozialen Dienst. Die Kolleginnen von „Umgasen“ sind sogar befugt in individuellen Fällen Alkoholtests durchzuführen, zur Überprüfung des Kinderschutzes. Auch sehr fortschrittlich an diesem Bereich finde ich, dass es sogar einen Ruheraum für Mitarbeiterinnen gibt, in denen bei Bedarf ein Schläfchen gehalten werden kann.

Essensbereich

Essensbereich

Die vierte Woche

Nun ist meine letzte Woche hier in Schweden gekommen. Die Zeit ging sehr schnell vorbei. Aber an dieser Stelle möchte ich euch natürlich nicht vorenthalten, welche Bereiche ich durchlaufen durfte und was mir dabei interessantes passiert ist. Ich versuche mich dabei so kurz wie möglich zu halten. Der Bereich ist zuständig für Familien mit Kindern im Alter von 0 bis zu 12 Jahren.

In der Abteilung „Enebackens Barn- och familjeinstitution“

Am Montag war ich im „Enebackens Barn- och familjeinstitution“. Dies ist eine Abteilung die Familien betreut in verschiedenen Formen. Doch wie kommen die Menschen zu der Institution? Der Soziale Dienst überweist die Familien an die Abteilung, mit der Bitte um Aufnahme der Familien.

Es gibt die Möglichkeit, dass Familien für einen kurzen Zeitraum untergebracht werden im „Enebackens“, das ist ein Haus welches zu Klärungszwecken in Kinderschutzfällen 2-4 Familien für 12 Wochen aufnehmen kann. Aber auch in Krisensituationen wird ein Platz für eine Familie bereitgehalten, die für eine Woche aufgenommen werden kann. Im Enebackens arbeiten Sozialarbeiterinnen und eine Psychologin. 24 Stunden ist eine Ansprechpartnerin vor Ort.
Die Gründe für die Aufnahme in diesem Haus sind divers: vermutetet Misshandlung der Kinder, Drogenmissbrauch der Eltern (nicht aktiv), kognitive Einschränkungen, Trauma, Bindungsschwierigkeiten etc. Aber auch bei einer geplanten Rückführung eines Kindes von einer Pflegefamilie kann das „Enebackens“ der richtige Ort sein, um das Thema anzugehen.
Im Haus wird mit z.B. Interaktionsbeobachtung, Interviews, Marte Meo, Elterngruppen (usw.) gearbeitet.
Es gibt auch die Möglichkeit der ambulanten Betreuung durch eine Art Familienhilfe, die für 4-8 Wochen jeweils vier Stunden pro Woche innerhalb den Familien Gespräche mit den Eltern und den Kindern durchführt.
Die Familien werden somit durch Fachkräften dieser Abteilung entweder ambulant oder stationär begleitet. Bei beiden Hilfeformen soll am Ende der Zeit von den Sozialarbeiterinnen ein Bericht erstellt werden, welcher dann der zuständigen Kolleginn vom Sozialen Dienst vorgelegt wird.

Unterwegs im Bereich „Familjestödsverksamheten“

In der Abteilung für familienunterstützenden Aktivitäten arbeiten 24 Familienunterstützer, die ausgebildete Erzieherinnen sind, es gibt eine Sozialarbeiterin, eine Teamassistentin und zwei Leitungskräfte. Ich staunte nicht schlechte, als ich erfuhr, dass es diesen Bereich schon seit 80 Jahren in Malmö gibt.
Die Sozialarbeiterin koordiniert die Falleingänge. Hier finden Familien mit Babys Unterstützung. Die Erzieherinnen sind auf das erste Jahr der Entwicklung eines Kindes spezialisiert und arbeiten viel mit bindungstheoretischen Background. Meistens fragen die Eltern selbst Hilfe an. Die Familien erfahren von dem Bereich durch andere Institutionen oder das Internet. Oftmals bringen die Familien mentale, soziale, körperliche oder monetäre Diskrepanzen mit, die den Hilfebedarf rechtfertigen. Die Fachkräfte arbeiten überwiegend innerhalb den Familien für 3-4 Stunden pro Tag. Innerhalb der Arbeit unterstützen sie die Familien zum einen pragmatisch im Alltag bei der Betreuung aber geben auch Inputs rund um das Thema Baby und besondere Bedarfe. In einigen Fällen kooperieren die Fachkräfte auch mit dem Sozialen Dienst, der Psychiatrie oder anderen Helfern von diversen Bereichen.

Babyspielzimmer

Babyspielzimmer

Gespräch mit einer Kollegin des „Hemmabaserad Famijebehandling – häusliche Familienbehandlung“

Bevor dieser Bereich aus dem Boden gestampft wurde, gab es diverse private Projekte, die für genau die gleiche Arbeit arrangiert und bezahlt worden. Den Bereich gibt es seit 2 Jahren und es wurde bereits festgestellt, dass die Malmöer Sozialverwaltung drei Millionen schwedische Kronen einsparen konnte. Es arbeiten 8 Sozialarbeiterinnen mit beratenden und therapeutischen Zusatzqualifikationen in dem Bereich.
Jede Kollegin betreut 3- 5 Familien mit welchen sie jeweils 3- 4Termine pro Woche vereinbaren. Meistens arbeiten die Kolleginnen im Co-Team. Von 6 Monaten bis zu einem Jahr sind sie in den Familien. Themen wie häusliche Gewalt, psychische Erkrankung, Sucht, Trauma, Konflikte nach Trennung von Eltern etc. stehen im Mittelpunkt der Arbeit.

Föraldrastötten – Unterstützung für Eltern mit Kindern, die in einer Pflegefamilie untergebracht sind.

In diesem Bereich arbeiten 2 Sozialarbeiterinnen, einer davon ist männlich. Das erwähne ich an dieser Stelle so prägnant, da es sehr wenige männliche Kollegen gibt, wie ich bisher feststellen musste. Aber dieses Phänomen ist auch bei uns in Deutschland vorzufinden.
Der Bereich bietet eine gesetzlich verankerte Form von Beratung an für Eltern, deren Kinder in Pflegefamilien untergebracht worden.

Abschließendes Resümee

Die Kolleginnen in Malmö haben spezialisierte Bereiche ins Leben gerufen, die auch für hochstrittige Elternpaare Angebot bieten können. Zum Beispiel der Bereich „Umgasen“ und der Bereich „Familjerätten“.

Auch im präventiven Bereich versuchen die Kolleginnen Elternpaare schon vorzeitig psychoedukativ zu unterstützen, indem sie Gruppenangeboten wie z.B. „Parenting in Sweden“ oder „Circle of Security“ anbieten. Im Bereich der Arbeit mit Themen von destruktiven Elternkonflikten kann das Angebot eine gute Ergänzung bieten. Eltern sollen damit frühzeitig geschult werden, welche Herausforderungen innerhalb der Elternschaft in einem anderen Land und innerhalb der Erziehung auftreten können. Dadurch kann ein aktiver Beitrag geleistet werden innerhalb der Vorbeugung

Es war ein sehr intensiver und schöner Aufenthalt. Ich hoffe ich konnte mit Hilfe meines Blogs einen umfangreichen Einblick in die Arbeit der Malmöer Sozialverwaltung geben. An dieser Stelle möchte ich mich bei meinen Kolleginnnen in Berlin und den Malmöer Kolleginnen bedanken, die den Aufenthalt möglich gemacht haben.