Lichtenberger Frauenpreis 2019: Umweltaktivistin & Ärztin ausgezeichnet

Pressemitteilung vom 12.03.2019

Als Hausärztin kümmert sich Dr. Annelies Roloff in ihrer Praxis am Fennpfuhl Tag für Tag um viele ihrer knapp 4.000 Patientinnen und Patienten. Und das, obwohl sie mit 82 Jahren schon längst ihren verdienten Ruhestand genießen könnte. Zudem bietet sie in ihrer Praxis als erste in ganz Deutschland eine arztpraxisinterne Sozialberatung in Kooperation mit dem gemeinnützigen Verein „Soziale Gesundheit“ an. Der Verein unterstützt dort, wo es über medizinische Kompetenz hinausgeht: bei drückenden sozialen Fragen.

Denn viele von Dr. Rohloffs Patientinnen und Patienten sind ältere Menschen, die sich mit ihren Sorgen und Ängsten zuerst an ihre Hausärztin wenden. Um dem gerecht werden zu können und älteren Menschen den Zugang zu sozialen und gesundheitlichen Leistungen zu sichern, wurde der Verein „Soziale Gesundheit e.V.“ gegründet. „Für ihr soziales Engagement und ihre mehr als 50-jährige Tätigkeit als Ärztin in Lichtenberg zeichnen wir Dr. Anneliese Roloff mit dem Lichtenberger Frauenpreis 2019 aus“, begründet Lichtenbergs Bezirksbürgermeister und Jurymitglied Michael Grunst (Die Linke) die Wahl.

Und weil es in Lichtenberg noch mehr aktive Frauen gibt, die beispielgebend in ihrem Engagement sind, hat der Bezirk in diesem Jahr eine zweite Preisträgerin geehrt: Doris Nabrowsky. Bis März 2018 war sie im Umwelt- und Naturschutzamt Lichtenberg als Fachbereichsleiterin Naturschutz und Landschaftsplanung tätig. Schon früh engagierte sie sich nachhaltig für Umwelt und Naturschutz in der DDR und wurde damit ein aktiver Teil der damaligen Demokratiebewegung. Bis heute setzt sie sich in ihren Ehrenämtern für das Recht der Menschen auf ein Leben in einer gesunden Umwelt ein. Schon 1980 bis 1990 hat sie mit viel Fingerspitzengefühl ehrenamtliche Strukturen im Naturschutz der ehemaligen DDR aufgebaut und dabei wegen ihrer ablehnenden Haltung zu den politischen Organisationen auch Nachteile in ihrer beruflichen Entwicklung in Kauf genommen.
Ihr Bestreben, in Nähe der Großsiedlungen Hohenschönhausen, Marzahn und Hellersdorf siedlungsnahe Grün- und Freiflächen zu entwickeln, ist besonders wichtig, um auch für sozial benachteiligte Menschen eine wohnortnahe lebenswürdige Umwelt zu schaffen. Die Leistungen von Doris Nabrowsky insbesondere für den urbanen Umwelt- und Klimaschutz, sind bedeutend für die Geschlechtergerechtigkeit. Denn von den gesundheitlichen Auswirkungen der Umwelt- und Klimaveränderungen sind benachteiligte Bevölkerungsgruppen wie Alleinerziehende, Migrantinnen und ältere Frauen stärker betroffen. Sie können sich bedingt durch geringere eigene Ressourcen einem ungesunden Wohnumfeld nicht entziehen. Für sie sind die Entwicklung und der Erhalt einer intakten gesunden Umwelt, besonders in ihrem direkten Wohnumfeld, eine Frage der sozialen Gerechtigkeit.

Und auch in persönlicher Hinsicht ist Doris Nabrowsky ein Vorbild. Als transidenter Mensch hat sie ihr Schicksal öffentlich gemacht: Seit März 2017 lebt Doris Nabrowsky als Frau. Sie teilt das Schicksal mit vielen Transgendern ihrer Generation, die sich aus Angst vor Verfolgung oder Benachteiligung nicht in jüngeren Lebensjahren geoutet haben. Sie geht damit sehr offensiv um, was die Aufmerksamkeit der Medien nach sich zog. Damit leistet sie einen wichtigen Beitrag für die Verbesserung des Verständnisses dieser Thematik in der Öffentlichkeit.

Bezirksbürgermeister Michael Grunst gratulierte beiden Preisträgerinnen mit der erstmals vergebenen, von der Künstlerin Miriam Sachs konzipierten, gläsernen Frauenpreisskulptur: „Ich danke beiden Preisträgerinnen ganz herzlich für Ihr Engagement – eine Ärztin die sich seit so vielen Jahren im Bezirk für Kranke und das Lösen deren sozialer Probleme einsetzt und eine transidente Umweltaktivistin. Die beiden Damen zeigen einmal mehr wie vielfältig Lichtenberg ist.“

Der Frauenpreis ist eine Auszeichnung des Bezirksamtes Lichtenberg von Berlin. Er wird seit 2017 jährlich zur Festveranstaltung anlässlich des Internationalen Frauentages an Frauen vergeben, die sich mit besonderem Engagement für die Emanzipation der Geschlechter und für die Gleichberechtigung von Frauen einsetzen.
Der Preis ist mit 500 Euro dotiert. Vorschläge können bei der Gleichstellungsbeauftragten im Bezirksamt eingereicht werden. Eine Jury entscheidet über die Preisvergabe.

Weitere Informationen:
Gleichstellungsbeauftragte Majel Kundel
Bezirksamt Lichtenberg von Berlin
Möllendorffstraße 6, 10367 Berlin
Telefon: (030) 90296-3320 | E-Mail