Drucksache - DS/1213/VII
Die Bezirksverordnetenversammlung hat beschlossen:
Das Bezirksamt wird ersucht, gemeinsam mit der BVV, Fachverbänden, Initiativen und der interessierten Öffentlichkeit zu erörtern, ob und wie für den Bezirk ein Konzept der „essbaren Landschaft“ entwickelt werden kann. Dahinter steckt die Idee, sich bei Neupflanzungen von Bäumen, Sträuchern und anderen Pflanzen bewusst für essbare Arten, wie z. B. Obstbäume und Beerensträucher, zu entscheiden.
Hierfür soll ein öffentlicher Workshop organisiert werden, zu dem Fachleute, Verbände, Initiativen und Bürger_innen eingeladen werden: mundraub.org, Gartenarbeitsschule Lichtenberg, Grüne Liga Berlin e. V., Workstation Ideenwerkstatt Berlin e. V., Umweltkontaktstelle Lichtenberg, Naturschutzstation Malchow, Lichtenberger Stadtgarten e. V.
Bei der Veranstaltung sollen Erfahrungen aus bereits laufenden Projekten ausgetauscht werden. Weiterhin soll erörtert werden, ob ein solches Projekt in Lichtenberg angestoßen werden kann und was bei der Planung zu beachten ist.
- Welche Standorte im Bezirk (Parks, Grünflächen, Straßengrün, Spielplätze, Schulhöfe) kommen für Nutzpflanzen in Betracht? Welche Arten von Nutzpflanzen können wo angebaut werden? - Welche Kosten entstehen dem Bezirk im Vergleich zur herkömmlichen Bepflanzung? - Wie lässt sich Vandalismus verhindern? - Welche Schadstoffbelastung verursacht der Straßenverkehr auf den Pflanzen? - Wie lässt ich hierbei eine breite und angemessene Bürger_innenbeteiligung umsetzen? - Welche Zielkonflikte können beim Anbau der Pflanzen entstehen?
Das Bezirksamt bittet die Bezirksverordnetenversammlung, Folgendes zur Kenntnis zu nehmen:
Im Bezirk Lichtenberg gibt es schon seit vielen Jahren Initiativen im Sinne der Drucksache. Allerdings sind die bisherigen Erfahrungen nicht immer positiv.Obstbäume im öffentlichen Straßenland werden oft aufgrund der niedrigen Wuchshöhe von Kindern beklettert, was zu Schäden an den Bäumen führt, da die Äste für solche Belastungen nicht stark genug sind. Die Erfahrungen mit vorhanden Obstbäumen zeigen auch, dass das Obst von Bürgerinnen und Bürgern oft unreif gepflügt wird, was ebenfalls zu Schäden an den Bäumen führt, da teilweise ganze Äste mit abgerissen werden. Etliche Obstbäume mussten aufgrund der starken Schäden bereits wieder entfernt werden. So ist hier z.B. auf die Kernhofer Straße hinzuweisen, wo sich die Beteiligten der Spielleitplanung Spalierobst gewünscht hatten, was nach 2 Jahren leider wieder entfernt werden musste.Dennoch gibt es im Bezirk bereits viele Einrichtungen, die sich sehr um die vorhandenen Obstbäume bemühen: Der Verein Naturschutz Berlin-Malchow z.B. kümmert sich in der Falkenberger Feldmark (rund um die Falkenberger Rieselfelder) um einige Obstbaumalleen und Streuobstwiesen. In der Wartenberger Feldmark kümmert sich u.a. der Förderverein Landschaftspark Nordost e.V. um die dortigen Obstbaumalleen. In der Wartenberger Feldmark sind in den letzten Jahren leider ebenfalls viele Bäume so geschädigt worden, dass mit einer kurzen Lebensdauer zu rechnen ist, da z.B. durch die offenen Bruchstellen schnell Pilze und andere Schädlinge in die Bäume gelangen können. Im Landschaftspark Herzberge hat der Verein Agrarbörse Deutschland Ost e.V. auf den eingezäunten Weideflächen Obstgehölze gepflanzt. Diese werden trotz Umzäunung von Besuchern beerntet und beschädigt.Vandalismus lässt sich nur durch eine entsprechende Umzäunung und Betreuung der Anbauflächen dauerhaft verhindern. Ein Beispiel dafür ist die Gartenarbeitsschule Lichtenberg in der Trautenauer Straße 40 in 10318 Berlin. Dort können Kinder und Jugendliche unter Betreuung und Anleitung des hiesigen Personals ökologischen Gartenbau im Allgemeinen betreiben und u.a. viel über essbares Obst und Gemüse lernen. Viele Schulen haben im Rahmen von Arbeitsgruppen ebenfalls kleine Anbauflächen bzw. Kräutergärten, um den Kindern die Natur näher zu bringen.Eine breite und angemessene Bürgerbeteiligung lässt sich zum Beispiel im Rahmen von „Urban Gardening“-Projekten im Bezirk realisieren. Diese sind hauptsächlich dadurch erfolgreich, dass die Anbauflächen in der Regel nicht für jedermann zugänglich sind und durch viel Fleiß der an dem Projekt Beteiligten umgesetzt werden.Pro neu zu pflanzenden Obstbaum rechnet das zuständige Fachamt mit einem finanziellen Aufwand in Höhe von ca. 500 bis 800 € (abhängig von Baum, Material, Pflanz- und Fertigstellungspflege). Da Obstbäume und Beerensträucher regelmäßig geschnitten werden müssen, sind sie in der dauerhaften Unterhaltung sehr teuer und können nur in äußerst ausgewählten Projekten realisiert werden. Das dafür notwendige Personal ist nicht vorhanden, sodass die Pflege von Dritten realisiert werden müsste.Essbarer Bezirk geht aber über die oben aufgeführten Beispiele hinaus. Das Thema wurde am 24. Mai 2016 im Beirat für Naturschutz und Landschaftspflege Lichtenberg beraten. Der Beirat empfiehlt, das Thema in dem Kreis der Akteure zu beraten, die dann ihrerseits prüfen, welche weiteren Schritte in Richtung essbarer Bezirk möglich sind. Z.B. könnte auch der Jahreskalender des Umwelt- und Naturschutzamtes dieses Thema aufgreifen. |
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