Drucksache - 0420/XIX
Sachverhalt:
Text siehe Anlage Bezirksamt Reinickendorf von Berlin 21.05.2013 Abt. Jugend, Familie und Soziales
An die Drucksache Nr. 0420 Bezirksverordnetenversammlung XIX. WP von Berlin-Reinickendorf
Vorlage zur Kenntnisnahme für die Bezirksverordnetenversammlung
Fraueninfrastrukturstellen
Wir bitten zur Kenntnis zu nehmen:
In der Erledigung des Beschlusses der Bezirksverordnetenversammlung vom 10.04.2013 - Drucksache Nr. 0420/XIX -:
"Das Bezirksamt wird ersucht zu berichten, welche Angebote mithilfe der Fraueninfrastrukturstellen im Bezirk abgedeckt werden und was für Auswirkungen ein Wegfall dieser drei Stellen für die Arbeit des Mehrgenerationenhauses und der Flotten Lotte e.V. hätte."
wird gemäß § 13 BezVG berichtet:
Das Land Berlin fördert im Programm zur Stärkung der Fraueninfrastruktur Berlins Vorhaben im Sinne der Gleichstellung (hier positive Maßnahmen für Frauen). Ziel des Programms ist die Stärkung der Fraueninfrastruktur und ihrer Kooperation und Vernetzung. Die Maßnahme ist eine ergänzende Förderung zu dauerhaften durch den Bezirk oder Senat geförderten Projekten, insbesondere zur Förderung gleichstellungspolitischer Aufgaben. Bei der Umsetzung dieser Aufgaben sollen Frauen Beschäftigung finden, deren Chancen am 1. Arbeitsmarkt besonders eingeschränkt sind und die über 45 Jahre alt sind. Frauen mit Migrationshintergrund oder Behinderung werden besonders berücksichtigt. Die "West-Berliner" Bezirke waren von dieser Maßnahme bis dato ausgeschlossen, da die Förderung 20 Jahre zum Aufbau der Fraueninfrastruktur in den Ostteilen eingesetzt wurde.
Es wurden im Land Berlin insgesamt 64 Stellen mit einem maximalen Volumen von 35.000 ? (BAT Vb) finanziert, drei davon ab Januar 2010 für einen Zeitraum von vier Jahren (bis Ende 2013) im Bezirk Reinickendorf.
Die Stellen sind laut Ausschreibung unterschiedlichen Handlungsfeldern zugeordnet. Handlungsfeld 5 - Unterstützungsangebote für sozial benachteiligte Frauen
Träger: Albatros gemeinnützige Gesellschaft für soziale und gesundheitliche Förderung mbH. Interkultureller Mädchen- und Frauentreff, Auguste-Viktoria-Allee 17
Die Aufgabengebiete sind folgende:
Ein Wegfall der Stelle würde bedeuten, dass 1/3 der Angebotsstruktur des Mädchen- und Frauentreffs den Frauen und Kindern nicht mehr zur Verfügung stehen würde. Die niedrigschwelligen Angebote werden von Frauen mit Migrationshintergrund in Anspruch genommen. Die intensive Beratungsarbeit stabilisiert auch das gesamte häusliche Umfeld, Vernetzungen helfen dabei konkrete Hilfeangebote für die vielschichtigen Problemlagen der Familien zu geben. Die Stelleninhaberin arbeitet in enger Kooperation mit den Integrationslotsinnen, die die Beratung bei schwierigen Problemlagen in Anspruch nehmen oder die Familien zur weiteren Beratung verweisen.
Handlungsfeld 4.1 Verbesserungen der Gesundheitsförderung- und versorgung von Frauen und Mädchen 4.2 Interkulturelles, muttersprachliches Angebot im Bereich der gesundheitlichen und psychosozialen Versorgung von Migrantinnen
Träger: Albatros gemeinnützige Gesellschaft für soziale und gesundheitliche Förderung mbH. Interkultureller Mädchen- und Frauentreff, Auguste-Viktoria-Allee 17
Im Bezirk Reinickendorf gab es vor der Koordinierungsstelle Gesundheitsförderung keine spezielle Fraueneinrichtung, die sich dem Themenfeld Frauen-Gesundheit-Migration widmete. Durch die Koordinierungsstelle "Gesundheitsförderung von Mädchen und Frauen" ist ein niedrigschwelliges Angebot entstanden, in dem Frauen sich treffen, präventiv kostenlose gesundheitsfördernde Gruppen besuchen und sich beraten lassen können. Viele Problemlagen werden erst beim gemeinsamen Walken, Kochen oder nach einer Veranstaltung benannt. Die Integrationslotsinnen des Trägers verweisen viele Frauen, die sie begleitet haben, zu weiteren Beratungen oder zu Gruppen in den Mädchentreff. Hier ist ein Ort entstanden, wo sich Frauen verschiedenster kultureller und ethnischer Herkunft begegnen, austauschen und unterstützen. Das Tätigkeitsfeld umfasst
- die Koordination von gesundheitsfördernden Angeboten für Mädchen und Frauen, - die Beratung von Mädchen und Frauen zu Fragen rund um die Gesundheit, sexualpädagogische Fragen, Ernährung, - die Weitervermittlung an Fachdienste und andere Frauenprojekte, - die Organisation und Durchführung von niedrigschwelligen Treffen und von gesundheitsfördernden Angeboten und Veranstaltungen.
Ganz besonders zeigte sich in der Arbeit, dass psychische Erkrankungen, Depressionen, sexueller Missbrauch, Gewalt und der Umgang mit Behinderung einen großen Anteil in der Arbeit einnahmen. Die Beratung, vor allem von jungen Mädchen, findet auch über Facebook und andere Foren statt. Die Stelleninhaberin koordinierte u.a. das Programm FIT!FIT!FIT für das Jugendamt, welches einen Preis im Bereich Genderbudget für die geschlechtersensible Arbeit in der Gesundheitsvorsorge für Mädchen und Jungen gewonnen hatte. Die Stelleninhaberin ist im Stadtteil vernetzt und vertritt die Interessen der Frauen mit Migrationshintergrund auf den entsprechenden Gremien. Die Beratungsangebote des Trägers ermöglichen den Frauen einen schnellen Zugang zu Hilfeangeboten.
Ein Wegfall dieser Stelle würde bedeuten, dass die Ansprache für Frauen mit Migrationshintergrund in diesem Sozialraum (hoher Migrationsanteil) nicht mehr vorhanden ist. Insbesondere Frauen mit Migrationshintergrund sind einem hohen Risiko ausgesetzt psychisch zu erkranken. Hier zeigt sich ganz besonders, wie wichtig eine vertrauensvolle und nachhaltige Ansprache den Zugang zu den Frauen und gleichzeitig zu den Familien ermöglicht. Ein weiteres Viertel an Stellenanteilen würde dem Mädchen- und Frauentreff nicht mehr zur Verfügung stehen.
Handlungsfeld 2.1. Verstärkte Integration in den Arbeitsmarkt. Verbesserung der beruflichen Integration
Träger: Flotte Lotte e.V., Beratungs-, Kommunikations- und Lernzentrum für Frauen Senftenberger Ring 25, 13435 Berlin
Die Stelle wurde beantragt, weil in der Einrichtung keine Kapazitäten für Einzelberatungen zum beruflichen Wiedereinstieg vorhanden waren. Es hatte sich jedoch gezeigt, u.a. auch im Umfeld der Orientierungskurse zum beruflichen Wiedereinstieg, dass es einen wachsenden Bedarf an individueller prozessorientierter Beratung und Begleitung von Frauen gab. Aufgabe der Stelleninhaberin ist es, diesen Bereich im Verbund mit schon vorhandenen Aktivierungs- und Beratungsangeboten der Einrichtung zu entwickeln und zu etablieren. Zielgruppe der Unterstützungsarbeit sind Frauen, die aufgrund bildungsbedingter, sozialer oder anderer Hemmnisse besondere Schwierigkeiten im Zugang zum Arbeitsmarkt haben, insbesondere gering qualifizierte, ältere, alleinerziehende Frauen, oft mit langjährigen Berufsunterbrechungen wegen Kindererziehung und Pflege von Angehörigen. Zunehmend werden Migrantinnen sowie Frauen, die Probleme in der Selbstregulation des Alltags haben, beraten. Ein Wegfall dieser Stelle bedeutet, dass die gezielte Einzelberatung und Unterstützung der Frauen mit den genannten Problemhintergründen, insbesondere aus dem Sozialraum Märkisches Viertel, wegfallen würde. Es hat sich gezeigt, dass die Frauen, die traditionell ihren beruflichen Werdegang zugunsten der Familienarbeit zurückgestellt haben, einen hohen Beratungsbedarf haben. Darüber hinaus sind durch den Zuzug von problembehafteten Familien und Familien mit Migrationshintergrund Beratungsbedarfe entstanden, die weder das Jobcenter noch die im Haus veranstalteten Kursangebote zum beruflichen Wiedereinstieg (Finanzierung Senatsverwaltung Arbeit, Integration und Frauen) abdecken können. Die Arbeit der Fraueninfrastrukturstelle konnte erfolgreich die individuellen Problemlagen und familiären Hintergründe erfassen und die Frauen stabilisieren und in Beschäftigung vermitteln, zum Teil auch in den ersten Arbeitsmarkt.
Zusammenfassend ist festzustellen, dass der Wegfall der drei Fraueninfrastrukturstellen einen spürbaren Verlust darstellen würde. Strukturen, die über die vier Jahre aufgebaut werden konnten, hätten nicht die Chance verstetigt zu werden und würden für die Frauen definitiv wegfallen.
Wir bitten, die Drucksache Nr. 0420/XIX damit als erledigt zu betrachten.
Frank Balzer Andreas Höhne Bezirksbürgermeister Bezirksstadtrat |
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