Drucksache - 1079/XXI-01  

 
 
Betreff: Efeu-Beseitigung an Bäumen in Heiligensee
Status:öffentlichBezüglich:
1079/XXI
 Ursprungaktuell
Initiator:Bezirksamt - Abt. Stadtentwicklung, Umwelt und Verkehr 
Verfasser:Bezirksamt - Abt. Stadtentwicklung, Umwelt und Verkehr 
Drucksache-Art: Kleine Anfrage - Antwort
Beratungsfolge:

Sachverhalt
Anlage/n

Sachverhalt:

Sachverhalt:

 

Sehr geehrte Frau Bezirksverordnetenvorsteherin Köppen,

 

die Bezirksverordnete Kai Bartosch (Die Linke) hat gem. § 26 GO BVV die folgende Kleine Anfrage gestellt:

 

„Im Frühjahr 2022 ließ das Bezirksamt Reinickendorf vor allem in Heiligensee und an der Waldstraße Ruppiner Chaussee nach Tegel die Efeustämme an den Bäumen durchtrennen. Hierdurch wurden ökologisch wichtige und komplexe Flora-Fauna Habitate zerstört. Dies betrifft bspw. Vogelbrutplatzangebote bei sehr altem Efeu oder auch Nektarquellen für herbstaktive Insekten, bspw. den Admiralsfalter. Außerdem werden durch den Klimawandel besonders bedrohte Bäume wie alte Stieleichen und Sandbirken durch Efeu geschützt. Die Entfernung des Efeus gefährdet die Bäume und setzt sie unnötigem Stress aus.

 

Ich frage das Bezirksamt:

 

1. Warum bzw. im Rahmen welcher unter Umständen gemeinsamen Aktion mit anderen Bezirken und/oder der Senatsverwaltung hat das Bezirksamt Reinickendorf im Frühjahr 2022 Efeu von den Straßen-, Grünanlagen- und Forstbäumen entfernt (bitte aufschlüsseln nach Art, Umfang, beteiligten Akteuren und Straßen-/Grünanlagen- oder Forstbäumen)?

 

2. Wie viele Efeu-Klettergehölze hat das Bezirksamt Reinickendorf insgesamt und wieviel in den Ortsteilen Heiligensee und Tegel im Speziellen von den Bäumen entfernt?

 

a. Wie hoch waren die Kosten für diese Maßnahmen in 2022 (bitte aufschlüsseln nach der genauen Art der Kosten)?

 

b. Wie hoch ist dadurch der jährliche Verlust gebundenen CO2s?

 

3. Ist in diesem Frühjahr (2023) eine Fortsetzung der Maßnahme geplant?

 

4. Hat das Bezirksamt den Efeu auch von den Bäumen in den Heiligenseer Gräben entfernt (Lindengraben: Bäume 96.2, 97 und umgebende, Erlengraben: Baum 376 und umgebende, Grimbartgraben: die Bäume 197, 194 und umgebende), obwohl diese teils im Zuständigkeitsbereich des Senats liegen?

 

Welchen Informationsaustausch hat es dazu mit dem Senat gegeben?

 

Welche Informationen liegen dem Bezirksamt zu diesen Vorgängen vor?

 

5. Welche Kenntnisse hat das Bezirksamt darüber, dass die dem Efeu populär zugesprochenen negativen Eigenschaften wie Parasitismus, erhöhte Wind- und Schneebruchgefahr (außer bei sehr kleinen, dünnen Bäumen), Schattenwurf auf Baumblätter (außer bei Bäumen mit sehr eng am Stamm anliegenden Ästen), keine wissenschaftliche Grundlage haben?

 

a. Falls dem Bezirksamt keine Kenntnisse hierüber vorliegen – welche Gründe sprechen von Seiten des Bezirksamts für die Entfernung von Efeu auf Bäumen, unabhängig von den in Frage 5) genannten Ausnahmen?

 

b. Wie bewertet das Bezirksamt den wissenschaftlichen Ansatz, der eine Entfernung von Efeu eher als Ausnahme denn als Regel vorsieht?

 

6. Wie bewertet das Bezirksamt die Aussage, dass Efeu als Relikt einer tropischen Urzeit mit dem Klimawandel gut zurecht kommt und sogar heutige heimische Baumarten schützt, indem er bei direktem Sonneneinfall die sehr hohen Temperaturen unter der Rinde durch seine Beschattung des Stammes deutlich absenkt?

 

7. Wie bewertet das Bezirksamt den Vorschlag, besonders anfällige Baumarten wie Sandbirken mit weit abstehenden Ästen mit Efeu gezielt bewachsen zu lassen anstatt ihn abzureißen besonders hinsichtlich eines nachhaltigen Klimaschutzes?

 

8. Wie bewertet das Bezirksamt die Aussage, dass Bäume bei Efeubewuchs einen geringeren oder sogar gar keinen eigenen Sonnenschutz mehr bilden, was bei einem Abriss des Efeus mindestens Stress für den Baum bedeutet oder sogar zu seinem Absterben führen kann?

 

Wäre es vor diesem Hintergrund vorstellbar, Efeuabrisse künftig einzustellen, insbesondere im Hinblick auf die Bäume an Entwässerungsgräben, die über die Verdunstung ihrer Blätter einen wichtigen Beitrag bei der Entwässerung leisten?

 

9. Ist dem Bezirksamt bekannt, dass sich durch den Klimawandel in Heiligensee an den Gräben die heimischen, aber bisher nicht gebietseigenen und nicht invasiv wirkenden Efeu-Seidenbienen angesiedelt haben, die sich zum größten Teil von Efeublüten ernähren?

 

a. Wäre es deshalb sinnvoll, mehr Efeu anzubieten als weniger?

 

b. Wird es zwischen Bezirksamt und Senatsebene zu einer Verständigung über Naturschutzauflagen kommen, diese Grabenböschungen Efeu-Seidenbienengerecht zu bewirtschaften, insbesondere bei Mahd- und Fällarbeiten sowie Ausbaggerungen und Böschungsdeckenabrissen (Eschengraben südlich des Kurzebracker Wegs, Haselgraben und u.U. am Wiesengraben)?

 

10. Wie bewertet das Bezirksamt die Aussage, dass der Efeu als Bodendecker nicht nur ein reichhaltiges Habitat für Insekten, Amphibien, Spinnen und andere Kleintiere bietet, sondern auch ein effektiver Erosionsschutz ist?

 

a. Gibt es zwischen Bezirksamt und Senat eine Verständigung darüber, an besonders von Erosion in Mitleidenschaft gezogenen Böschungen Efeu statt erfolglos Rasen anzupflanzen, insbesondere in schattigen Bereichen mit Baumwurzeln wie am Grimbartgraben direkt östlich des Am Dachsbau?

 

b. Kann der Bezirk auch die Auflage eines temporären oder dauerhaften zusätzlichen mechanischen Schutzes für diese Pflanzen gegen die Erosion durch Schwerkraft und Wetter stellen bzw. die Reparatur des alten Erosionsschutzgitters veranlassen?

 

Wenn nein, welche (anderen) Möglichkeiten sieht das Bezirksamt, hier tätig zu werden?

 

Wenn ja, welche Maßnahmen werden geplant oder wurden bereits ergriffen?“

 

Die Kleine Anfrage wird wie folgt beantwortet:

 

Entgegen der Auffassung der Fragestellerin hat das Bezirksamt, hier vertreten durch das Straßen- und Grünflächenamt (SGA) im Frühjahr 2022 keine Durchtrennung von Efeustämmen an Bäumen vor allem in Heiligensee und im Bereich Ruppiner Chaussee vorgenommen. Die genannten Bäume befinden sich im Verantwortungsbereich der Senatsverwaltung für Umwelt, Mobilität, Verbraucher- und Klimaschutz (SenUMVK) sowie der Berliner Forsten.

 

Seitens des SGA erfolgt lediglich vereinzelt eine Entfernung von Efeubewuchs. Dieser stellt eine zusätzliche Gewichts- und Windlast für den Baum dar. Darüber hinaus wird dadurch die regelmäßige Baumkontrolle erschwert bzw. behindert, da durch den Bewuchs Schäden an Stämmen und Astvergabelungen nicht erkannt werden können. Dies stellt insbesondere bei Platanen eine Gefahr dar, da somit das Erkennen von Massaria nicht möglich ist.

 

Die Verwaltungsvorschriften über die Kontrolle der Verkehrssicherheit von Bäumen auf öffentlichen Flächen vom 12. Juli 2016 SenStadtUm, I C 212 sind diesbezüglich eindeutig.

 

(3) Bei der Baumkontrolle ist wie folgt zu verfahren:

1. Visuelle Kontrolle

Die Baumkontrolle erfolgt zunächst als visuelle Kontrolle (Sichtkontrolle). Dabei werden die Bäume durch eine gewissenhafte und fachlich qualifizierte Inaugenscheinnahme vom Boden aus ohne Werkzeuge und ohne andere Hilfs-

mittel auf Anzeichen überprüft, die die Verkehrssicherheit beeinträchtigen können. Jeder Baum ist einzeln und von allen Seiten im Kronen-, Stamm- und Wurzelbereich zu sichten. Ist eine Sichtkontrolle durch Bewuchs oder andere Sichtbehinderungen nicht möglich, so ist eine Kontrolle mit geeigneten Werkzeugen (visuell-manuelle Kontrolle, weiterführende Kontrolle) oder eine Entfernung des Bewuchses/der Sichtbehinderung zu veranlassen.

 

In der Praxis wird der Efeu bis zum Stamm entfernt und am Stamm eingekürzt.

 

 

Die Unterhaltung und Pflege der Heiligenseer Gräben unterliegt der Verantwortung von SenUMVK, daher können mangels Zuständigkeit von Seiten des Bezirksamtes keine Aussagen diesbezüglich getroffen werden.

 

Wir bitten Sie, sehr geehrte Frau Bezirksverordnetenvorsteherin, diese Antwort an die Bezirksverordnete Kai Bartosch weiterzuleiten.

 

 

 

Uwe Brockhausen       Korinna Stephan

Bezirksbürgermeister       Bezirksstadträtin

Anlage/n:

 

Stammbaum:
1079/XXI   Efeu-Beseitigung an Bäumen in Heiligensee   BVV-Büro   Kleine Anfrage
1079/XXI-01   Efeu-Beseitigung an Bäumen in Heiligensee   Bezirksamt - Abt. Stadtentwicklung, Umwelt und Verkehr   Kleine Anfrage - Antwort
 
 

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