Auszug - Rettung der Wiesen in Lübars  

 
 
8. öffentliche Sitzung des Ausschusses für Naturschutz und Grünplanung
TOP: Ö 2.3
Gremium: Ausschuss für Naturschutz und Grünplanung Beschlussart: ohne Änderungen im Ausschuss beschlossen
Datum: Do, 17.01.2008 Status: öffentlich
Zeit: 17:04 - 19:02 Anlass: ordentliche Sitzung
Raum: Raum 230, SPD-Fraktionszimmer Rathaus Reinickendorf (Altbau)
Ort: Eichborndamm 215, 13437 Berlin
0391/XVIII Rettung der Wiesen in Lübars
   
 
Status:öffentlich  
 Ursprungaktuell
Initiator:CDU-FraktionBezirksamt
Verfasser:Jürn Jakob Schultze-Berndt
Peter Dannenberg
 
Drucksache-Art:EmpfehlungVorlage zur Kenntnisnahme
   Beteiligt:Abt. Bauwesen und Sport
 
Wortprotokoll
Beschluss

Herr Dannenberg berichtet, dass er Frau Dr

Herr Dannenberg berichtet, dass er Frau Dr. Fritz-Taute von der Wasserbehörde zu diesem TOP eingeladen hatte. Diese hatte am 14.1. für sich selbst abgesagt, sie werde aber einen Vertreter schicken. Am 16.1. wurde dann mitgeteilt, dass auch kein geeigneter Vertreter zu finden sei. Aufgrund der sehr kurzfristigen Absage werde er dem Senat gegenüber eine Missfallensbekundung abgeben.

 

                        Als Sachverständiger berichtet im Ausschuss der Landwirtschaftsmeister Christian Qualitz, der selbst in Lübars 50 ha bewirtschaftet:

 

                        Nach 1945 war das Fließ Grenzfluss und wurde zweimal jährlich geräumt einschließlich Hermsdorfer See. Seit der Wende tritt Staunässe auf, da das Fließ nicht mehr regelmäßig geräumt wurde. 1992 wurde es FFH-Gebiet, seit Mitte der 90er Jahre wurde das Fließ immer enger und die Fließgeschwindigkeit immer geringer, nur noch sporadisch geräumt. 1998 herrschte in Berlin Dürre, die Lübarser Wiesen waren jedoch überschwemmt aufgrund Rückstaus durch den See. Es gab einen Rechtsstreit, dass das Fließ als Wasserstraße zu räumen sei.

                        Jetzt werde einmal jährlich geräumt, allerdings zur falschen Zeit im September, nach der Vegetationsphase. Teilstücke der Wiesen seien zur Erntezeit nicht mähbar, weil nicht befahrbar, das im Wasser stehende Gras kann nicht gemäht werden. 2007 waren 30 ha nicht mähbar. Die Landwirte hätten ein Gutachten erstellen lassen und Schadenersatzforderungen an das Bezirksamt und den Senat gestellt.

                        Die Süßgräser schwinden, gleichzeitig ziehen vermehrt Sauergräser ein und Giftpflanzen wie Hahnenfuß und Jacob Kreuz Kraut, die für Wiederkäuer schädlich sind.

                        Die EU fordert die Bewirtschaftung der Flächen, die sonst aus den Agraranträgen herausfallen (80 €/ha/Jahr Grünlandzuschuss)

                        Wenn die Flächen nicht nutzbar sind, werden die Landwirte sie an das Bezirksamt als Eigner zurückgeben. Ansonsten muss der Stau behoben werden.

 

                        Herr Dannenberg zitiert aus der DS 117 des Abgeordnetenhauses vom 9.8.07 unter Punkt 3.: Demnach sind regelmäßig umfangreiche Maßnahmen durchzuführen, auch Wiesenmahd, Einbindung der Landwirtschaft in die Pflege. Maßnahmen zur ökologischen Verbesserung sind in Vorbereitung, ein verbindliches Konzept soll zum Jahreswechsel 2008/09 vorliegen.

 

                        Herr Huhn erklärt für die CDU als antragstellende Fraktion, sie hätten den Hilferuf der Landwirte wegen sinkender Ertragskraft der Flächen aufgenommen. Der Senat sei in der Pflicht, die Räumung zu gewährleisten und weitere umweltverträgliche Maßnahmen vorzusehen.

 

                        Herr Pohlan (sachverständiger Bürger) sagt ebenfalls dass der Senat zuständig sei. Das Frühjahr sei die richtige Zeit zur Räumung. Wie stehe es um die Nutzung von schwerem Gerät im FFH-Gebiet? Könne man nicht eine Weidenutzung vorsehen?

 

                        Herr Qualitz erklärt, dass im Mai geräumt werden müsse. Derzeit werde auch nur 20 cm tief geräumt, d.h. der Schlick, aber nicht die Wurzeln bis zur Sohle. Mit der Einführung des FFH-Gebietes 1992 sollte die Vielfalt gefördert, aber auch die Bewirtschaftung berücksichtigt werden.

 

                        Herr Zech erklärt, dass für die Bezirksflächen das Gartenbauamt als untere Naturschutzbehörde zuständig sei. Hege und Pflege habe nicht stattgefunden, sondern die Flächen wurden sich selbst überlassen. Spätere Maßnahmen sind einschneidend und der Einsatz schweren Gerätes führt auch zu Schädigung. Für FFH wurde zu spät begonnen einen Management-Plan aufzustellen, sie als Gartenbauamt wurden noch gar nicht befragt.

 

                        Herr Stork (NABU) merkt an, dass es auf die Wirtschaftsform bei Nasswiesen ankäme. Vielfalt kann z.B. durch Weidenutzung mit entsprechenden Rinderarten erreicht werden. Ein weiteres Problem seien die Ausflügler, die bei Nässe wilde Ausweichwege trampeln. Bei der Pflege soll man die Landwirte einbeziehen, weniger Fremdfirmen mit schwerem Gerät beauftragen.

 

                        Herr Qualitz entgegnet, es handele sich nicht um Nasswiesen, sondern überschwemmte Wiesen. Natürlich hätten sie spezielles Gerät für Lastverteilung, das sei nicht das Problem, sondern im Wasser stehendes Gras ist nicht mähbar. Es gibt Versuche mit Steppenrindern in Blankenfelde und Wasserbüffeln in Brandenburg, als Paarhufer sind diese aber hier nicht einsetzbar. Die Artenvielfalt werde im Gegenteil durch das Wasser eingeschränkt.

 

                        Herr Pohlan schlägt intensive Räumung im März/April und September/Oktober vor. Auch aufgrund der Wetterschwankungen der letzten Jahre sei die Verschlechterung verstehbar.

 

                        Die Fraktionen von SPD und Bündnis 90/Die Grünen erklären, dass sie sich bei der Abstimmung enthalten werden. Die Empfehlung sei zu wenig konkret und das Interesse des Bezirksamtes als Eigner nicht klar. Über die Entwicklung des Management-Planes soll zeitnah berichtet werden.

 

Es wird folgender Beschluss gefasst:

Es wird folgender Beschluss gefasst:

 

Die Mitglieder des Ausschusses für Naturschutz und Grünplanung beschließen mehrheitlich (8/0/5), der Bezirksverordnetenversammlung zu empfehlen, die Empfehlung – Drucksache Nr. 0391/XVIII – anzunehmen.

 
 

Legende

Ausschuss Tagesordnung Drucksache
Bezirksverordnete Aktenmappe Drucksachenlebenslauf
Fraktion Niederschrift Beschlüsse
Kommunalpolitiker/in Auszug Realisierung
   Anwesenheit Kleine Anfragen

Kontakt

Bezirksamt Reinickendorf

BVV-Büro

Verkehrsanbindungen