SW01: Der Schanzenwald erwacht aus dem Dornröschenschlaf

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Revier Saubucht

Wanderkarte

Auch diese Wanderung ist wieder ideal mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen. Dieses Mal liegt das Gebiet am Olympiastadion, genauer gesagt direkt neben der Waldbühne. Die Tour beginnt am S-Bahnhof Pichelsberg und führt in ein Gelände, das viele Jahrzehnte im Dornröschenschlaf lag und nicht für die Öffentlichkeit zugänglich war: der Ruhlebener Schanzenwald an der Murellenschlucht und große Teile des Murellenberges.

Die Murellenschlucht und der Murellenberg entstanden durch Stauchmoränen des nördlichen Randes des Grunewaldes. Aus der damaligen Toteisrinne wurde im Laufe der Zeit das Trockental der Murellenschlucht.

Bevor es nun so richtig losgeht, vorab noch ein wenig geschichtlichen Hintergrund:
Bereits 1840 wurde der Schanzenwald, der sich nördlich der Murellenschlucht erstreckt, als militärisches Übungsgelände und Schießplatz genutzt. Der Name Schanzenwald entstand durch die Errichtung von Kasernen und Schießständen auf dieser Fläche. Nach Ende des 2. Weltkrieges bis 1991 wurde der Schanzenwald durch die britischen Alliierten intensiv militärisch genutzt. 1991 gaben die Alliierten diese Fläche auf und die Berliner Polizei übernahm die weitere Nutzung. Die Struktur der Murellenschlucht wurde schon 1936, zu den olympischen Spielen, durch Baumaßnahmen verändert. Durch die Aufschüttung des heutigen S-Bahndammes wurde der Stößensee von der Schlucht abgetrennt. 1944/45 wurde der Murellenberg mit seinen stummen Baumzeugen Stätte eines Wehrmachtserschießungsbefehls. 230 Personen wurden dort oben aus Gründen der angeblichen Fahnenflucht und Kriegsdienstverweigerung ermordet. 2001 errichtete Denkzeichen, in Form von beschrifteten Verkehrsspiegeln, erinnern noch heute an die Ermordeten der NS-Militärjustiz. 1948 wurde die Schlucht durch Trümmerschutt angefüllt, auf denen zum Teil zwei Großparkplätze angelegt wurden. Unter einem der Parkplätze befindet sich heute ein großer Untertage-Erdgasspeicher. Im Zuge der Realisierung einer Ersatzmaßnahme aus dem Bauvorhaben der Schnellbahnverbindung zwischen Hannover und Berlin der Deutschen Bahn, wurden die umfangreichen Renaturierungsmaßnahmen möglich. Unter anderem wurden große bauliche Anlagen, wie z.B. Bauwerke, Zaunanlagen, Wege, Kugelfänge, Schießschutzwälle und -wände entfernt. Für diejenigen, die gerne Zahlen und Fakten lesen möchten, folgt hier ein kurzer Abschnitt: Insgesamt wurde eine Fläche von 9.400 m² entsiegelt und renaturiert. 6850 m² Wege- und Platzflächen aus Asphalt, Beton und Betonsteinverbundpflaster sowie 2.000 m² massive Gebäude, wie Holz- und Metallbaracken, waren betroffen. 2.600 m Zaunanlagen und 2.000 m Schießschutzwände und -mauern wurden entfernt. Heute befindet sich dieses insgesamt ca.40 ha große Areal in der Verantwortung der Berliner Forsten. In den Jahrzehnten, in denen dieses Gebiet nicht betreten werden durfte, entwickelte sich ein vielfältiges Biotop, das nun für die Öffentlichkeit geöffnet wurde. Den naturinteressierten Besucher erwartet ein beeindruckendes Gelände.

Der S-Bahnhof Pichelsberg hat zwei Aufgänge. Der eine in südöstliche und der andere in nordwestliche Richtung. Der Bahnsteig wird in Richtung Waldbühne, also in nordwestliche Richtung verlassen. Dem Wegweiser Richtung Waldbühne immer folgen, bis man auf die Glockenturmstraße stößt. Von dieser Straße, in Richtung Waldbühne, geht ein Großparkplatz ab. Für diejenigen, die lieber mit dem eigenen Fahrzeug anfahren möchten, ist das ein idealer Platz zum Parken. Die östliche Zufahrt des Parkplatzes, also genau zwischen dem Parkplatz und dem Zaun der Waldbühne, ist auch der Zugang in das Waldgebiet. Direkt auf der Zufahrt an der grünweiß gestreiften Schranke befindet sich der erste Denkzeichen – Verkehrsspiegel – mit kurzer Erläuterung zu dem Denkzeichenweg. Die Tour geht vorbei an der Schranke und hinab über die Treppenanlage in die Murellenschlucht. In diesem Tal geht es vorbei an der nach wenigen Metern wieder nach oben führenden Treppenanlage, auf der der Denkzeichenweg weiter führt. Durch das Tal geht es bis zu einer großen Wegekreuzung, an welcher scharf nach Nordosten (rechts) abgebogen wird. Diesem grauen geschwungenen Schotterweg folgt man nun, bis links und rechts zwei große Freiflächen zu sehen sind. Diese Flächen waren früher der kleine Schießplatz mit 1,2 ha (links) und der große Schießplatz mit 4 ha (rechts). Der Weg führt zwischen den Schießplätzen und zwei Schutzwällen bis zum Zentrum dieser ehemaligen Schießanlage. Dort befinden sich zwei Spielgeräte und mehrere Sitzmöglichkeiten. Zusätzlich ist dort durch die Beräumung der Schießwände ein Aussichtspunkt entstanden, der den Blick über große Trockenwiesenflächen öffnet. Diese großen Lichtungsbereiche sind auch Lebens- und Nahrungsraum zahlreicher Laufkäfer-, Vogel-, Schmetterlings- und Wildbienenarten.

Die Wanderung geht weiter in nordwestliche Richtung und führt direkt auf einen Weg parallel zum oberhalb verlaufenden Bahndamm. Diesem Weg wird in südliche Richtung (links) gefolgt. Nach einiger Zeit zweigt an einer Sitzbank ein Weg nach links ab, der zurück zum Zentrum des früheren Schießplatzes führen würde. An diesem geht es vorbei weiter auf dem Weg neben dem Bahndamm. Nun erreicht man wieder die Kreuzung, an der man bereits vor einiger Zeit nach Osten abgebogen ist. Hier folgt man erneut dem gleichen Schotterweg, dem man bereits das erste Mal gefolgt ist. Nun geht man jedoch nur wenige Meter bis zur nächsten Abzweigung nach rechts und biegt in diesen nach oben führenden Waldweg ein. Parallel am Rande der Murellenschlucht gelangt man nun an den oberen Teil der Treppenanlage, die man bereits im Tal der Murellenschlucht gesehen hat. Hier befindet man sich nun auch wieder auf dem Denkzeichenweg, dem man nach Nordosten folgt. Dieser Weg schlängelt sich an der früheren gesicherten Zaunanlage, die dort noch zu sehen ist. Auf diesem Weg erreicht man nach einiger Zeit den geschichtsträchtigen Ort, an dem 230 angebliche Deserteure erschossen wurden. Diese Stätte ist durch die Aufstellung zahlreicher Spiegel gekennzeichnet.

Weiter entlang des Zaunes kommt man vorbei an einem hinter dem Zaun befindlichen, halb in den Boden eingelassenen Unterstand, der den Wachleuten als Unterstand diente. Kurz ddarauf zweigt ein erneuter Weg im spitzen Winkel nach Süden (rechts) ab. Auf diesem Weg geht es hinab in das Tal der Ruhlebener Fließwiese, der sein Ende am Zaun des Geländes der Waldbühne findet. Auf einem schmalen Waldweg läuft man nun rechts hinauf parallel zum Zaun, bis man wieder zurück auf dem Denkzeichenweg ist. Hier geht es zurück bis zur Treppenanlage, auf der man nun erneut hinab in die Murellenschlucht steigt. Unten angekommen, schließt sich der Rundweg dieser Wanderung. Ab hier folgt man dem Weg wieder zurück bis zum Parkplatz an der Glockenturmstraße. Wer mit dem Fahrzeug gekommen ist, hat bereits hier das Ende erreicht. Alle anderen gehen wieder zurück bis zum S-Bahnhof Pichelsberg. Ein Abstecher auf den Glockenturm am Olympiastadion ist sehr empfehlenswert. Denn von dort oben hat man nicht nur einen wunderbaren Fernblick über Berlin (bei schönem Wetter), sondern auch noch einmal die Möglichkeit, das gesamte 40 ha große – aus dem Dornröschenschlaf erwachte – Areal der Murellenschlucht, des Schanzenwaldes und des Murellenberges von oben zu sehen.

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