"Sehnsucht nach dem Jetzt" Neue Ausstellung in der Kommunalen Galerie im Schloss Biesdorf

Pressemitteilung vom 03.02.2020

Am Sonntag, dem 23. Februar 2020, eröffnet um 18.00 Uhr mit einer Vernissage die neue Ausstellung “Sehnsucht nach dem Jetzt” in der Kommunalen Galerie im Schloss Biesdorf, die dann bis Sonntag, 10. Mai 2020
zu sehen ist.

“Wann genau ist JETZT? Wann wird Vergangenheit zum JETZT?
Wann beginnt die Zukunft nach dem JETZT?”

Arbeiten von: Atsushi Fukunaga (Installation), Renate Herter (Fotografie, Installation), Andreas Kempe (Video, Hinterglasprojektion), Ulrike Kötz, (Performance/Installation), Bärbel Möllmann (Camera obscura/Fotografie), Ulrike Möschel (Installation), Julia Murakami (Fotografie), Daniel Rode (Installation), Andreas Sachsenmaier (Arbeiten auf Papier), Thyra Schmidt (Siebdruck mit Audiocollage), Joachim Seinfeld (Objektkästen), Axel Töpfer/Jo Preußler (Collage und Installation), Rebecca Ann Tess (Fotografie), Klaus Walter (Lichtkasten/Malerei), André Werner (Videoinstallation) und Sinta Werner (Fotografie/Objekte)
Kuratiert von Andreas Sachsenmaier, Joachim Seinfeld, Bärbel Möllmann, Karin Scheel

„Sehnsucht nach dem JETZT“ im Schloss Biesdorf ist erster Teil einer dreiteiligen Ausstellung in Berlin, Dresden und Düsseldorf. Die Ausstellungsreihe kreist um die „Sehnsucht nach dem JETZT“, diesen schwer fassbaren Moment des Gegenwärtigen. Damit das JETZT (be)greifbar werden kann, muss das, was davor und das, was danach liegt, mitgedacht werden. Diese drei Phasen – Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft – sind daher die Schwerpunkte der Ausstellung, wobei jeder Zeit eine kulturelle und gesellschaftspolitische Dimension zugeordnet wird.

Der flüchtige und fragile Moment des JETZT lässt sich am besten im Augenblick des kreativen Schaffensprozesses einfangen. Folgerichtig beschäftigt sich der Berliner Auftakt im Schloss Biesdorf sowohl mit der Gegenwart als auch dem Moment des künstlerischen Schaffens. Siebzehn Künstlerinnen und Künstler stellen sich im Schloss Biesdorf dieser Herausforderung.

So zeigt Andreas Kempe in seinem Filmloop Baumfall/Scioto River exakt den kurzen und doch so stark nachwirkenden Moment, in dem ein Baum auf einen Radweg stürzt. Das Vogelgezwitscher, das Raunen des Windes und das Blättergeraschel werden nur für einige Sekunden durch ein lautes Krachen unterbrochen und setzen sich danach fort als wäre nichts geschehen. Rebecca Ann Tess stellt in ihrer Fotoserie „Alpha++ Models“ die urbanen Zentren der Welt nebeneinander und zeigt die sterile Ästhetik neoliberal geformter Städte, in denen menschliche Körper nur als Fragmente erscheinen und selbst die Natur nur als grüne Mauer oder als akkurat gestutzte Hecke in geometrische Strukturen eingepasst wird. Das Individuelle, das es an diesen Orten einmal gab, das regional Charakteristische der Vergangenheit verschwindet und das Neue, das scheinbar Glatte kommt. Sinta Werner spielt in ihren Fotocollagen, Installationen und Skulpturen mit der Realität und deren Abbild und reflektiert das JETZT durch Scheinräume und Spiegel.
Im Objekt von Ulrike Möschel kommt das Momenthafte der Gegenwart im Augenblick der Reflexion durch eine spiegelnde Oberfläche zum Tragen. Dafür nutzt sie Blattsilber, ein altes und traditionelles Material für die Herstellung von Spiegeln. In Düsseldorf illustriert Möschel die Vergangenheit mit zusätzlichen, grün oxidierten Oberflächen auf ihrer Arbeit.

Das JETZT, ebenso wie die Sehnsucht nach demselben, nehmen wir als eine Abfolge von Momenten, die wir in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft unterteilen, wahr. Aber was ist Gegenwart, der Moment, Augenblick, das JETZT? Ist es überhaupt zu fassen? Oder ist es nicht bereits verflossen, sobald wir es uns bewusstmachen? Diese Frage und der Umgang damit, scheint für uns Menschen immens wichtig zu sein. Die Sehnsucht nach dem JETZT, ebenso wie das Scheitern daran, wurde und wird sowohl von den großen Religionen als auch der Philosophie behandelt. Die Menschen haben sich etliche Strategien erdacht, um selbstvergessen den Moment, und nur den Moment, zu leben. Der (positive) Moment soll genossen werden, das Ausblenden von Vergangenheit und Zukunft zu größtem Glück führen. Aber kommen wir da überhaupt hin? Zum JETZT?

Das künstlerische Schaffen ist ebenso wie das JETZT immer auch risikobehaftet. „Sehnsucht nach dem Jetzt“ präsentiert daher an allen Orten sowohl bereits fertige Arbeiten als auch direkt vor-Ort geschaffene Arbeiten wie etwa Installationen oder Performances, um damit der Unsicherheit des Momentes gerecht werden.

Publikation
Zur Ausstellung erscheint eine Zeitung, die das Spektrum der künstlerischen-visuellen Arbeiten der Ausstellung um das geschriebene Wort und kreative „Anmerkungen“ erweitert.
Gegliedert im Stil einer klassischen Tageszeitung in die Rubriken Politik, Feuilleton, Vermischtes, Anzeigen etc. versammelt diese „Eine Zeitung für alle Tage“ sowohl künstlerische Arbeiten als auch wissenschaftliche Beiträge, Gedichte, literarische Texte usw.

Das Veranstaltungsprogramm und Angebote zur Kunstvermittlung finden sich auf www.schlossbiesdorf.de.

Ausblick
Die Düsseldorfer Ausstellung (2021) reflektiert neben der Vergangenheit auch die philosophische Kontemplation, die Ausstellung in Dresden (GEH8 Kunstraum 12.06. – 28.06.2020) verknüpft den politischen Gestaltungswillen mit der Zukunft.

Eine Veranstaltung des Fachbereichs Kultur Marzahn-Hellersdorf.
Mehr Informationen zur Kultur in Marzahn-Hellersdorf auch im Internet.

Julliane Witt
Bezirksstadträtin für Weiterbildung, Kultur, Soziales und Facility Management

Jan Frontzek
Leiter Fachbereich Kultur

Karin Scheel
Künstlerische Leitung Schloss Biesdorf

Schloss Biesdorf
Alt-Biesdorf 55
12683 Berlin
www.schlossbiesdorf.de
+49.(0)30.516567791

Öffnungszeiten
täglich 10:00 – 18:00 Uhr
freitags 12:00 – 21:00 Uhr
dienstags geschlossen

Die Ausstellung wird gefördert aus Mitteln des Ausstellungsfonds Kommunale Galerien und der Projektförderung der Senatsverwaltung für Kultur und Europa.

Der denkmalgerechte Wiederaufbau von Schloss Biesdorf wurde durch das Bezirksamt Marzahn-Hellersdorf sowie aus Mitteln des Landes Berlin (Europäischer Fonds für Regionale Entwicklung – EFRE / EFRE-Aktion „Kulturinvestitionsprogramm – KIP“) und mit finanzieller Unterstützung der Stiftung Deutsche Klassenlotterie Berlin ermöglicht.