Eine Hoffnung für Jugendliche ohne Schulabschluss

Auszubildende im Betrieb

Welche Perspektive haben junge Erwachsene in Deutschland ohne einen Schulabschluss? Viele Betriebe wollen die Jugendlichen ohne ein Zeugnis ihrer erbrachten Leistungen erst gar nicht einstellen, ein Zurück an die Schule ist hingegen meist undenkbar, von einer Weiterbildung ganz zu schweigen. Was aber sollen die jährlich rund 50.000 Schulabgänger/-innen ohne ein schulisches Abschlusszeugnis tun? Ein Hoffnungsschimmer funkelt seit einigen Jahren in Berlin.

EIN HOFFNUNGSSCHIMMER FÜR SCHULABBRECHER/-INNEN

ZukunftPlus e.V. heißt der Hoffnungsträger junger Berlinerinnen und Berliner ohne Anschlussperspektive nach der Schule. Der Verein hat bereits einige Projekte ins Leben gerufen, die eine Weiter- und Ausbildung für diejenigen ermöglichen, die aus unterschiedlichen Gründen die Schule nicht erfolgreich beenden konnten. Auch mit dem 2016 neu gestarteten Konzept „Einsteigen – Mit dem Ticket Schulabschluss in deine berufliche Zukunft!“ bietet der ZukunftPlus e.V. jungen Erwachsenen zwischen 16 und 21 Jahren mit sozialen Benachteiligungen und/oder individuellen
Beeinträchtigungen eine Möglichkeit, den Hauptschulabschluss nachzuholen, sowie eine umfassende Berufsvorbereitung, welche die Teilnehmenden für den Arbeitsmarkt qualifiziert.

Geschäftsführer Christoph Seese

EINSTEIGEN UND WEITERBILDEN

Das Projekt ist eine Herzensangelegenheit für den Geschäftsführer des Vereins, Christoph Seese. Ihm sind die Spannungen im Bezirk, die nicht selten Perspektivenlosigkeit und Frustration als Ursache haben, wohl bekannt. Heute setzt er sich dafür ein, dass die sozialen Probleme schwinden, indem er den Menschen dort und in ganz Berlin mit „Einsteigen“ neue Perspektiven bietet. Drei Säulen stützen das Projekt und bilden den Wochenplan: An zwei Tagen besuchen die Teilnehmenden eine der drei kooperierenden Schulen: die August-Sander-Schule, Loschmidt-Schule und Konrad-Zuse-Schule. Einen weiteren Tag verbringen sie im Modulunterricht bei ZukunftPlus. Ergänzt werden die theoretischen Lerninhalte um einen praktischen Bestandteil: Die verbleibenden zwei Tage der Woche schnuppern die Jugendlichen in den Berufsalltag. Die Auswahl an Betrieben, welche die Praktika vergeben, ist groß; vom Wirtschafts- und Verwaltungssektor über verschiedenste technische Berufe (Elektro-, Bau-, Holz-, Textiltechnik etc.) bis hin zur Sozial- und Gesundheitsbranche kann jede und jeder, ganz nach individuellem Interesse, praktische Erfahrung sammeln. Zwölf bis maximal 18 Monate dauert die Ausbildung. Begleitet werden die jungen
Menschen dabei durchweg von einer sozialpädagogischen Betreuung, welche auf die persönlichen Bedürfnisse jeder und jedes Einzelnen eingeht. Um die individuelle Fürsorge zu gewährleisten, sind die Kurse auf jeweils maximal 15 Teilnehmende beschränkt. Im derzeitigen Ausbildungsjahr gibt es neun Klassen.

EIN NEUES LEBEN, EIN NEUER MENSCH

195 Jugendliche und junge Erwachsene sollen somit insgesamt am Ende des Projekts teilgenommen haben, 24 aus dem ersten, kleineren Jahrgang können bereits stolz den Abschluss vorweisen. Viele werden von den Betrieben, in denen sie das Praktikum absolviert haben, übernommen. Ansonsten haben sie mit der Weiterbildung von ZukunftPlus einen wichtigen Grundstein für eine erfolgreiche berufliche Laufbahn gelegt. Auf Wunsch werden die Teilnehmenden außerdem bei der Jobsuche begleitet. Doch mehr als den erfolgreichen Berufseinstieg schätzt Vereinsgeschäftsführer Seese die persönliche Entwicklung der Teilnehmenden: „Es ist schön miterleben zu dürfen, wie diese jungen Menschen plötzlich
Begeisterung empfinden und Interesse für bestimmte Dinge entwickeln.“

Teilnehmende bei der Zeugnisverleihung

EIN GROßER ERFOLG DANK DES ESF

Finanziert wird das Projekt „Einsteigen – Mit dem Ticket Schulabschluss in deine berufliche Zukunft!“ zur Hälfte durch Fördermittel des
Europäischen Sozialfonds (ESF), sodass trotz steigender Teilnehmendenzahl
und wachsendem Kursangebot nicht nur die Kosten für die Ausbildung übernommen, sondern auch Lernmaterialien und die Monatsfahrkarte für die öffentlichen Verkehrsmittel gestellt werden können. Außerdem findet alle drei Monate eine erlebnispädagogische Exkursion statt, denn auch der Spaß sowie der Ausbau der sozialen und persönlichen Kompetenzen sollen im Zuge der Ausbildung bei ZukunftPlus nicht zu kurz kommen.
Die Absolventinnen und Absolventen sind begeistert. Hatten sich manche schon auf eine aussichtslose Zukunft ohne Arbeit, soziale Kontakte und gesellschaftliche Teilhabe eingestellt, wurde ihnen im ZukunftPlus e.V. mit dem berufsvorbereitenden ESF-Programm „Bildung und lebenslanges Lernen“ doch noch eine zweite Chance zum (Wieder-)Einstieg in den beruflichen Alltag
und das „ganz normale“ Leben geboten.

Überblick

  • Begünstigter
    ZukunftPlus e.V.

    Ansprechpartnerin
    Christoph Seese

    Internetauftritt
    www.zukunftplus.org

    Projektlaufzeit
    10.2.2016 – 30.06.2018

    Prioritätsachse
    C: Bildung und lebenslanges Lernen

    Investitionspriorität
    c.i: Verringerung u. Verhütung der vorz. Schulabbruchs/Förderung des gleichen Zugangs zu Früherziehung und Grund- und Sekundarbildung

    Spezifisches Ziel
    Vermittlung in Ausbildung durch Qualifikation

    Förderinstrument
    15: Berufliche Integration Jugendlicher: Berufsorientierung und Berufsvorbereitung

    Finanzierung
    Gesamte öffentliche Mittel:
    1.434.174 EUR

    Davon EU-Mittel
    717.087 EUR

    EU-Programm
    Europäischer Sozialfonds (ESF)

    Online
    www.berlin.de/strukturfonds

  • ESF Reportage über Zukunftplus e. V.

    PDF-Dokument (780.0 kB)