Offener Brief der Integrationsbeauftragten von Berlin und Brandenburg zur Zukunft des Radiosenders COSMO

Die Integrationsbeauftragten von Berlin und Brandenburg appellieren im folgendem Offenen Brief an die Intendantin des Rundfunks Berlin-Brandenburg, den Radiosender COSMO zu erhalten und auszubauen. Der Offene Brief wurde am 19. Juni 2025 versendet und veröffentlicht.

  • Offener Brief der Integrationsbeauftragten von Berlin und Brandenburg zum Erhalt von COMSO

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Sehr geehrte Frau Demmer,

am 24. und 25. Juni steht eine weitreichende Entscheidung bevor, die nicht nur programmatische Weichen stellt, sondern ein Signal sendet – an Millionen Menschen in Deutschland, die für Vielfalt, Teilhabe und eine moderne, weltoffene Medienlandschaft stehen. Es geht um die Zukunft des Radiosenders COSMO.

Der öffentlich-rechtliche Rundfunk hat einen klaren Auftrag: Er soll Programme anbieten, die sich an die Gesamtheit der Bevölkerung richten und mit großer Meinungsvielfalt vollumfänglich informieren. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk wird aus einem solidarisch finanzierten Rundfunkbeitrag gespeist, den mehr als 47 Millionen Haushalte monatlich zahlen – darunter auch ein etwa Drittel der Bevölkerung, das mehrsprachig ist oder nicht Deutsch spricht. Die meisten von ihnen sind Menschen mit Einwanderungsgeschichte.

Wenn der RBB seinem Auftrag gerecht werden will, muss er COSMO sichern und weiterentwickeln – als starke, hörbare Stimme einer offenen, pluralen Gesellschaft.

Als Integrationsbeauftragte der Länder Berlin und Brandenburg appellieren wir eindringlich an Sie als Intendantin des Rundfunk Berlin-Brandenburg:

Erhalten Sie COSMO in seiner bisherigen Form und bauen Sie ihn als aktiven Teil der Einwanderungsgesellschaft Deutschland aus – als eigenständigen Radiosender mit postmigrantischer, superdiverser und mehrsprachiger Ausrichtung und Reichweite.

Wir halten dies aus folgenden Gründen für unverzichtbar:

1. Stimme der Vielfalt:
COSMO ist einzigartig in der deutschen Radiolandschaft. Kein anderer Sender gibt migrantischen Communitys, transnationalen Perspektiven und mehrsprachigem Journalismus so kontinuierlich
Raum. COSMO ist in diesem Sinn nicht nur ein Radiosender; COSMO ist eine Plattform für kulturelle Selbstbestimmung, Selbstwirksamkeit – und ein Brückenbauer zwischen Lebenswelten. Der Sender wird nicht weniger, sondern immer mehr benötigt.

2. Gesellschaftlicher Zusammenhalt:
Gerade in Zeiten wachsender Polarisierung brauchen wir Räume, in denen gesellschaftliche Vielfalt als Stärke erlebt wird. COSMO leistet einen konkreten Beitrag zur Integration und Partizipation, weil es nicht nur über Menschen mit Einwanderungsgeschichte spricht, sondern mit ihnen und für sie sendet.

3. Medienvielfalt und Demokratie:
Ein öffentlich-rechtlicher Auftrag, der seinem verfassungsgemäßen Bildungs- und Integrationsauftrag gerecht werden will, darf COSMO nicht opfern. Das Programm vermittelt diversitätssensible Kompetenz, behandelt globale und zwischenstaatliche Themen aus migrantischer Perspektive – und erreicht Zielgruppen, deren Lebensrealität vom herkömmlichen öffentlich-rechtlichen Rundfunk viel zu selten beachtet wird.

4. Regionale Verantwortung:
COSMO spiegelt die Realität unserer Bundesländer und ihrer urbanen und ländlichen Migrationsgesellschaften wider. Die Abschaltung von COSMO aufgrund von Sparmaßnahmen würde bedeuten, diese gesellschaftliche Realität zu ignorieren. Sparmaßnahmen dürfen nicht zulasten ohnehin marginalisierter Gruppen ausgetragen werden.

5. Vorbildfunktion für den Rundfunk der Zukunft:
COSMO ist ein Erfolgsmodell für modernen, integrativen Journalismus. Statt ihn zu beschneiden, sollte man den Sender stärken, seine Reichweite ausbauen und ihn als Blaupause für weitere innovative Medienprojekte innerhalb der ARD nutzen.
Wir wissen um den Spardruck, der auf den Rundfunkanstalten lastet. Aber Sparen darf nicht zulasten derjenigen gehen, die unterrepräsentiert sind – und nicht zulasten eines Senders, der genau das öffentlich-rechtliche Profil stärkt, das zeitgemäß ist und wegweisend für die Entwicklung im Einwanderungsland sowie in der Einwanderungsgesellschaft Deutschland sein sollte.

Wir fordern daher:
• Erhalt des linearen Radiosenders COSMO mit bundesweiter Reichweite,
• Stärkung durch Ausbau der Reichweite und durch Ausstattung mit mehr Ressourcen statt Schrumpfung von Redaktionen mit migrationsgesellschaftlicher, diversitätssensibler und diskrimierungskritischer Expertise.

Lassen Sie uns gemeinsam ein Zeichen setzen: Für einen öffentlich-rechtlichen Rundfunk, der alle in unserer Gesellschaft anspricht und mitnimmt. Für ein Deutschland, in dem Integration und Teilhabe nicht nur politische Ziele, sondern gelebte Realität sind – auch im Radio.

Gern stehen wir Ihnen für ein Gespräch zur Vertiefung unserer Gedanken zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen

Katarina Niewiedzial und Diana Gonzalez Olivo

Kontakt

Beauftragte des Berliner Senats für Partizipation, Integration und Migration
Sekretariat