Rhythmisierung in der Grundschule

Grundschülerin schneidet mit Schere Papier

Viele Grundschulen organisieren ihren Unterricht nicht mehr in starren 45-Minuten-Einheiten. Die mehr kind- und lerngerechte Rhythmisierung des Vormittags in Form von Unterrichts- und Freizeiteinheiten sowie Phasen individueller Lernzeiten verändern das heutige Lernen und Lehren. Ein flexibler Umgang mit dem 45-Minuten-Takt und eine kindgerechte Gestaltung der Wochenplanung unter Einhaltung der Jahresstundenzahl sind für Berliner Grundschulen seit Langem möglich.

Was verändert sich am Schulrhythmus durch die verlässliche Halbtagsgrundschule?

Wie sieht die Rhythmisierung in der offenen Ganztagsgrundschule aus?

Je nach Schulprogramm entsteht an jeder Schule ein eigener Rhythmus: In den schulischen Gremien wird über die, Zeitstrukturen, Unterrichtsorganisation und die Organisation des außerunterrichtlichen Bereichs beraten und entschieden und danach der Schultag gestaltet.

In der offenen Ganztagsgrundschule gibt es für den Unterricht und die kulturellen, sozialen, spielerischen und sportlichen Aktivitäten die jeweils erforderlichen Zeiträume. Vormittags ist neben Unterricht Raum für spielerische Aktivitäten, individuelle Übungszeiten, Bewegung und Freizeit (ausgeweitete Pausen), gemeinsame Mahlzeiten und Entspannung. Unterricht kann auch am Nachmittag in Form von Arbeitsgemeinschaften, Förderangeboten und Projekten stattfinden.

Damit gewinnt die offene Ganztagsgrundschule am Vormittag – wenn alle Kinder anwesend sind – Zeit für gemeinsame und individuelle Aktivitäten, für Beschäftigungen an freien Lernorten. Der Unterrichtsvormittag wird durch Angebote bereichert, die in der bisherigen Halbtagsgrundschule den außerschulischen Angeboten am Nachmittag vorbehalten waren.
Für die Bearbeitung komplexer Problemstellungen, für selbstgesteuertes und handlungsorientiertes Lernen, für die Wissensanwendung in Handlungskontexten eröffnet sich so mehr Raum, der dem sozialen Lernen und der Zeit miteinander zugute kommt.

Wenn bestimmte Angebote wie Förderunterricht, Freizeitphasen, Fachunterricht parallel zu anderen Klassen des gleichen Jahrgangs stattfinden, kann das gemeinsam für klassenübergreifende Arbeiten genutzt werden. Gibt es hingegen jahrgangsübergreifende parallel stattfindende Fachstunden, so können einzelne Schüler sogar am Unterricht einer anderen Klassenstufe teilnehmen.

Der veränderte Tagesrhythmus beschränkt sich nicht ausschließlich auf die Zeiten der verlässlichen Halbtagsgrundschule: Unterricht kann über den ganzen Tag verteilt werden, wenn dies den pädagogischen Konzepten entspricht. Projektangebote können z.B. am Montagmorgen, Entspannungspausen und Spielphasen im Laufe des Vormittags erfolgen. Dafür wird dann z.B. der Sport-, Kunst-, Musikunterricht am frühen Nachmittag erteilt. Zur Abstimmung der einzelnen Tagesphasen arbeiten Lehrkräfte und das weitere pädagogische Personal Hand in Hand.

Unterrichtsergänzende Angebote - auch häufig in Kooperation mit außerschulischen Partnern - können in den Vormittag eingebettet sein. So bieten etwa Musikschulen, Vereine, Künstler oder ehrenamtlich tätige Senioren alternative Aktivitäten aus den Bereichen Musik, Sport, Kunst, Kochen, oder Medien an.

Eine konsequente Umsetzung des neuen Schulrhythmus ist eine längerfristige Herausforderung. Hier und da werden erst einmal kleine Schritte der Veränderung der über Jahre vertrauten Zeitstrukturen erfolgen, aber für die Weiterentwicklung und Qualitätssteigerung der offenen Ganztagsgrundschule ist es wichtig, Vormittags- und Nachmittagsangebote konzeptionell abzustimmen. Schule wird dann zu einem Lern- und Lebensort, an dem sich die Schüler wohlfühlen, wenn die Angebote auf die Bedürfnisse der Kinder zugeschnitten sind, es eine enge – auch inhaltliche – Verzahnung von Unterricht und außerunterrichtlichen Aktivitäten gibt.

Welche Möglichkeiten der Strukturierung des Tages existieren konkret?

Gleitender Beginn
Kinder haben ab 7:30 Uhr auf dem Schul-Spielhof, im Klassenraum, in der Bibliothek, im Computerraum/Internetcafé, in den Lese-Spiel-Computer-Ecken Zeit für Gespräche mit anderen Kindern, mit Lehrkräften, Erzieherinnen und Erziehern sowie weiteren schulischen Mitarbeitern.

Es existiert ein Zeitfenster für individuelle Förderangebote, die Kinder unter Begleitung einer Lehrkraft oder einer Erzieherin, gemeinsam mit anderen Kindern oder allein wahrnehmen können. Kinder können Arbeitsvorhaben fortsetzen, in der Lese-Ecke schmökern, in der Medienecke allein oder gemeinsam im Internet recherchieren, ein Computerspiel spielen. Der Unterricht beginnt gegen 8:15 Uhr mit einem Morgenkreis oder mit Freiarbeit, die die Kinder sukzessive beginnen.

Unterrichtsblöcke statt 45-Minuten-Stunden
  • Unterrichtsblöcke à 60, 80, 90 Minuten
  • Verlängerte Kurzpausen (10 Minuten) – Pausen nicht nur zum Lehrerwechsel
  • Freiarbeitsstunden, Wochenplanarbeit
  • Epochalunterricht
  • Projektunterricht

Offene Schlussphasen
Zum Abschluss des Tages, zum Abschluss der Woche gibt es Angebote, die einen offenen Ausklang ermöglichen. Individuelle Förderangebote, die Kinder in ihrem individuellen Zeitrhythmus durchführen, bilden den Abschluss des Vormittags.

Der Wechsel in den außerunterrichtlichen Bereich erfolgt gleitend. Dies ermöglicht eine Stundenplangestaltung, die entsprechende Zeitfenster in Form von Betreuungsphasen einbezieht. Die tradierte Stundenplangestaltung mit ihrem Wechsel von Fachunterricht im 45-Minuten-Takt gilt es dafür zu überwinden.

Wochenbeginn und -abschluss
Der Beginn einer Schulwoche kann klassenintern, jahrgangsbezogen oder jahrgangsstufenübergreifend im Kinder-Plenum erfolgen.

Aktive Pausen
Pausenzeiten bieten Raum für Spiel- und Bewegungsangebote, Frühstück, soziale Kontakte und informelle Begegnungen. Für Freizeitaktivitäten sollten im Laufe des Schultages Anregungen existieren, es sollte aber auch hinlänglich Raum für Eigeninitiative zur Verfügung stehen.