West-Nil-Virus hat die Region Berlin-Brandenburg erreicht

Pressemitteilung Nr. 350 vom 27.10.2021

Im September dieses Jahres erfolgte der gesicherte Nachweis des West-Nil-Virus bei einem Greifvogel in Berlin und einem Pferd in Brandenburg nahe Berlin. Das Virus kann auch den Menschen befallen. Da nur ein kleiner Teil der Infizierten Symptome zeigt und nur etwa eine von 100 infizierten Personen schwer erkrankt, ist davon auszugehen, dass es weitere nicht-diagnostizierte Infektionen gab.

Das West-Nil-Fieber ist seit 2018 offiziell in Deutschland angekommen – bereits im letzten Jahr hatte es in Berlin bei Menschen eine Infektion gegeben; zuvor hatten sich mehrere Personen in Leipzig damit infiziert. Keine dieser Personen hatte sich zuvor im Ausland aufgehalten. 2019 mussten die ersten Erkrankungen bei Menschen (ebenfalls im Osten Deutschlands) registriert werden. 2020 gab es weitere Meldungen, Vögel in Berlin betreffend.

Wie äußert sich das Virus und wie kann man sich schützen?

Das West-Nil-Fieber ist eine Erkrankung durch einen Virus gleichen Namens, der ursprünglich aus den Tropen stammt und über Zugvögel in das Mittelmeergebiet und anschließend auch nach Nordeuropa eingeführt wurde. In Südeuropa wird es seit langem übertragen und kann auch vor Ort überwintern. Häufig betroffen sind Südfrankreich, Nord-Italien, Griechenland und weite Teile des Balkans, weiter nördlich auch Teile von Tschechien, Ungarn, Slowakei und Österreich. Auch die Türkei ist betroffen.

Offensichtlich kann das Virus auch in Deutschland überwintern. Es ist damit zu rechnen, dass er sich in Deutschland weiter ausbreitet und es in den kommenden Jahren zu weiteren Erkrankungsfällen auch bei Menschen kommen wird.

Hauptsächlich wird das Virus von Stechmücken zwischen wildlebenden Vögeln übertragen. Infizierte Mücken können das Virus aber auch auf Säugetiere (vor allem Pferde) oder Menschen übertragen – direkte Übertragungen von Mensch zu Mensch sind nicht möglich.

Halter_innen von positiv auf das West-Nil-Virus getesteten Pferden sollten zwar die ohnehin geltenden allgemeinen Hygienevorschriften beim Umgang mit Tieren befolgen, eine Ansteckungsgefahr besteht für sie jedoch nicht.

In den meisten Fällen treten beim Menschen keine Symptome auf. Bei etwa 20 Prozent der Erkrankten kann es nach einer Inkubationszeit von 2 bis 14 Tagen zu einer fieberhaften und grippeähnlichen Erkrankung kommen, die 3 bis 6 Tage anhält. Nur circa jeder hundertste erkrankt schwerer und entwickelt eine Form mit mentalen Veränderungen, Muskelschwäche und epileptischen Anfällen. Besonders betroffen sind hiervon ältere Personen, Personen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Immungeschwächte. In der Regel heilt die Erkrankung nach einer symptombezogenen Therapie komplikationslos aus, nur bei schwer Erkrankten mit Hirn- oder Hirnhautentzündungen können sich auch Spätfolgen manifestieren.

Für Pferde gibt es gut verträgliche Impfstoffe, welche einen Schutz auch für einzelne Tiere ermöglichen, ohne die Notwendigkeit, den gesamten Stall zu impfen (empfohlener Zeitpunkt: Sommer).

Für Menschen ist leider noch keim Impfstoff verfügbar. Somit ist der Schutz gegen Mückenstiche das zurzeit einzig wirksame Mittel sich zu schützen (Anwenden von Insektenabwehrstoffen, lange Kleidung, Aufenthalt in geschlossenen oder klimatisierten Räumen, Nutzen von Moskitonetzen, Beseitigen von Mückenbrutflächen im Wohnumfeld).

Wann sollte ich mich auf das Virus testen lassen?

Eine Untersuchung auf das Virus sollte vor allem bei erkrankten Reiserückkehrenden aus Risikogebieten erfolgen. Auch Personen mit Hirn- oder Hirnhautentzündungen ohne bestimmte Ursache und bei gehäuftem Auftreten von Fällen mit unklarem Fieber ist eine Untersuchung auf das Virus anzuraten.

Weitere Informationen sind auf den West-Nil-Virus-Seiten des Friedrich-Loeffler-Institut, Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit, zu finden.