
Bild: ISSS, bauchplan ).(
Ausstellung
Die öffentliche Ausstellung der Ergebnisse fand in digitaler Form statt und wurde am 08. Juli 2022 eröffnet. Weitere Informationen
Für die städtebauliche Entwicklung des ULAP-Quartiers wurde ein wettbewerblicher Dialog durchgeführt. Gegenstand war die ganzheitliche Entwicklung eines lebendigen, zukunftsweisenden Quartiers, in zentraler Lage mit verschiedenen Nutzungen, in hoher Dichte sowie die räumliche Verbindung mit der heterogenen Umgebung der Stadt.
PDF-Dokument (26.5 MB)
Kategorie
Städtebau
Typologie
Wohnen, Arbeiten, Bildung
Ort
Mitte, Berlin
Verfahrenstitel
ULAP-Quartier
Verfahrensart
Wettbewerblicher Dialog
Teilnehmerkreis
Architekt:innen und/oder Stadtplaner:innen in Zusammenarbeit mit Landschaftsarchitekt:innen
Auslober:in
Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen
Ausgewählter Beitrag
Architektur / Städtebau: ISSS research | architecture | urbanism, Berlin
Landschaftsarchitektur: bauchplan ).( Landschaftsarchitekten und Stadtplaner, München/Wien
Auftaktkolloquium
09.06.2021
1. Planungswerkstatt
21.06. – 22.06.2021
Präsentation und Auswahlsitzung 1. Dialogrunde
25.08. – 26.08.2021
2. Planungswerkstatt
14.09. – 15.09.2021
Präsentation und Auswahlsitzung 2. Dialogrunde
06.12. – 07.12.2021
Abschlusskolloquium
07.04.2022
PDF-Dokument (16.8 MB)
Der Entwurf operiert mit fünf polygonalen Baufeldern, die einen zusammenhängenden Stadtraum auf dem Areal schaffen. Im Osten beginnt das Quartier mit einem Hochhaus-Ensemble, in dem die gesamte geforderte Verwaltungsnutzung untergebracht ist. Die grundsätzliche Konfiguration mit zwei Gebäuden und die Disposition des Vorplatzes sind sehr gut nachvollziehbar, dennoch wirkt der Bereich momentan zu unruhig. Die endgültige Ausformulierung der Hochpunkte in Bezug auf Proportion, Gliederung und Funktionalität der Grundrisse soll Gegenstand weiterer qualifizierender Verfahren sein. Die Variante B zur Ostspitze (Überbauung der Buswendeschleife) bietet nicht genügend Vorteile, die die Inanspruchnahme einer Fläche außerhalb des Grundstücks momentan rechtfertigt. Im Westen anschließend folgen drei Blöcke, die zusammen einen städtischen Platz um den denkmalgeschützten Urania-Saal bilden. Der westliche Block kombiniert sinnvoll die Wohnbebauung mit dem Aldi-Markt. Die vorgegebene Realteilung ist hier gut möglich. Es wird in Frage gestellt, ob der angehobene Wohnhof ohne eine Handelsnutzung funktioniert. Als kritisch werden die Arkaden entlang der Invalidenstraße bewertet. Das zusätzliche Zurückweichen des Blocks von einer gedachten Baulinie entlang der Invalidenstraße wurde kontrovers diskutiert und muss im weiteren Prozess betrachtet werden.
Der mittlere Block ist als Schulbau mit einer integrierten Wohnnutzung konzipiert. Grundsätzlich wird die zentrale Lage der Schule im Städtebau, seine sehr gute Erreichbarkeit von allen Seiten und die Größe des Schulhofs wird positiv hervorgehoben. Die konzeptionelle Idee des Schulentwurfs der ansteigenden Terrassierung von Pausenhöfen und der damit verbundenen Idee der Öffnung der Schule zum Quartiersplatz wird grundsätzlich begrüßt. Hinsichtlich des Schallschutzes muss das Konzept noch überarbeitet werden. Auch die lediglich zweigeschossige Fassade der Schule, als räumliche Fassung des neuen Quartiersplatzes am Urania-Saal, scheint nicht dem von den Verfassern selbst formulierten Anspruch an den ansonsten städtischen Platz zu entsprechen. Auch an der Straße Alt Moabit wäre eine städtische Fassade wünschenswert. Die momentane Lage der Turnhalle erscheint diesbezüglich ungeeignet.
Der östlichste Block rückt von der Straße Alt Moabit ab und ist als schlüssiger Wohnblock mit nachvollziehbaren Grundrissen ausgebildet. Ein geschlossener Sockel scheint an dieser Stelle jedoch ökonomisch nicht sinnvoll zu sein und ist auch aus ökologischen Gründen nicht nachvollziehbar. Hier wäre eine Gelegenheit, im Hof Bäume im gewachsenen Boden zu stellen. Die Baukörpertiefe der Wohnbebauung mit 12 m ist sehr sinnvoll gewählt und lässt in der weiteren Bearbeitung verschiedenste Wohntypologien und Architekturen zu. Die momentan vorgeschlagenen Laubenganglösungen sind der städtischen Situation gegenüber inadäquat. Gerade eine hausweise Aufteilung mit einzelnen Treppenhäusern würde helfen, die Fassaden der Blöcke zu gliedern.
Die vorgeschlagenen drei Hochpunkte auf den Blöcken sind im weiteren Verfahren in Bezug auf Höhe, Kubatur, Funktionalität und architektonischer Ausbildung zu prüfen. Insgesamt hat der Entwurf im gesamten langen Planungsprozess bewiesen, dass sein städtebauliches Konzept ein robustes Grundgerüst ist. Er bietet im Grundriss sehr gut nachvollziehbare Raumfolgen städtischer Räume an, die man in den weiteren Verfahrensschritten bis zum Hochbau entsprechend detaillieren kann und am Ende eine sehr hohe Aufenthaltsqualität erwarten lassen.
Die Grundstruktur des Entwurfs, orthogonal zur Invalidenstraße, erzeugt geradlinige Gassenstrukturen, die Querverbindungen im Quartier ausschließen und durch die klare Nord-Süd Orientierung auch nur an der Barriere der Trambahnabstellgleise und am Viadukt enden.
Die Blöcke, wie der westliche Wohnblock und der Schulblock werden geeignet separiert. Im mittleren Block werden Wohnungen und Gewerbe kombiniert, was zu hohen Ansprüchen an die Vermittlung zwischen den ungleichen Nachbarn führt.
Weitere Hochpunkte im westlichen Wohnblock und in der Schule sind plausibel gesetzt, wobei der mittlere Hochpunkt an der Schule aufgrund der vorgesehenen Nutzung als Gewerbeflächen nicht für die Wohnnutzung zur Verfügung steht.
Die Blöcke bilden klare Quartierskanten, die jedoch zu schmale Gehwegbreiten an der Invalidenstraße zur Folge haben und auch keine markanten und ins Quartier überleitende Platzräume erzeugen.
Der Schulblock an zentraler Stelle ist richtig zoniert und auch in Verbindung mit dem Urania-Saal und dem Kongresszentrum nachvollziehbar gut gelöst. Jedoch wird die Möglichkeit eines zentralen Stadtplatzes verspielt und es entsteht sogar eine hinterhofartige Situation hinter dem Denkmal im Anschluss zur Schule. Seine blockhafte Erscheinung wirkt wenig einladend und wird dem Gedanken der Schule als Quartiersmittelpunkt nicht gerecht. Zudem ist ein enger Schulhof und ein kritisch gesehenes Luftgeschoss als Pausenhof angeboten. Funktional und maßstäblich überzeugt die vorgeschlagene Dachausbildung mit umlaufender lärmschützender Umbauung.
Die Adressbildung bei den Verwaltungshochhäusern sowie den Wohnblöcken ist gut, bei dem Schulblock dagegen problematisch, da der Hauptzugang im südlichen Bereich nicht optimal von überall zu erreichen ist.
Die Anschlüsse an die Nachbargebiete sind plausibel gelöst und die Hochpunkte an den Spitzen stärken die Verortung des Quartiers, jedoch bilden sie auch eine Abgrenzung nach Osten und Westen aus.
Der Lärmschutz ist in allen Bereichen sehr gut gelöst.
Der konzeptionelle Ansatz und die Weiterentwicklung der Arbeit werden vom Beratungsgremium positiv bewertet. In der Diskussion wird jedoch deutlich, dass die Lösungsansätze in den verschiedenen Planungsbereichen noch viele Fragen offenlassen. Insgesamt kann die Kleinteiligkeit, auf dem der Entwurf beruht, an diesem Ort keine überzeugende städtebauliche Antwort geben. Die Wegeführung aus Gassen und Quergassen lässt, insbesondere im Westbereich, die städtebaulichen Bezüge und Qualitäten in stadträumlicher Logik und Aufenthaltsqualität nur unzureichend erkennen. Die Schulhoffläche auf EG-Niveau erscheint ohne Einfriedung nicht umsetzbar, jedoch stellt sie als multicodierter Platz einen zentralen Bestandteil des öffentlichen Freiraumkonzepts dar. Dies kann auch in der weiteren Bearbeitung ohne grundlegende konzeptuelle Änderungen nicht gelöst werden. Ebenso wird die Funktion des verkleinerten Plateaus in Frage gestellt, da der erste Ansatz einer vollwertigen öffentlichen Ebene mit Übergang zum ULAP-Park nicht mehr gegeben ist. Obwohl die Arbeit trotz der genannten Punkte sehr gute und innovative Lösungsansätze aufweist, zeigt sie dennoch gegenüber den anderen beiden Arbeiten eine deutlich geringere Umsetzbarkeit an diesem Standort.
Der Entwurf zeichnet eine deutliche Höhenentwicklung, von Westen nach Osten aufsteigend, die vom Gremium als nachvollziehbare Antwort gewürdigt wird. Die leichte Verdrehung der Baukörper entlang der Invalidenstraße wird kontrovers diskutiert, die geometrische Setzung der Baukörper wird als nur bedingt nachvollziehbar bewertet. Die Flächenanforderungen werden größtenteils erfüllt, die Schule jedoch ist deutlich unterflächig und wird auch in anderen Zusammenhängen (Freiflächen, Nutzungszusammenhänge) als nicht funktional erachtet. Durch die Setzung vieler einzelner Baukörper entsteht im südöstlichen Bereich des Quartiers eine innenliegende Erschließung, die vom Obergutachtergremium nicht nur positiv beurteilt wird. Zudem wird auf die Vielzahl der Erdgeschossflächen/-fassaden hingewiesen, die durch die städtebauliche Setzung entstehen. Es erscheint fraglich, diese programmatisch sinnvoll füllen zu können. Der Entwurf wird insgesamt insbesondere in seiner Ausarbeitungstiefe gelobt, jedoch überwiegen die Zweifel, mit diesem in seiner Struktur determinierten Konzept die notwendigen Anpassungen vornehmen zu können.
Der Entwurf referenziert auf den Berliner Block als konzeptionelle Grundlage des Entwurfs. Die deutliche Unterschreitung des Flächenprogramms (103.000 qm von 120.000qm), insbesondere hinsichtlich landeseigener Verwaltungsflächen, würde große Überarbeitungsnotwendigkeiten bedeuten.
Das Hochhaus, das sich in östlicher Richtung vom Block löst, weist auf verschiedenen Ebenen Defizite auf und dessen Realisierungsfähigkeit wird daher in Frage gestellt. Der Umgang mit dem Bestandsgebäude der Polizei wird positiv gewürdigt, hinsichtlich der Urania gibt es große Vorbehalte des Denkmalschutzes und weiteren Mitglieder des Obergutachtergremiums gegenüber dem Vorschlag, den Urania-Saal mit dem Neubau teilweise zu überbauen. Die differenzierten Freiräume im Blockinneren sind ein interessanter Beitrag zur Diskussion. Das Obergutachtergremium würdigt die Ausarbeitung, die jedoch in einigen Bereichen schematisch bleibt und sieht für eine weitere Bearbeitung keine ausreichenden Entwicklungspotenziale.
Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen
Referat Architektur, Stadtgestaltung, Wettbewerbe