Kulturinfrastruktur

Kulturpolitik ist (auch) Infrastrukturpolitik

Existenz und Zustand der räumlichen Infrastruktur für die Produktion und Präsentation von Kunst und Kultur sind ebenso Gegenstand von Kulturpolitik wie die finanziellen und rechtlichen Rahmensetzungen. Abgeordnetenhaus und Senat haben deshalb die Entwicklung der kulturellen Infrastruktur zum Schwerpunktthema gemacht. Davon zeugt eine Vielzahl von Vorhaben, darunter der Start einer Investitionsoffensive im Kulturbereich, die Neuaufstellung und kontinuierliche Stärkung des Arbeitsraumprogramms, die Umnutzung prominenter Landesliegenschaften für kulturelle Zwecke oder die Ermöglichung punktueller Ankäufe von Liegenschaften.

Kulturinfrastruktur hat viele Träger

Wie die Berliner Kulturlandschaft selbst ist auch die Trägerschaft der kulturellen Infrastruktur außerordentlich vielfältig. Neben am Markt angemieteten Produktions- und Veranstaltungsräumen, bezirklichen Kulturliegenschaften und Liegenschaften im Eigentum der jeweiligen Kultureinrichtungen (z.B. Spielstätten der Stiftung Oper in Berlin) spielen die Kulturportfolien der beiden Immobilien-Sondervermögen des Landes – dem SILB (Sondervermögen Immobilien des Landes Berlin) und SODA (Sondervermögen für Daseinsvorsorge) eine besondere Rolle:

  • Im SILB-Kulturportfolio befinden sich die Liegenschaften, welche zu meist von dauerhaft landesgeförderten Kultureinrichtungen genutzt werden.
  • Im SODA-Kulturportfolio sind zum einen solche Kulturimmobilien zusammengefasst, deren Nutzer zeitlich befristet gefördert sind, zum anderen werden im SODA die landeseigenen Flächen bewirtschaftet, die dem Arbeitsraumprogramm dienen und über dieses an einzelne Künstlerinnen und Künstler vermietet werden.

Verwalterin dieser Sondervermögen und damit wichtige Immobilien-Partnerin der Kulturverwaltung ist die landeseigene Berliner Immobilienmanagement GmbH. Seit 2020 übernimmt sie diese Rolle im Rahmen des Bündnisses Kultur Räume Berlin auch im Arbeitsraumprogramm .

Berlin investiert in seine Kulturinfrastruktur

Die Konsolidierungsjahre haben auch in der Kulturinfrastruktur zu einem erheblichen Sanierungsstau geführt. Senat und Abgeordnetenhaus haben darauf mit Einrichtung eines mehrjährigen Investitionsprogramms und der Verdopplung des Ansatzes für die bauliche Unterhaltung reagiert. Mehrere Baumaßnahmen wurden in den letzten Jahren auf den Weg gebracht und im Landeshaushalt bzw. in der Investitionsplanung abgesichert. Damit wird der sukzessive Abbau des Sanierungs- und Modernisierungsstaus in landeseigenen Objekten in Angriff genommen. Neben der BIM ist hier die für Bauen zuständige Senatsverwaltung maßgebliche Partnerin. Zu den größten Baumaßnahmen gehören hier die Sanierung der Komischen Oper , die Sanierung und Erweiterung der Berlinischen Galerie und die Zusammenführung der Standorte der Zentral- und Landesbibliothek in einem Neubau am Standort Blücherplatz.

Kunstproduktionsorte im Fokus

Berlin ist ein international bedeutender Standort der Kunstproduktion in allen Sparten und Genres. In der wachsenden Stadt werden renditeschwache Nutzungen auf dem Immobilienmarkt zunehmend verdrängt. Dieser Dynamik soll das landeseigene Arbeitsraumprogramm entgegenwirken. Das Programm ermöglicht die Anmietung von Ateliers, Theater-, Tanz- und Musikprobenräume durch einen Generalmieter sowie die Weitergabe der Räume an Kunstschaffende zu geförderten Preisen.

Senat und Abgeordnetenhaus haben die Kulturverwaltung 2016 beauftragt, bis 2021 insgesamt 2.000 Räume zu sichern (2016: ca. 600 Räume im Bestand) und das Arbeitsraumprogramm effektiver aufzustellen. Deswegen wurde das Programm in den letzten Jahren konzeptionell auf alle Kunstsparten ausgeweitet, finanziell deutlich verstärkt und operativ in der Kulturraum Berlin GmbH gebündelt. Kern der Neuaufstellung ist das Ende 2020 etablierte Bündnis Kultur Räume Berlin, in dem die maßgeblichen Akteure aus Verwaltung, Immobiliendienstleistung und Freier Kunstszene kooperieren.

Weitere Initiativen

Im Rahmen von Draußenstadt werden seit 2020 zentrale Orte, wie das Haus der Statistik, die Floating University oder der Baupalast auf dem Dragoner Areal der Initiative Urbane Praxis als sogenannte Campusanlagen gefördert. Diese Orte bieten Experimentierräume, in denen mit künstlerisch-kreativen Mitteln an der Schnittstelle von Kultur, Sozialem, Architektur und Stadtentwicklung gearbeitet wird. Damit zeigen sie exemplarisch das Potential Urbaner Praxis, die in kooperativen, interdisziplinären Prozessen Kultur und Stadtentwicklung zusammenbringt.

Kultur hat als Faktor der Stadtentwicklung hohe Bedeutung. Bei Großprojekten wie der Entwicklung des Molkenmarkts oder dem ehem. Flughafen Tempelhof spielen Kunst, Kultur und Kreativität eine wichtige Rolle. Kulturelle Nachnutzungen prominenter Gebäude wie der Alten Münze , der ehem. Akademie der Wissenschaften der DDR oder dem ehem. Zentralstandort der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ werden aktuell umgesetzt. Die dezentrale kulturelle Infrastruktur findet in den Sozialen Infrastrukturkonzepten auf Bezirksebene und in der Strategie zur integrierten Infrastrukturplanung des Senats systematisch Berücksichtigung. Durch gezielte punktuelle Ankäufe (Bsp. Radialsystem V) konnte in den letzten Jahren wichtige Kulturinfrastruktur für Kunst und Kultur in Landeshand gesichert werden.