In Familien können vielfältige Alltagsprobleme und Konflikte auftreten. Manche Eltern brauchen dann für einen gewissen Zeitraum eine intensivere Unterstützung bei der Erziehung ihrer Kinder. Wir sprachen mit Linda Senkel, Referentin für Angelegenheiten des Fachkräftebedarfs mit dem Schwerpunkt Jugendämter über das Angebot Hilfe zur Erziehung und eine aktuell laufende Kampagne.
Frau Senkel, was genau sind überhaupt Hilfen zur Erziehung?
In Familien können vielfältige Alltagsprobleme und Konflikte auftreten. Hilfen zur Erziehung (HzE) bieten hier für einen gewissen Zeitraum intensive Unterstützung. Eltern werden von Fachkräften vorübergehend oder auf Dauer bei der Erziehung ihrer Kinder begleitet und entlastet. Die konkrete Hilfe wird von den Regionalen Sozialpädagogischen Diensten im zuständigen Jugendamt (RSD) in Absprache mit den Familien individuell geplant und orientiert sich an deren Bedarf.
Die konkreten Hilfeformen sind dabei sehr vielfältig: Von der ambulanten sozialpädagogischen Familienhilfe, die die Familie alltagsnah im direkten Umfeld begleitet, über die Wohngruppe für Kinder, die aus unterschiedlichen Gründen nicht in ihrer Familie leben können, bis hin zu intensivpädagogischen und therapeutischen WGs für Kinder- und Jugendliche mit psychischen Erkrankungen oder Traumatisierungen – das alles sind Beispiele für HzE.
In den verschiedenen Angebotsformen begleiten Fachkräfte also Kinder, Jugendliche und Familien in verschiedenen Konstellationen und Altersgruppen – von Säuglingen im Eltern-Kind-Wohnen bis hin zum betreuten Einzelwohnen, in denen Jugendliche und junge Volljährige auf ein selbstständiges Leben vorbereitet werden.
Warum startet die SenBJF jetzt eine Kampagne für Hilfen zur Erziehung?
Es ist kein Geheimnis, dass sich die Fachkräftesituation in den Hilfen zur Erziehung in den letzten Jahren weiter angespannt hat. Mit der Einrichtung von Fachschulklassen mit dem Schwerpunkt Hilfe zur Erziehung an zwei staatlichen Fachschulen sind wir erste Schritte gegangen, um Fachkräfte gezielt für dieses Feld auszubilden. Gleichzeitig erleben wir, zum Beispiel bei Beratungen auf dem Berlin-Tag, dass das Arbeitsfeld vielen gar nicht bekannt ist.
Mit dem Begriff Kita oder auch Ganztag können die meisten Menschen etwas anfangen – mit dem Kürzel HzE wesentlich weniger. Wir wollten daher dieses spannende Arbeitsfeld näher beleuchten und seine Vielfalt darstellen: Wer kann in diesem Feld arbeiten? Was erwartet mich in der Praxis? Wo finde ich eine Praxisstelle für das Studium oder sogar meinen zukünftigen Arbeitgeber? Dabei war uns wichtig, Fachkräfte selbst zu Wort kommen zu lassen und ihre Motivation und Begeisterung für die Arbeit zu teilen. Solche Fachkräfte für die Kampagne zu gewinnen, ist uns dank der Unterstützung der LIGA-Verbände gelungen.
Welche Einstiegs- und Ausbildungsmöglichkeiten gibt es im Bereich Hilfen zur Erziehung?
Sozialpädagogische Fachkräfte, in der Regel also staatlich anerkannte Sozialpädagog/-innen und Erzieher/-innen, können sich direkt bei den Trägern auf Stellen bewerben. Aber auch Quereinstiege sind für verschiedene Berufsgruppen möglich. Wer bereits während der Ausbildung zum/zur Erzieher/-in oder im Studium der Sozialen Arbeit im Feld der HzE tätig werden möchte, kann bei den Hilfen zur Erziehung Praxisphasen absolvieren, zum Beispiel im Rahmen eines Pflichtpraktikums, einer berufsbegleitenden Ausbildung oder eines dualen Studiums.
Wie und wie lange wird die Kampagne ausgespielt?
Die aktuellen Anzeigen sind für die sozialen Medien konzipiert und werden dort bis voraussichtlich Ende Juni geschaltet sein.
Wie können Menschen darauf reagieren?
Auf der Landingpage der Kampagne finden Interessierte umfängliche Informationen zu den unterschiedlichen Angebotsformen und Zielgruppen. Wer sich gleich bewerben möchte, hat auf der Seite die Möglichkeit, direkt in den Stellenportalen der Wohlfahrtsverbände nach passenden Angeboten zu suchen. Auch aktuelle Ausschreibungen des Berliner Notdienst Kinderschutz (BNK) sind hier verlinkt.
Wer sich mit Ausbildung und Studium in den Hilfen zur Erziehung beschäftigten möchte oder sich für einen Quereinstieg in das Feld interessiert, findet ebenfalls nützliche Informationen sowie Kontaktmöglichkeiten zu Fach- und Hochschulen.