Über die Sammlung

Egmont Schaefer: Kaffeehausterrasse mit Sonnenschirm, 1928, Pastellkreide über Tusche auf Papier, 52 x 68,2 cm

Die Kunstsammlung Pankow ist eine vergleichsweise junge und kleine Sammlung. Ihre Geschichte lässt sich dennoch nicht einfach erzählen, denn sie ist sowohl an die wechsel­volle Geschichte der Berliner Nachkriegserwaltung als auch an die der Berliner Kunst geknüpft und deshalb kleinteilig und heterogen.

Kernbestand sind die in allen Ost-Berliner Bezirken seit den 1960er Jahren getätigten Erwerbungen von jeweils an­sässi­gen Künstlern. Sie erfolgten durch Aufträge, aber auch direk­te Ankäufe aus den Ateliers und waren in den einzelnen Be­zirken verschieden organisiert und motiviert. Die vor­han­de­nen Arbeiten sind also – bis auf wenige Ausnahmen – im Erwerbungszeitraum entstanden.

Die damals unbefangene Bezugnahme auf die vor Ort leben­den Künstler ermöglicht heute einen Eindruck von einer viel­fältigen und lebendigen, dem Außenstehenden oft un­bekann­ten, komplex miteinander verwobenen Kunstszene im Osten Berlins – ins­be­son­dere der 1970er und 1980er Jahre.

Neben den Protagonisten der so genannten “Berliner Schule”, deren künstlerische Arbeit die Sammlung mit Werken von Manfred Böttcher, Harald Metzkes, Dieter Goltzsche, Wolfgang Leber, Klaus Roenspieß, Christa Böhme und auch Lothar Böhme belegen kann, werden auch Arbeiten der nachfolgenden Generation bewahrt, die wesentlich zur Herausbildung der Berliner lyrischen Abstraktion seit dem Ende der 1970er Jahre beitrug. Zu ihr gehören Harald Toppl, Joachim Böttcher, Hanns Schimansky und Volker Henze.

Mit Bildung des Großbezirks Pankow anlässlich der Berliner Bezirksfusion im Jahr 2001 wurden die vorhandenen Kunstwerke erstmals und einheitlich als solche erfasst und inventarisiert.

Damit wurde die Sammlung endgültig etabliert und zugleich zum wichtigen und re­prä­sen­ta­tiven Dokument künstlerischer Arbeit im Osten Berlins. Denn der neue Bezirk Pankow entstand aus den überdurchschnittlich von Künstlern bewohnten Ortsteilen (Alt)-Pankow (Wohn- und Arbeitsort sowohl der Regierung der DDR als auch zahlreicher zurück­gekehrter Emigranten und linker Intellektueller Ost-Berlins), Prenzlauer Berg (Zentrum der Ostberliner Szene) und Weißensee (Sitz der Ost-Berliner Kunsthochschule und in der Folge oftmals Wohn- und Arbeitsort dort ausgebildeter Künstler bzw. ihrer Lehrer).

Aber auch vor dem 2. Weltkrieg lebten hier Künstler. Erinnert sei an Käthe Kollwitz oder den mit ihr befreundeten Maler und Grafiker Herbert Tucholski, von dem die Sammlung über eine Reihe repräsentativer Graphiken verfügt. Auf diese Weise wird sowohl eine Gesamtberliner Kunsttradition als auch eine spezielle Entwicklung unter den kulturpolitischen Bedingungen der DDR im Osten Berlins nach dem 2. Weltkrieg dokumentiert.

Die Kunstsammlung des Bezirkes Pankow beherbergt heute fast 4.000 Arbeiten von etwa 650 Künstlern. Den allergrößten Teil bilden Werke der Graphik und Arbeiten auf Papier. Wie in den meisten öffentlichen Sammlungen fehlt auch hier inzwischen ein Ankaufsetat. Die Erweiterung und Ergänzung des Bestandes erfolgt deshalb seit 1996 über gezielt organisierte Schenkungen. Zu diesen neueren Schenkungen gehören u. a. Zeichnungen des Berliner Zeichners Egmont Schaefer (1908-2004), Radierungen der Malerin und Grafikerin Charlotte E. Pauly (1886-1981) und eine umfangreiche Schenkung von Arbeiten auf Papier aus dem Besitz des Berliner Malers und Grafikers Klaus Roenspieß (*1935).

In Zusammenarbeit mit dem Berliner Kabinett e.V. wird zudem an der Entwicklung eines auf Handzeichnungen spezialiserten Bestandes gearbeitet. Erste Zeichnungen konnten Dank dieser Kooperation von Brigitte Handschick (1939-1994) und Heinz Handschick (*1931) übernommen werden.

2013 hat die Sammlung zudem den künstlerischen Nachlass des Art Brut Künstler Kurt Wanski (1922-2012) übernommen. Er hat seit der Mitte der 1970er Jahr ebis zu seinem Tod in Berlin-Weißensee gelebt.

Die Publikation “Wochenmarkt und Knochengeld” aus dem Jahr 2006 (Lukas Verlag für Kunst- und Geistesgeschichte) vermittelt sowohl einen Einblick in die Sammlungsgeschichte als auch ihren Umfang.
100 Künstler werden dort mit jeweils einer Werkabbildung, ihrer Biografie und kunst­wissen­schaft­lichen Texten vorgestellt.