„Eine berechenbare, zum Stil, ja zur Manier verfestigte Malerei ist Wilds Sache nicht. Zwar schafft er mit seiner Art, Malerei und Bild zu denken und zu entwickeln, seinen eigene, unverwechselbare Sprache, doch widersetzt er sich jeglicher Routine. Damit bleiben seine Werke im positiven Sinne sperrig und werden in der Rezeption ob ihrer spielerischen Unberechenbarkeit in besonderem Maße lebendig.
Der von Wild für die Ausstellung und die begleitende Publikation als Titel und Motto gewählte Begriff Vertigo, also Schwindel, trifft in mehrfachem Sinne zu. Zum einen als Gefühl, das sich bei der vergleichenden Überschau der ausgestellten oder eben in diesem Arbeitsheft der Galerie Parterre Berlin zusammengebrachten Werke einstellt, zum anderen im direkten Erlebnis des einzelnen Werkes als komplexer, widersprüchlicher, bisweilen in verschiedene innerbildliche Segmente, Räume und Ebenen aufgespaltete Entität. Wer mit unverzagtem Optimismus meint, er könne sich von einem Bild zum nächsten hangeln, um sich gemäß bestimmter formaler oder inhaltlicher Regelmäßigkeiten, Konstanten oder Leitmotive einen schnellen Reim auf alles machen zu können, wird eines besseren belehrt. Wilds Bildarbeit folgt keinem vorgefertigten Plan, sondern wirft Pläne mit System über den
Haufen.“
Dr. Andreas Schalhorn, 2013
Mathias Wild wurde 1946 im schweizerischen Glarus geboren und lebt und arbeitet in Berlin. Seine Werke finden sich in privaten und öffentlichen Sammlungen darunter beim Basler Kunstkredit, dem Kunsthaus Glarus, der Berlinischen Galerie oder auch dem Kupferstichkabinett Berlin. Seit 1973 hatte er zahlreiche Einzelausstellungen und war an vielen Gruppenausstellungen im In- und Ausland beteiligt.