Gropiusstadt

Luftbild Gropiusstadt

ENTWICKLUNGSGESCHICHTE

Die Gropiusstadt ist ein Ortsteil von Neukölln und beherbergt die gleichnamige Großwohnsiedlung im Süden Neuköllns. „Licht, Luft und Sonne“ war die Vision des Architekten, Walter Gropius und seines Büros The Architects’ Collective (TAC). Das ursprüngliche Leitbild der gegliederten, aufgelockerten und durchgrünten Stadt aus den 1950er Jahren konnte allerdings aufgrund des Mauerbaus 1961 und dem damit verbundenen gestiegenen Wohnungsbedarf nicht umgesetzt werden.

Grundsteinlegung

Am 7. November 1962 legten der damalige Bürgermeister von Berlin, Willy Brandt und Walter Gropius den Grundstein für die Satellitensiedlung. Die GEHAG war Planungsträgerin und Bauherrin. 1975 wurde die Großwohnsiedlung fertiggestellt mit Wohnraum für etwa 50.000, statt wie geplant 15.000 Menschen. Statt maximal 5-geschossige Gebäude wurden Hochhäuser mit bis zu 30 Geschossen gebaut.

Umgestaltung

In den 1980er Jahren erfolgte eine umfassende Umgestaltung des Wohnumfelds, einschließlich der Aufwertung öffentlicher Grünflächen, Plätze und Wegeverbindungen. Mit der Erweiterung des Wohnungsmarktes in den 1990er Jahren veränderte sich die Bewohnerschaft der Gropiusstadt. Menschen mit geringem Einkommen und vielfältigen Migrationshintergründen zogen ein.

Stabilisieren und Aufwerten

Seit 2005 gibt es ein Quartiersmanagement (QM), das bewilligte Programmmittel von 27,5 Millionen Euro (Stand 2022) einsetzt, um das Gebiet zu stabilisieren und nachhaltig aufzuwerten.

Energetische Modernisierung und Wohnungsbau

Aufgrund des fortschreitenden Alters der Großwohnsiedlung rückten in den letzten Jahren vermehrt die bauliche Instandsetzung und die energetische Modernisierung in den Fokus. Das soziale Gefüge soll erhalten bleiben und Mieten erschwinglich bleiben. Während Synergieeffekte genutzt werden, sollen gegenläufige Auswirkungen von privaten und öffentlichen Maßnahmen verhindern werden. Um nachhaltige städtebauliche Ziele zu realisieren sind also koordinierte Maßnahmen erforderlich. Auch steht der Bezirk Neukölln vor der Herausforderung, zusätzlichen Wohnraum durch Wohnungsneubau und Aufstockung zu schaffen, um den Wohnungsbedarf zu decken.

  • Denkmale in der Gropiusstadt
    Gropiushaus in der Gropiusstadt: massives 18-geschossiges Wohnhaus mit brauner Fassade und versetzten Baukörpern sowie runden Balkonen

    Der Ortsteil Gropiusstadt beherbergt sechs bemerkenswerte Denkmäler, die ein wichtiges Zeugnis der Stadtgeschichte und Kultur darstellen. 5 der Denkmale sind in den 1960er und 70er Jahren entstanden.

    1. Die Jungfernmühle, eine als Baudenkmal eingetragene Holländermühle, wurde 1892 im Baumläuferweg 57 errichtet. Ursprünglich in Rixdorf stehend, wurde sie aufgrund der neu entstandenen Bebauung dorthin versetzt, da sie nicht mehr ausreichend Wind hatte.
    2. Die Evangelische Dreieinigkeitskirche in der Lipschitzallee 7 ist ein städtebaulich markanter Kirchenbau. Gemeinsam mit dem Gemeindehaus, Pfarrhaus und dem Außenbereich ist sie als Denkmalbereich gelistet. Der Bau erfolgte nach einem Architekturwettbewerb im Jahr 1967, den Reinhold Barwich gewann. Die Kirche ist ein Zentralbau mit drei Zacken, die symbolisch für die Dreieinigkeit stehen. Das organisch geformte Dach spannt sich zwischen den Zacken und besteht aus einer Seilnetzkonstruktion mit einem tief nach unten gezogenen Mittelbereich.
    3. Die Katholische Kirche St.-Dominicus in der Lipschitzallee 74 wurde zwischen 1975 und 1977 erbaut. Charakteristisch ist die aluminiumverkleidete Kegelkuppel über einem quadratischen Grundriss. Aufgrund ihres besonderen Erscheinungsbildes ist die Kirche auch als Melitta-Kirche bekannt.
    4. Die Walter-Gropius-Schule in der Fritz-Erler-Allee 84-86 entstand zwischen 1965 und 1969 nach einem Entwurf des Architekturbüros The Architects Collaborative (TAC) von Walter Gropius. Die gesamte Schule ist als Denkmalbereich geschützt und umfasst fünf sternenförmige Klassenbauten, ein Fachraumgebäude, ein Werkstattgebäude sowie eine Gymnastik- und Sporthalle und eine Kita.
    5. Vom gleichen Architekturbüro wurde das Gropiushaus konzipiert. Der Bau wurde zwischen 1966 und 1974 errichtet. Neben dem Gropiushaus gehören eine Milchbar und ein Parkdeck zum Komplex. Der halbkreisförmige Gebäudegrundriss ist eine Hommage an Bruno Tauts Hufeisensiedlung.
    6. Unter der Leitung von Rainer G. Rümmler entstand 1967-69, ursprünglich als Endpunkt der U-Bahnlinie gedacht, der U-Bahnhof Zwickauer Damm. Der oberirdische Bereich des Bahnhofs ist aufwendig konzipiert. Der skulpturale Eingangspavillon ist eine Besonderheit im Berliner U-Bahnnetz.

    Diese architektonischen Meisterwerke sind ein wichtiger Teil der Berliner Geschichte und Kultur.

  • Milieuschutz
    Karte Gropiusstadt

    Der nordwestliche Teil der Gropiusstadt ist seit November 2020 eines von 10 sozialen Erhaltungsgebieten im Bezirk Neukölln, die umgangssprachlich auch als Milieuschutzgebiete bezeichnet werden.

    Voruntersuchung

    Bevor das Gebiet zu einem Milieuschutzgebiet erklärt werden konnte erfolgte eine Voruntersuchung im Hinblick auf bauliche, demografische und soziale Veränderungen und Entwicklungstendenzen. Durch die vertiefende Voruntersuchung wurde belegt, dass die Vorrausetzungen für den Erlass der sozialen Erhaltungsverordnung bzgl. des Verdrängungs- und Aufwertungspotentials sowie dem Aufwertungsdruck gegeben sind.

    Überprüfung

    Voraussichtlich im Jahr 2025 / 2026 soll das Gebiet erneut untersucht werden mit dem Ziel zu überprüfen ob die Voraussetzungen für den Fortbestand der Erhaltungsverordnung weiterhin vorliegen. Diese regelmäßigen Überprüfungen der Voraussetzungen sind notwendig um ein Gebiet rechtsicher als Milieuschutzgebiet festlegen zu können.

    Besondere Vorschriften

    In Milieuschutzgebieten gelten besondere Vorschriften für das Sanieren und Modernisieren von Häusern und Wohnungen, wobei sich der Milieuschutz ausschließlich auf bestehenden Wohnraum bezieht. Der Rückbau, die Änderung oder die Nutzungsänderung baulicher Anlagen bedürfen einer erhaltungsrechtlichen Genehmigung. Sofern durch die baulichen Maßnahmen der Schutzzweck der Milieuschutzverordnung betroffen ist, werden die Maßnahmen versagt.

    Genehemigungskriterien

    Zur Beurteilung von Bauvorhaben und Maßnahmen wurde ein Katalog mit Genehmigungskriterien erarbeitet. Dies ermöglicht eine möglichst transparentes und einheitliches Verfahren. Anhand der Genehmigungskriterien prüft das Stadtentwicklungsamt ob eine Maßnahme genehmigt werden kann oder nicht.

    Mehr Informationen zum Milieuschutzgebiet Gropiusstadt.

  • Energetisches Quartierskonzept
    Energiewende

    Die Gropiusstadt befindet sich aktuell in einer Umbruchphase. Mit einer Lebensdauer von mittlerweile über 50 Jahren rückt sie zunehmend in den Fokus erforderlicher baulicher Modernisierung, Sanierung und vereinzelt auch Umnutzung und Ergänzung. Einst als moderne Siedlungserweiterung entworfen, kann sie die heutigen Ansprüche an ein modernes Quartier in Bezug auf

    • Energiebedarf,
    • Mobilität,
    • den öffentlichen Raum und
    • Grünflächen

    nicht immer erfüllen.

    Zielkonfikt

    Gleichzeitig steht die Gropiusstadt beispielhaft für den Zielkonflikt der aktuell die Stadtgesellschaft beschäftigt. Einerseits erfordern die zunehmend unübersehbaren Folgen der Klimakrise rasches Handeln, wodurch zum Beispiel beim Dämmen der Gebäude hohe Modernisierungsumlagen entstehen können, die schlimmstenfalls zur Verdrängung von Mietern führen. Die Lösung dieses Zielkonflikts ist essentiell um eine sozialverträgliche energetische Modernisierung zu initiieren.

    Das große Ganze betrachten

    Das Dämmen von Häusern ist jedoch nur ein Teilaspekt, vielmehr geht es darum das Quartier als Ganzes zu betrachten und die verschiedenen Teilaspekte wie

    • das Dämmen von Häusern,
    • die Erhöhung des Anteils erneuerbarer Energie,
    • die Anpassung der Grün- und Freiflächen oder
    • die Verkehrswende zu mehr Elektromobilität

    zusammen zu betrachten. Das energetische Quartierkonzept soll diese Teilaspekte bündeln und Antworten auf Quartierebene geben.

    CO2 einsparen

    Hierbei soll es insbesondere konkrete Vorschläge machen, wie sich der CO2 Ausstoß im Quartier reduzieren lässt. Es kann damit auch einen wichtigen Beitrag zur Sozialverträglichkeit der Maßnahmen leisten, da nicht alle Maßnahmen die viel CO2 einsparen auch zu höheren Mieten führen müssen.

    Energetisches Quartierskonzept

    Das energetische Quartierskonzept Gropiusstadt wurde im Zeitraum August 2021 bis Dezember 2022 erstellt. Herzstück des Konzepts ist die Energie- und CO2-Bilanz, diese stellt des Status Quo des Quartiers bezüglich Treibhausgas-Emissionen, sowie den nach den Energieträgern Strom, Fernwärme und Erdgas aufgeschlüsselten Endenergieverbrauch dar und zeigt Potenzial- und Zielszenarien auf.

    Besonderer Fokus: Sozialverträglichkeit

    Das energetische Quartierskonzept beinhaltetet darüber hinaus einen Maßnahmenkatalog. Die dort gelisteten Maßnahmen sind mit Prioritäten versehen und wenn möglich im Hinblick auf deren Wirkung und den notwendigen Aufwand quantifiziert. Aufgrund der besonderen Stellung des Quartiers als Milieuschutzverordnungsgebiet wird besonderer Fokus auf die Sozialverträglichkeit von Maßnahmen gelegt, was sich auch im Leitbild des Konzepts wiederspiegelt.

    Mehr Informationen zum energetischen Quartierskonzept Gropiusstadt.

  • Quartiersmanagement und Städtebauförderung
    Quartiersmanagement Logo

    Die Städtebauförderung wird eingesetzt, um Stadtteile in denen viele Menschen mit vielfältigen sozialen Herausforderungen, wie zum Beispiel Armut, leben, aufzuwerten und zu stabilisieren.

    Ziele

    Folgende Ziele ergeben sich:

    • die Wohn- und Lebensqualität verbessern,
    • diverse Angebote schaffen,
    • alle Menschen einbeziehen und
    • den Zusammenhalt in der Nachbarschaft stärken.

    Förderprogramme

    In der Gropiusstadt liegen verschiedene Kulissen des Städtebauförderprogramms Sozialer Zusammenhalt, die zu einer zukunftsfähigen, nachhaltigen, resilienten und modernen Entwicklung der Gropiusstadt beitragen sollen:

    1. Quartiersmanagement Gropiusstadt Nord
    2. Modellgebiet Ergänzungsraum Sozialer Zusammenhalt Gropiusstadt
    3. Handlungsraum der Ressortübergreifenden Gemeinschaftsinitiative

    Das Integrierte Handlungs- und Entwicklungskonzept (IHEK) Plus beschreibt, was für die positive Entwicklung des Gebiets wichtig ist. Dabei werden verschiedene Schwerpunkte betrachtet und Ziele festgelegt.

    Das Förderprogramm Zukunft Stadtgrün ergänzt die Städtebauförderung in der Gropiusstadt um die urbane grünen Infrastruktur, das Stadtklima und die Umweltgerechtigkeit zu verbessern.

    Imagefilm und Kurzfilme

    Wem Worte nicht reichen, findet hier bewegte Bilder zur Gropiusstadt:
  • Wohnungsbau und soziale Infrastruktur
    Bat-Yam-Platz 1 , Gemeinschaftshaus Gropiusstadt

    Die Gropiusstadt soll ein attraktiver und lebenswerter Stadtteil mit einem ausgewogenen Angebot an Wohnungen, sozialer Infrastruktur und Bildungsmöglichkeiten sein. Dabei steht sie, wie der Rest von Berlin, vor dem Problem der Wohnungsknappheit und der Sicherung eines ausreichenden Angebots an sozialen Einrichtungen.

    Wohnungsbaumaßnahmen zur Nachverdichtung wurden bereits im östlichen Teil der Gropiusstadt umgesetzt. Insgesamt sind seit 2014 hier über 800 Wohnungen neu entstanden, weitere 150 befinden sich in Umsetzung oder Planung. Weitere Potenziale in den zentralen und westlichen Bereichen sollen in den nächsten Jahren erschlossen werden.

    Soziale Infrastruktur: Das Soziale Infrastruktur-Konzept (SIKo) dient der integrierten Planung zusätzlicher Standorte und der Optimierung bestehender Einrichtungen.

    Kitas und Schulen: 19 Kitas, zwei Grundschulen, drei Gemeinschaftsschulen, ein Oberstufenzentrum und ein Förderschulzentrum stehen den Gropiusstädter*innen zur Verfügung. Außerdem wird die Gropiusstadt durch zwei weitere direkt angrenzende Grundschulen mit Schulplätzen versorgt.

    Sonstige Einrichtungen: Außerdem stehen vier Kinder- und Jugendfreizeiteinrichtungen, neun öffentliche Kinderspielplätze und mehrere Sportanlagen sowie ein Schwimmbad für die Bewohner*innen zur Verfügung.

    Campus Efeuweg: Dieser Bildungsstandort mit Gemeinschaftsschule, Jugendfreizeiteinrichtung, Kita und Oberstufenzentrum wird weiter ausgebaut. Wichtiger Baustein ist dabei das Zentrum für Sprache und Bewegung, das unterschiedliche Bildungsangebote unter einem Dach vereint.

    Gemeinschaftshaus: Das Gemeinschaftshaus bietet Raum für Kultur in Form von Veranstaltungen und Ausstellungen, aber auch für eine Bibliothek und Seniorenangebote. Das Angebot wird stetig ausgebaut.

    Weitere Herausforderungen in der Gropiusstadt sind die Sanierung der Stadtvilla Global sowie die Sicherung des Kita-Angebots.

Karte der Gropiusstadt

DOWNLOADS

  • Berlin-Neukölln seine Geschichte und Denkmale die Gropiusstadt

    Diese Dokument ist nur bedingt Barrierefrei. Wir bitten um Entschuldigung.

    PDF-Dokument (13.5 MB) - Stand: August 2012

  • Städtebauliche Untersuchung zur Vorbereitung eines Rahmenplans für die Entwicklung der nördlichen und westlichen Gropiusstadt

    Diese Dokumente ist nicht barrierefrei. Wir bitten um Entschuldigung. Bei Fragen wenden Sie sich bitte an die LPG unter office@lpgmbh.de.

    PDF-Dokument (13.9 MB) - Stand: Mai 2020

WEITERFÜHRENDE LINKS

  • Gropiusstadt bewegt – Zukunft Stadtgrün: Seit 2005 wurden in der Gropiusstadt verschiedene Projekte umgesetzt. Programme wie “Soziale Stadt” und “Gropiusstadt bewegt – Zukunft Stadtgrün” haben den Fokus auf die Verbesserung des sozialen Zusammenhalts und der Lebensqualität gelegt.
  • Das Bildungsbüro – Zusammen mit dem Wohnungsunternehmen Degewo hat das Bezirksamt Neukölln den Bildungsverbund Gropiusstadt ins Leben gerufen, um das Bildungsangebot in der Gropiusstadt attraktiv zu gestalten. Für dieses Ziel arbeiten die Verwaltungen des Bezirks und des Senats, die Wohnungswirtschaft, Träger der Kinder- und Jugendhilfe, das Quartiersmanagement und die Präventionsbeauftragte der Polizei eng zusammen.