Der 21. März ist internationaler Tag Alleinerziehender. Der auch als Single Parents Day bekannte Aktionstag soll auf die besonderen Herausforderungen von Ein-Eltern-Familien aufmerksam machen und die Leistungen würdigen, die alleinerziehende Mütter und Väter täglich leisten.
Rund 389.000 Familien mit minderjährigen Kindern lebten 2023 laut Mikrozensus in Berlin. In fast jeder dritten dieser Familien sind die Eltern allein- bzw. getrennterziehend (33%), während dies auf Bundesebene in rund jeder fünften Familie der Fall ist.
Als alleinerziehend gilt laut Bundesverwaltungsgericht jedes Elternteil, das die Betreuung eines Kindes zu mehr als 60% übernimmt (BVerwG, Urt. v. 12.12.2023, Az. 5 C 9.22 u. 5 C 10.22). Gerade für diese Mütter und Väter, die die Verantwortung für ihre Kinder mehrheitlich oder sogar gänzlich alleine tragen, gestaltet sich der Alltag oft schwierig. Studien belegen bereits seit Jahren ein höheres Risiko für wirtschaftliche, gesundheitliche und psychosomatische Belastungen im Vergleich zu Paarfamilien. So sind Alleinerziehende überdurchschnittlich oft von Arbeitslosigkeit, Teilzeitarbeit oder schlechter Bezahlung betroffen und damit deutlich stärker von Armut bedroht als Eltern in Partnerschaft.
Epidemiologische Daten des Robert-Koch-Instituts legen darüber hinaus nahe, dass alleinerziehende Mütter unter anderem ihre allgemeine Gesundheit schlechter einschätzen als Mütter in Partnerschaft. Sie leiden häufiger an Depressionen und Rückenschmerzen, rauchen öfter, sind seltener sportlich aktiv oder nehmen nicht so oft Prophylaxe-Behandlungen wie Zahnvorsorgemaßnahmen in Anspruch. Auch bei alleinerziehenden Vätern sind Depressionen, Rauchen und die Nicht-Inanspruchnahme von Zahnvorsorgemaßnahmen zu beobachten. Diese Ergebnisse bleiben auch dann bestehen, wenn man Faktoren wie den sozioökonomischen Status der Eltern statistisch berücksichtigt. Das bedeutet, dass Alleinerziehende unabhängig von anderen sozialen Faktoren stärker mit gesundheitlichen Risiken zu kämpfen haben.
In Berlin sind mehr als 80% der Alleinerziehenden Mütter. Wie stark die alltäglichen Belastungen für sie werden können, zeigen Erfahrungsberichte aus Familienforen, wie sie regelmäßig vom Berliner Beirat für Familienfragen veranstaltet werden. Allein die Zusammenfassung der letzten Veranstaltung in Charlottenburg-Wilmersdorf macht deutlich, dass viele Mütter eine dauerhafte Erschöpfung spüren, keine Zeit für sich selbst finden und ständig mit dem Schuldgefühl leben, den Bedürfnissen ihrer Kinder nicht gerecht zu werden. Eigene soziale Kontakte schlafen aufgrund von Zeitmangel und fehlenden Möglichkeiten der Kinderbetreuung oft ein, was viele Betroffene isoliert und mit einem starken Gefühl der Einsamkeit zurücklässt. Auch Themen wie berufliche Benachteiligung, ein geringes Einkommen sowie fehlende Wertschätzung beschäftigen die Mütter.
Um ihre Situation langfristig zu verbessern, benannten die Mütter beim Familienforum den Wunsch nach zuverlässiger und flexibler Kinderbetreuung, niedrigschwelligen Beratungsangeboten sowie familienfreundlicheren Arbeitsbedingungen. Sie betonten wie wichtig mehr Rücksicht und Verständnis für ein Vorankommen sind. Ob in der eigenen Familie, vonseiten offizieller Stellen oder der breiten Gesellschaft – ein Verständnis für die Herausforderungen alleinerziehender Mütter und Väter ist aus ihrer Sicht essenziell, um diese gemeinschaftlich zu überwinden.