Leningrader Blockade – Tragödie und Mythos

Ein multiperspektivisches Theaterprojekt

Eine Gemeinschaftsproduktion des Drama Panorama e. V. (Berlin) und des Teatr Pokoleniy (Sankt Petersburg)

Autorin: Elena Grëmina (teatr dok Moskau)
Regie: Eberhard Köhler | Übersetzung: Irina Bondas, Yvonne Griesel
Mit: Susanne Hoss, Elena Polyakova, Stepan Beketov, Zenya Anisimov, Svetlana Smirnova
Bühne/Kostüm: Danila Korogodsky | Dramaturgie: Yvonne Griesel
Technik: Valentin Levitskiy | Produktionsleitung: Barbara Anna Bernsmeier

Premiere: Freitag, 08.09.2017

Leningrader Blockade – Tragödie und Mythos

Leningrader Blockade – Tragödie und Mythos

Die Leningrader Blockade, während der die deutsche Wehrmacht vom 8. September 1941 bis zum 27. Januar 1944 die ganze Stadt fast vollständig von allen Versorgungs­wegen abge­schnitten hat, ist in Russland ein Heldenmythos, der in der Erinnerungskultur an den dort so genannten Großen Vater­ländischen Krieg einen wichtigen Platz einnimmt. In Russ­land ist diese Tragödie ein Epos, der auch politisch genutzt wird. Die fast 1,1 Millionen Toten der Leningrader Blockade gehören in Deutschland im Gegensatz zu Russland zu den eher weniger beachteten Opfern des Nationalsozialismus. Hier wird deutlich, dass es unter­schiedliche Narrative von Geschichte gibt; dass aus unterschiedlichen Beweggründen auf Erinnerungsräume zugegriffen wird. So bietet dieses epochale Ereignis dem Theater auf verschiedenen Ebenen reiches Material für eine künstlerische Auseinander­setzung mit Geschichte.

Grundlage des Theaterprojektes sind historische Materialien aus der NS- und der Sowjetzeit. Diese gesammelten Dokumente werden von Elena Gremina – einer der führenden russischen Autorinnen und Begründerin des russischen Dokumentartheaters – zu einem Theaterstück verdichtet, das von russischen und deutschen Künstler*innen auf der Bühne umgesetzt wird. Aus sowohl originalen wie auch fiktiven Texten zum Mythos der Leningrader Blockade ent­steht eine multimediale Performance. Briefe und Autobiographien, aber auch Bild- und Ton­doku­mente aus der UdSSR sowie dem national­sozialistischen Deutschland dienen als Grund­lagen für Text und Stück. Zur Recherche gehören aber auch persönliche und familiäre Erfahrungen aller am Projekt Mitwirkenden. Das Einnehmen unterschiedlicher Perspektiven soll hierbei auch Teil der Erzähl­struktur sein und anschließend reflektiert werden.

Die Blockade war aber auch vor allem Stille und Schweigen, das Verstummen aller Tier­stimmen, aller Motoren. Somit wird die Sprache konterkariert mit den Mitteln der Kompo­sition und des Körper­theaters, um auch diese wichtige Seite der Blockade sinnlich erfahrbar zu machen. Das Publikum ist nicht passiv, sondern nimmt unter­schiedliche Perspek­tiven in einer begehbaren Installation ein.

Zum Jahrestag des Beginns der Blockade am 8. September 2017 wird das Stück im Theater unterm Dach in Berlin Premiere haben. Es sind drei Aufführungen in Berlin geplant. Die russi­sche Premiere wird im Teatr Pokoleniy in St. Petersburg zum Jahrestag der Befreiung der Stadt am 27. Januar 2018 stattfinden.

Das Projekt wird von der Stiftung EVZ sowie der Bundeszentrale für politische Bildung gefördert.