Ödipus hat den Mythos hinter sich gelassen und lebt im Heute! Hier trifft er widerwillig auf einen Freud, der nicht mehr nur sein Interpret, sondern sein realer Therapeut sein will.
Das Stück Ödipus’ Klage des Berliner Schrift­,stellers Tobias Schwartz bewegt sich zwischen Diskurs und Drama, modifiziert die Inzest-Thematik des Sophokleischen Stoffes und kombiniert diesen parodistisch mit der klassischen Grundsituation der Psychoanalyse: Depressiv liegt der Anti-Held bei seinem Therapeuten auf der Couch, träumt von Antigone und Iokaste. Aus seinem diffusen Unbewussten erwächst die Klage, die aus dem aussichtslosen Kampf einer Figur gegen einen Diskurs, dem aussichtslosen Kampf eines Individuums gegen die Determinierung resultiert. Doch Freuds Bemühungen bleiben nicht fruchtlos, Abgründe tun sich auf.
Vor der szenischen Lesung liest der Autor Passagen aus seinem neuen unveröffentlichten Roman „Landkrank“, die mit der Ödipusthematik korrelieren.