Sonnabend, 17.06.2017, 11.00-14.00 Uhr | Eintritt 3,- / 1,- €
Vortrag mit Dr. Fritz Jacobi in Zusammenarbeit mit der WILLMS NEUHAUS STIFTUNG – Zufall und Gestaltung
Die lineare Skulptur lässt sich als die „Artistin“ unter den plastischen Künsten bezeichnen. Sie entledigt sich weitgehend der körperlichen Gewichtung und bezieht sich ganz auf den freien Raum, der optisch eigentlich nicht fassbar erscheint. Dennoch wird er durch die Materialsegmente ins potentiell Fühlbare gehoben. Angesiedelt zwischen technoider Konstruktion und organischer Verzweigung, führen diese Strukturgefüge zu einer Art Verschwisterung von tastbarer Stofflichkeit und sphärischer Substanz. Am Beginn dieser Entwicklung stehen so klassische Werke wie der Dreiklang (1919/1924) von Rudolf Belling, der seinerzeit bekannte: „Für mich ist Plastik zunächst Raumbegriff. […] Darum verarbeite ich die Luft ebenso wie festes Material und erreiche, daß der Durchbruch, früher ‚tote Form‘ genannt, denselben Formwert darstellt, wie seine Eingrenzung, das bearbeitete Material.“
Der Vortrag behandelt sowohl die Spezifik dieser Kunstform als auch die Frage, wo bei ihr überraschend der Zufall eine wichtige Rolle spielt.
Fritz Jacobi, Kunsthistoriker, arbeitete seit 1970 an der Nationalgalerie (Ost), verantwortlich für die Skulptur nach 1945. 1972 Mitbegründer der „Studio-Reihe“ der Nationalgalerie. Ausstellungen u. a.: Fritz Cremer (1976), Werner Stötzer (1977), Gustav Seitz (1986) und Konturen. Werke seit 1949 geborener Künstler der DDR (1989). Danach bis 2009 Kustos der Neuen Nationalgalerie mit den Arbeitsbereichen: Skulptur des 20. Jahrhunderts, Kunst in der DDR und die Schenkung Otto van de Loo. Ausstellungen u.a.: Sabine Grzimek (1992), Figur und Gegenstand. Kunst in der DDR (1995), Geometrie als Gestalt–Strukturen der modernen Kunst. Von Albers bis Paik. (1999), Nationalgalerie Berlin. Kunst in der DDR. Katalog der Gemälde und Skulpturen (Hrsg., 2003), Weltsprache Abstraktion. Gestalt-Magie-Zeichen (2006) und Dani Karavan–Retrospektive (2008).