Richterstraße 9

Hommage an Klaus Hähner-Springmühl

Ausstellung vom 27.11.2013 bis 26.01.2014

aus der Serie „Richterstraße 9“

aus der Serie „Richterstraße 9“

Die Ausstellung “Richterstraße 9 – Hommage an Klaus Hähner-Springmühl” möchte an den 1950 in Zwickau ge­borenen Klaus Hähner-Springmühl erinnern und ihn im Zusammenhang mit jenen Künstlern prä­sen­tieren, die Hähner-Springmühl in den 1980er und 1990er Jahren nahe und mit ihm in regem Austausch standen. Neben neuen, noch nie gezeigten Arbeiten Hähner-Springmühls prä­sen­tieren Thomas Florschuetz, Michael Freudenberg, Carsten Nicolai, Olaf Nicolai, Wolfram Adalbert Scheffler, Joerg Waehner und Karin Wieckhorst Arbeiten, die sich direkt und indirekt auf den Künstler beziehen.
Ein leerstehendes, baupolizeilich gesperrtes Hinterhaus der Richter­straße 9, in der vom Bom­ben­krieg und dem nach­folgen­den sozialistischen Aufbau schwer gezeichneten säch­sischen Industriestadt Chemnitz, damals noch Karl-Marx-Stadt, war der Ort, den Hähner-Springmühl für sich entdeckte, um ein ohne Kompromisse gelebtes Leben mit der Kunst zu führen. Klaus Hähner-Springmühl setzte mit seinem Beispiel ein Zeichen für ein nicht werk­fixiertes Ver­hält­nis zur Kunst, das neben Carlfriedrich Claus zu den ersten Formen hand­lungs­orientierter Konzeptkunst in der DDR gehört.
Die Ausstellung möchte dazu beitragen, dem brisanten, bis heute nahezu unaufgearbeiteten wie unsichtbaren Oeuvre von Klaus Hähner-Springmühl eine Öffentlichkeit zu verschaffen und damit eine Künstlerpersönlichkeit zu würdigen, die eine singuläre Position in der DDR-­Kunst verkörpert und diese Position auch nach 1989 nicht aufgab.
Die Haltung, die Hähner-Springmühl verkörperte und verteidigte, sprang auf seine jungen Künstlerkollegen über. Diese Impulse sind bis zum heutigen Tag spürbar und die Ergänzung der Ausstellung durch jüngere Positionen mit ihrem Bezug zu Hähner-Springmühl erweitert den Anspruch der Ausstellung: nicht ausschließlich (kunstgeschichtliches) Zeitdokument zu sein, sondern den Bedeutungszusammenhang der Positionen in ihrer Aktualität aufzuzeigen.

Klaus Hähner-Springmühl wurde 1950 in Zwickau geboren. Er schließt seine Maurerlehre mit Abitur ab und betreibt in sei­ner Freizeit Boxen. Sein anschließendes Ingenieurs­studium in Cottbus beendet er jedoch nicht, vielmehr widmet er sich von nun an autodidaktisch seinem künstlerischen Schaffen.
Zunächst in kollektiven Arbeitsformen mit u. a. Freudenberg, Penk, Breschneider, Schulze und Hartzsch fängt Hähner-Springmühl in Cottbus, Dresden, und ab 1972 in Karl-Marx-Stadt, an, sich künstlerisch auszudrücken. Es folgen seine ersten Ausstellungen, die einem Hap­pe­ning gleichen und auf’s Äußerste provozieren.
Er wird als Improvisationsmusiker gefeiert, zusammen mit seiner damaligen Frau Gitte und Erich-Wolfgang Hartzsch sowie Frank Raßbach; es folgen viele öffentliche Konzerte und Kunstaktionen. 1982 wird er als Mitglied in den Verband Bildender Künstler aufgenommen und arbeitet von von dieser Zeit an freischaffend. In den 1990ern macht er einige Reisen innerhalb Europas und bleibt 1992 für einen einjährigen Aufenthalt in Japan.
Weitgehendst zurückgezogen und zunehmend teilnahmsloser lebte er von 1994 bis zu seinem Tod im Jahr 2006 in Leipzig.

Diese Ausstellung war ebenso in der Kunstsammlungen Chemnitz vom 11. Mai bis 6. Juli 2014 zu sehen sein. Die Eröffnung fand am 10. Mai 2014 statt.

Ein Ausstellungsprojekt der Galerie Pankow Berlin in Kooperation mit den Kunstsammlungen Chemnitz, kuratiert von Dr. Eckhart Gillen. Mit freundlicher Unterstützung des Freundes­kreises der Galerie Pankow.

Mit Exponaten von: Thomas Florschuetz, Michael Freudenberg, Carsten Nicolai, Olaf Nicolai, Wolfram Adalbert Scheffler, Joerg Waehner, Karin Wieckhorst

Eröffnung

  • Dienstag
    26.11.2013

    Begrüßung: Annette Tietz (Leiterin der Galerie Pankow)
    Einführung: Eckhart Gillen (Kurator der Ausstellung)

Veranstaltungen

  • Donnerstag
    09.01.2014
    19.00 Uhr

    LESUNG
    der hahn im sperrmüll…
    … ist der Titel eines Klaus Hähner-Springmühl gewidmeten Gedichtes von Joerg Waehner. Mit dem aus Karl-Marx-Stadt stammenden, jetzt in Berlin lebenden Künstler hat Klaus Hähner-Springmühl zwei Publikationen gestaltet: das Künstlerbuch second hand (1986) und Amerika ist ein U-Boot im Goldfischteich oder ein Genie ist kein Mietwagen (1992). Beide Publikationen werden vorgestellt, ergänzt von Kommentar (Heiner Müller/Klaus Hähner-Springmühl, Berlin 1985) und Kafka ist Fortinbras. Gespräch mit Heiner Müller (Berlin 2011). Lesung und Gespräch mit Joerg Waehner und Robert Mießner.

  • Donnerstag
    16.01.2014
    19.00 Uhr

    FILMABEND
    Erich-Wolfgang Hartzsch: “Menschen dieser Stadt”
    digitalisierter Super-8-Film, Laufzeit 26:40 min, 1989
    Der Experimentalfilm “Menschen dieser Stadt” setzt dem Atelierhaus auf der Richterstraße 9 ein Denkmal. Hartzsch dreht zunächst in der Umgebung des kurz danach abgerissenen Gebäudes, begibt er sich danach noch einmal in die Atelierräume, filmt sich und den Künstlerfreund mit dem Selbstauslöser. Es handelt sich um eine der ganz wenigen Filmaufnahmen überhaupt, die von Klaus Hähner-Springmühl existieren.
    Filmpräsentation und Gespräch mit Erich Wolfgang Hartzsch und Dr. Claus Löser.

  • Donnerstag
    23.01.2014
    19.00 Uhr

    FINISSAGE
    Erstpräsentation des Dokumentarfilms: “Richterstraße 9
    Konzept, Realisierung und Präsentation: Enkidu rankX
    Filmpräsentation und Gespräch mit Dr. Eckhart Gillen und Enkidu rankX

Workshops

  • waren jeweils donnerstags
    14.00 bis 16.00 Uhr

    Gestalte Deine eigenen Räume. Wie wünschst Du Dir Deine Welt?
    Wir arbeiten mit Textilien, Stift und Papier. Alle Jahrgangsstufen. Materialien wurden gestellt. Die Teilnahme war kostenfrei.

Publikation

  • Hommage an Klaus Hähner-Springmühl “Richterstraße 9” – Malerei, Fotographie
    Katalog zur Ausstellung vom 27.11.2013 – 26.01.2014, Galerie Pankow und Kunstsammlungen Chemnitz; Galerie Pankow (Hrsg.); Preis: 12,- €