Blicke zurück nach vorn

Künstler reagieren auf das Ende der Mauerzeit

Ausstellung vom 25.11.2009 bis 02.01.2010

In den Räumen der Galerie Pankow, einer der ältesten kommunalen Galerien Berlins zeigten vierzehn Künstler aus Ost und West, überwiegend aus Berlin, wie sie die ‚bleierne Zeit’ vor und die Hoffnungen und Ängste nach dem Fall der Mauer erlebt haben.
Einem Kammerspiel gleich, werden Gemälde, Aquarelle, Zeichnungen, Videofilme, Foto­gra­fien, Skulpturen und Plakate aus dieser Zeit zu sehen sein. Sie machen im kleinen Rahmen die Komplexität und Ambivalenz jenes Zeit­geschehens, das ohne all seine in chrono­logischer und sozialer Nachbar­schaft liegenden Geschichten nicht denkbar wäre, durch die ‚künst­lerische Erzählung’ individuell erfahrbar. Einige der ausgestellten Werke sind noch nie oder seit 1988 nicht mehr gezeigt worden.

Künstler: Ulrich Baehr, Manfred Butzmann, Lutz Dammbeck, Thomas Florschuetz, Sabine Herrmann, Ralf Kerbach, Klaus Killisch, Mark Lammert, Via Lewandowsky/Durs Grünbein, Marcel Odenbach, Gundula Schulze Eldowy, Wolfgang Smy, Trak Wendisch und HP Zimmer.

Kuratiert wurde die Ausstellung von Eckhart Gillen, dessen kurato­rischer und publizis­tischer Schwer­punkt auf der deutsch-deutschen Kunst nach 1945 und der Kunst Ost­europas nach 1945 liegt. Gillen kuratierte u.a. die Ausstellungen »Deutschland­bilder – Kunst aus einem geteilten Land« (1997) und »Kunst und Kalter Krieg – Deutsche Positionen 1945-1989« (2009), die zunächst im LACMA in Los Angeles, anschließend im germani­schen National­museum in Nürnberg und ab 3. Oktober 2009 im Deutschen Historischen Museum in Berlin zu sehen sein wird. 2003 erhielt Eckhart Gillen den Bürgerpreis zur deutschen Einheit der Bundes­zentrale für politische Bildung.

Eine Ausstellung der Galerie Pankow in Zusammenarbeit mit der Kultur­projekte Berlin GmbH.
Konzept und Organisation: Eckhart Gillen, Annette Tietz, Paula Böttcher

  • Blicke zurück nach vorn - Künstler reagieren auf das Ende der Mauerzeit, Bild 1

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  • Blicke zurück nach vorn - Künstler reagieren auf das Ende der Mauerzeit, Bild 2

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  • Blicke zurück nach vorn - Künstler reagieren auf das Ende der Mauerzeit, Bild 3

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  • Blicke zurück nach vorn - Künstler reagieren auf das Ende der Mauerzeit, Bild 4

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  • Blicke zurück nach vorn - Künstler reagieren auf das Ende der Mauerzeit, Bild 5

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  • Blicke zurück nach vorn - Künstler reagieren auf das Ende der Mauerzeit, Bild 6

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  • Blicke zurück nach vorn - Künstler reagieren auf das Ende der Mauerzeit, Bild 7

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  • Blicke zurück nach vorn - Künstler reagieren auf das Ende der Mauerzeit, Bild 8

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  • Blicke zurück nach vorn - Künstler reagieren auf das Ende der Mauerzeit, Bild 9

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  • Blicke zurück nach vorn - Künstler reagieren auf das Ende der Mauerzeit, Bild 10

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  • Blicke zurück nach vorn - Künstler reagieren auf das Ende der Mauerzeit, Bild 11

    Blicke zurück nach vorn - Künstler reagieren auf das Ende der Mauerzeit, Bild 11

  • Blicke zurück nach vorn - Künstler reagieren auf das Ende der Mauerzeit, Bild 12

    Blicke zurück nach vorn - Künstler reagieren auf das Ende der Mauerzeit, Bild 12

Veranstaltungen

  • Dienstag
    24.11.2009
    19.00 Uhr

    Ausstellungseröffnung

  • Dienstag
    01.12.2009
    19.00 Uhr

    Checkpoint.
    Künstlergespräch – Der Künstler Ulrich Baehr und der Publizist Klaus Hartung im Gespräch

    Ulrich Baehr, Jahrgang 1938, war Mitbegründer der legendären Galerie »Großgörschen 35« in Schöneberg und gehörte in den 70er Jahren zu den „Kritischen Realisten“. Er nahm verschiedene Stipen­dien wahr, darunter das P.S.1 New York (1980/81), Villa Serpentara, Olevana (1983) und Villa Aurora, Los Angeles (1997). 2001 erhielt er den Kunst­preis der SPD-Fraktion des Nieder­sächsi­schen Landtags, 2006 wurde er mit dem Deutschen Kritiker­preis ausgezeichnet. In der Ausstellung »Blicke zurück nach vorn« ist er mit dem Bilderzyklus »Good-Bye, Charlie!« (1990) vertreten.

    Klaus Hartung wurde 1940 in Olbernhau (DDR) geboren und lebt als Publizist (ZEIT, taz, Tagesspiegel) in Berlin. 1992 erschien sein Buch »Neunzehnhundertneunundachtzig«, in dessen Klappentext es heißt: “1989, gedacht als Jubiläumsjahr, wurde zum Geschichtsjahr. Ein Weltsystem zerfiel. Blutige Niederschlagung der Studentenrevolte auf dem Platz des Himmlischen Friedens, grausame Endzeit in der Despotie Ceausescus, friedliche Revolution in Prag, Budapest und Leipzig, in Bulgarien und in den Baltischen Staaten. Europa hat sich seitdem fundamental gewandelt. Die Wiedervereinigung hat die Gewichte verändert.”

  • Donnerstag
    03.12.2009
    19.00 Uhr

    Behauptung des Raumes.
    Werkstattgespräch mit Claus Löser, Jakobine Motz – den Autoren des Filmes »Behauptung des Raums – Wege unab­hängiger Aus­stellungs­kultur in der DDR« (D 2009) –, dem Kurator Christoph Tannert und dem Schrift­steller Johannes Jansen – Protagonist im o.g. Film – über die Schluss­phase der DDR und die Situation der im Lande verblie­benen Künstler.

    Johannes Jansen wurde 1966 in Ostberlin geboren und wuchs dort sowie in Leipzig und Freiberg auf. Er absolvierte eine Lehre als Graveur und studierte Gebrauchsgraphik. Er begann während seines Wehrdienstes bei der Nationalen Volksarmee zu schreiben und publizierte zunächst Texte und Graphiken im Eigenverlag. Für »Dickicht.Anpassung« erhielt Jansen 1996 den Preis des Landes Kärnten beim Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb. 1997 erhielt er die Ehrengabe der Deutschen Schiller-Stiftung. Jansen lebt als freier Schriftsteller in Berlin.

    Claus Löser wurde 1962 in Karl-Marx-Stadt (heute Chemnitz) ge­boren. Seit 1980 entstehen Texte, Musik und Filme. Von 1990 bis 1995 studierte er an der Film­hoch­schule in Potsdam-Babelsberg (Diplom) und ist seit 1990 als Programm­gestalter für das Brotfabrik­Kino in Berlin sowie seit 1992 als freier Film­kritiker tätig. 1996 gründete er die Sammlung »ex.oriente.lux – Experimentalfilmarchiv Ost 1976 – 1989« und ist Herausgeber des Buchs »Gegenbilder – Filmische Subversion in der DDR«. 2008/2009 kuratierte er die Filmreihe »Winter adé – Filmische Vorboten der Wende« (Berlinale 2009).

    Jakobine Motz studierte Kamera an der Filmhochschule Potsdam-Babelsberg (HFF) und am American Film Institute in Los Angeles. Ihre Filmo­grafie umfasst eine große Band­breite zwischen Spiel-, Doku­mentar- und Experimen­tal­film sowie Neue Medien. Der Kurzfilm »Detektive« (Regie: Andreas Goldstein) lief im vergangenen Jahr auf dem Internationalen Filmfestival in Venedig und erhielt den Preis der Deutschen Filmkritik für den besten Kurzfilm des Jahres 2006.

    Jürgen Schweinebraden (geb. 1938 in Dresden) studierte nach seiner Lehre als Auto­schlosser Psycho­logie und Industrie­soziologie und nahm zunächst Lehr­tätig­keiten in Ost-Berlin auf. 1974 gründete er in der Ostberliner Dunckerstraße die Wohn- und Alternativ­galerie »EP Galerie Jürgen Schweinebraden« und organisierte bis 1980 70 Aus­stellungen und 50 Konzerte. Dabei machte er das ost­deutsche Publikum mit Produkten der west­lichen Kunst wie Mail Art, Konzept­kunst, Performance und Video bekannt. Die von ihm gegrün­dete Alter­nativ­galerie wurde zum Vorbild für ähnliche Modelle in mehreren Groß­städten der DDR und war ein Grund­stein für die Ent­wick­lung einer alter­nativen Kunst­szene in der DDR. 1979 wurde er mit mehreren Ordnungs­strafen belegt. 1980 folgte ein Straf­ver­fahren wegen Her­stellung illegaler Druck­erzeugnisse, im November des­selben Jahres siedelte er in die Bundes­republik über. Seither war er bei der National­galerie in Berlin sowie der »documenta 8« in Kassel tätig. Schweinebraden war von 1989 – 1992 Direktor des Hamburger Kunst­vereins. Er lebt als frei­beruflicher Ausstellungs­macher, Publizist und Verleger in Niedenstein (Hessen).

    Christoph Tannert, geboren 1955 in Leipzig, lebt seit 1976 in Berlin. Er war seit 1984 der wesentliche freie, Kunstkritiker in der DDR, be­sonders für die junge, von der offiziellen Staats­kunst unab­hängige Szene in Ost-Berlin, Leipzig und Dresden. Nach dem Fall der Berliner Mauer betrieb Tannert zunächst die »Galerie Vier«, die sich um junge Kunst aus der Ex-DDR bemühte. Seit 1991 ist er als Projektleiter des Künstler­hauses Bethanien in Berlin und als Mit­begründer des Branden­burgischen Kunst­vereins Potsdam (1993) einer der aktivsten Aus­stellungs­macher in Deutschland.

    »Behauptung des Raums – Wege unabhängiger Ausstellungskultur in der DDR« (D 2009, R: Claus Löser, B: Claus Löser, Jakobine Motz, 100 min.): Die Geschichte der Leipziger Galerie EIGEN+ART kann als Modellfall für zivil­gesell­schaftliche Courage im letzten DDR-Jahrzehnt betrachtet werden. Hier wurde ein wirksames Refugium geistiger Autonomie geschaffen, in dem sich unange­passte Kreative einen selbst bestimmten Raum des künst­lerischen Aus­tausches schufen. Mit diesem Wagnis einer Selbst­ermäch­tigung konnten sie sich auf nichts stützen, als auf die eigene Kühn­heit und die Qualität der aus­gestellten Arbeiten. Der geschaffene Frei­raum konnte jedoch nur innerhalb eines Prozesses behauptet werden, an dem viele Akteure an anderen Orten und zu anderen Zeiten zuvor beteiligt waren. 1984 eröffnete eine Gruppe unange­passter Künstler in einer spekta­kulären Aktion eine selbst kuratierte Ausstellung, den »1. Leipziger Herbstsalon«. Bereits die Galerie der Gruppe CLARA MOSCH in Karl-Marx-Stadt (1977-1982) und vor allem die Erste Privat­galerie (EP) von Jürgen Schweinebraden in Ost-Berlin (1974-1980) hatten einem wachen, kunst­interessierten Publikum über mehrere Jahre mit List und Steh­ver­mögen die Sensation einer staat­lich unab­hängigen Öffentlich­keit von Kunst beschert. Der Film erzählt die Geschichten dieser verschie­denen Initiativen in einem Dialog zwischen aktueller Betrachtung der damals beteilig­ten Künstler bzw. Initiatoren und bislang unbe­kannten histori­schen Aufnahmen.

  • Mittwoch
    09.12.2009
    19.00 Uhr

    Die Freiheit, die ich meine.
    Lesung mit Christoph Hein
    Moderation: Eckhart Gillen

    Der Schriftsteller Christoph Hein wurde am 8. April 1944 in Heinzen­dorf/Schlesien geboren. Nach Kriegsende zog die Familie nach Bad Düben bei Leipzig, wo Hein aufwuchs. 1967 studierte an der Uni­ver­sität Leipzig Philosophie und Logik und schloss sein Studium 1971 an der Humboldt Universität Berlin ab. Von 1974 bis 1979 arbeitete Hein als Hausautor an der Volksbühne Berlin. Der Durchbruch gelang ihm mit seinem Prosadebüt »Einladung zum Lever Bourgeoise«. 2008 wurde Hein mit dem Walter-Hasenclever-Literaturpreis der Stadt Aachen ausgezeichnet. (suhrkamp.de)

    Der Kurator Eckhart Gillen ist einer der führenden Kunsthistoriker auf dem Gebiet ost­euro­päischer Kunst des 20. Jahrhun­derts und ein in­ti­mer Kenner der deut­schen Kunst in Ost und West. Er kuratierte u.a. die Aus­stellungen »Deutschland­bilder – Kunst aus einem geteilten Land« (1997) und 2009 »Kunst und Kalter Krieg – Deutsche Posi­tionen 1945-1989«. 2003 erhielt er den Bürger­preis zur deutschen Einheit der Bundes­zentrale für politische Bildung. Eckhart Gillen ist Kurator der Ausstellung »Blicke zurück nach vorn«.

Publikation

Katalog zur Ausstellung: Ulrich Baehr, Manfred Butzmann, Lutz Dammbeck, Thomas Florschuetz, Durs Grünbein/ViaLewandowsky, Sabine Herrmann, Ralf Kerbach, Klaus Killisch, Mark Lammert, Gundula Schulze El Dowy, Wolfgang Smy, HP Zimmer – »Blicke zurück nach vorn – Künstler reagieren auf das Ende der Mauerzeit« – Malerei, Skulptur, Fotografie, Film
Text: Eckhard Gillen; Galerie Pankow (Hrsg.); Preis: 10,- €