Die aktuelle Lehrkräfteumfrage des Deutschen Schulbarometers zeigt die größten Herausforderungen – von schwierigen Schülerverhalten über hohe Belastung bis hin zu den Themen KI-Nutzung und Demokratiebildung.
Mit dem Deutschen Schulbarometer lässt die Robert Bosch Stiftung seit 2019 regelmäßig repräsentative Befragungen zur aktuellen Situation der Schulen in Deutschland durchführen. Die zentralen Ergebnisse der repräsentativen Lehrkräftebefragung 2025 wurde diese Woche veröffentlicht. Darin werden sieben zentrale Themenbereiche beleuchtet: aktuelle berufliche Herausforderungen,
Demokratiebildung und Partizipation, Künstliche Intelligenz, berufliche Zufriedenheit und Belastungserleben, psychosoziale Unterstützungsangebote sowie Fortbildungsaktivitäten und Zusammenarbeit im Kollegium.
Die aktuelle Erhebung zeigt deutlich, dass die grundsätzliche Berufszufriedenheit aller Belastungen zum Trotz hoch bleibt. Die Mehrheit (90%) der Lehrkräfte unterrichtet gerne und fühlt sich ihrer Schule verbunden, heißt es im detaillierten Forschungsbericht.
Aber immer mehr Lehrkräfte (42%) empfinden das Verhalten der Schüler/-innen als größte Belastung im Schulalltag (2024: 35%). Verhaltensauffälligkeiten, geringe Motivation, fehlender Lernwille, psychische Belastungen und Konzentrationsprobleme werden hier als größte Herausforderungen genannt. An zweiter Stelle stehen Arbeitsbelastung und Zeitmangel (34 %) – ein Anstieg um sechs Prozentpunkte im Vergleich zum Vorjahr.
Erstmals wurde auch die Demokratiebildung an Schulen kritisch erfasst. Demnach ist die Mitbestimmung von Schüler/-innen sehr begrenzt. Auf die Wahl von Unterrichtsinhalten, Materialien oder Beurteilungskriterien haben sie laut Mehrheit der Lehrkräfte kaum Einfluss. Lediglich bei der Aufstellung von Klassenregeln dürfen sie meist mitentscheiden (86 %). Nur 33 % der Lehrkräfte geben an, dass Schüler/-innen bei schulweiten Entscheidungen in größerem oder mittlerem Umfang mitbestimmen können. Dennoch hält mehr als die Hälfte der Befragten die bestehenden Partizipationsmöglichkeiten für ausreichend.
Beim Einsatz von Künstlicher Intelligenz im Unterricht überwiegt Skepsis: Drei von fünf Lehrkräften befürchten negative Auswirkungen auf die Lernentwicklung, erkennen aber zugleich Potenziale für personalisiertes Lernen. Etwas mehr (62%) fühlen sich im Umgang mit KI-Tools unsicher. Etwas mehr als die Hälfte nutzt sie bislang selten oder gar nicht (55%), 45 Prozent greifen regelmäßig auf KI zurück, etwa zur Aufgabenstellung oder Unterrichtsplanung (56%).
Auch der Umgang mit Heterogenität und psychischer Belastung von Schüler/-innen stellt viele Lehrkräfte vor Herausforderungen. Die Mehrheit der Lehrkräfte steht schulischer Inklusion kritisch gegenüber: 71% der befragten Lehrkräfte sehen darin keine Verbesserung für den Unterricht, 55% befürchten in der inklusiven Beschulung eine sinkende Unterrichtsqualität. 83% der Lehrkräfte empfinden den Umgang mit unterschiedlichen Lernvoraussetzungen als herausfordernd. Positiver fällt die Einstellung bei Lehrkräften an Grund- und Förderschulen aus. Erstmals wurde in der Studie auch das sogenannte Growth Mindset der Lehrkräfte erfasst – also die Überzeugung, dass sich intellektuelle Fähigkeiten durch Anstrengung und Lernprozesse entwickeln lassen. Lehrkräfte, die diese Haltung teilen, betonen eher die Bedeutung förderlicher Lernumgebungen und individueller Entwicklungsmöglichkeiten. Sie empfinden die Vielfalt in ihren Klassen seltener als Belastung und sehen
Heterogenität eher als Chance. Im Gegensatz dazu steht das Fixed Mindset, das Lernleistung stärker auf angeborene Fähigkeiten zurückführt.
Beim Thema Fortbildung zeigt sich ein hoher Bedarf vor allem im Umgang mit psychisch belasteten Schüler/-innen, mit besonderem Förderbedarf und in kulturell vielfältigen Klassen – bei gleichzeitig begrenztem Zugang zu passenden Angeboten. Am häufigsten besucht wurden Fortbildungen zu digitalen Medien und Fachinhalten. In der kollegialen Zusammenarbeit überwiegt der Befragung zufolge der Austausch zu Lernständen und Materialien, während Hospitationen und Feedback unter Lehrkräften weiterhin selten sind.
Im Deutschen Schulbarometer 2025 werden auf Basis der Ergebnisse sechs zentrale Handlungsempfehlungen abgeleitet, um Schulen angesichts wachsender Herausforderungen zukunftsfähig aufzustellen. Dazu gehören feste Strukturen für Demokratiebildung und echte Beteiligung, verlässliche psychosoziale Angebote wie Schulsozialarbeit und Schulpsychologie sowie mehr Qualifizierung im Umgang mit Heterogenität, KI und psychischer Belastung. Auch Fortbildungen zu digitalen und pädagogischen Themen sollten gezielt gestärkt werden, empfiehlt das Deutsche Schulbarometer.