Alter

Alter und Frauen

Die Kurzformel „Das Alter ist weiblich“ bringt es auf den Punkt: in der demografischen Entwicklung gibt es zwischen Frauen und Männern wesentliche Unterschiede, die neue Wege in der Verbindung von Alten- und Gleichstellungspolitik erfordern, damit Benachteiligungen von Frauen im Alter abgebaut und beseitigt werden.

Seniorinnen und Senioren in Berlin

Seniorinnen und Senioren sind die am stärksten wachsende Altersgruppe in Berlin. Die unterschiedliche Lebenserwartung von Männern und Frauen führt dazu, dass auch in Zukunft die ältere Generation aus mehr Frauen als Männern besteht. Gleichzeitig wird die Zahl der alleinlebenden Menschen, vor allem der alleinlebenden Frauen zunehmen und sich das Potential helfender Angehöriger im Krankheits- oder Pflegefall verringern.

Gleichstellungsorientierung in einer alternden Gesellschaft

Frauen leben also länger – die Frage ist aber: wie und wovon? so skizziert das Gutachten der Sachverständigenkommission zum aktuellen Ersten Gleichstellungsbericht der Bundesregierung, 2011 die Situation.
Die höhere Lebenserwartung und die schlechtere Einkommenssituation gehören zu den Kennzeichen der Lebenssituation älterer Frauen. Dabei sind die Lebenslagen älterer Frauen durchaus heterogen. Probleme, die die heutige Generation älterer Frauen ungleich stärker als die der älteren Männer betreffen, bestehen unter anderem in höheren Risiken der Arbeitslosigkeit, der Armut, der Belastung durch Pflege, in Isolations- und Sicherheitsrisiken, in Mobilitätsproblemen, Bildungsdefiziten und einem schlechteren Zugang zu Entscheidungsprozessen.
Der Nationale Aktionsplan der Bundesregierung zur Umsetzung des Weltaltenplans von 2002 hat Bundesregierung und Bundesländer zur Einbringung einer Gleichstellungsorientierung in eine alternde Gesellschaft verpflichtet. Die zentralen Gender-Aspekte finden sich in den folgenden Themenbereichen:

Einkommen und Alterssicherung

Frauen erreichen im Durchschnitt deutlich geringere Renten als Männer. Zukünftig werden Frauen, besonders, wenn sie allein leben, häufiger von Altersarmut betroffen sein als Männer. Sie haben aufgrund von Teilzeittätigkeit, Tätigkeit in schlecht bezahlten Frauenberufen, Erwerbsunterbrechungen wegen Kindererziehung, geringfügiger Beschäftigung, als allein Erziehende und Pflegende von Angehörigen geringere Verdienst- und Karrieremöglichkeiten.
Die Beseitigung von Ungleichheiten erfordert einen vielseitigen Ansatz, der den für Frauengenerationen spezifischen Lebensweg berücksichtigt. Echte Gleichstellung wird nur erreicht, wenn Frauen eigenständig für ihre Existenz sorgen und erwerbstätig sind.

Bürgerschaftliches Engagement - Nicht nur „Helfen, betreuen und beraten“

Für Männer heißt es „Organisieren, repräsentieren, führen“, für Frauen heißt es „Helfen, betreuen, beraten“. Männer und Frauen engagieren sich in den für ihr Geschlecht spezifischen Bereichen. Viele wollen die traditionellen Rollen nicht mehr annehmen und suchen neue Orientierungen.
Dafür sind im bürgerschaftlichen Engagement aus gleichstellungspolitischer Sicht neue Perspektiven zu entwickeln. Gender Perspektive, bürgerschaftliches Engagement und aktivierender Staat, Juni 2002

Pflege - Wer übernimmt die Pflegeverantwortung?

Der Bereich der Pflege gewinnt vor dem Hintergrund des demografischen Wandels als neue Herausforderung des modernen Wohlfahrtsstaats an Bedeutung. Vor allem ältere Frauen erbringen in Familie und Gesellschaft hohe Pflege- und andere Hilfeleistungen. BetreuerInnen und PflegerInnen älterer Menschen sind vorwiegend Frauen. Die private Pflege geht stark zu Lasten der pflegenden Frauen in finanzieller, physischer und psychischer Hinsicht.
Die familiäre Pflege muss zwischen Frauen und Männern gerechter verteilt werden und gesellschaftlich erwünschte und erforderliche Sorgearbeiten dürfen sich nicht nachteilig auswirken.

Wohnen im Alter

Ein Altersrisiko für Frauen ist die Vereinzelung. Etwa drei Viertel der hochaltrigen Frauen, aber nur ein Drittel der hochaltrigen Männer leben in Privathaushalten allein. In Zukunft werden viele Ältere keine Kinder und Enkel haben; familiäre Netze werden ausgedünnt.
Die Entwicklung geeigneter Wohnformen für alleinlebende, oft verwitwete Frauen im Alter ist wichtig. Gefragt sind neue Wohnprojekte wie zum Beispiel der Beginenhof, ein gemeinschaftliches Frauenwohnprojekt. Konzepte sind umzusetzen, die Selbsthilfe, private Hilfe und ambulante Versorgung unterstützen und eine eigenständige und selbstbestimmte Lebensführung ermöglichen.

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