Stolpersteinverlegung in Neukölln

Pressemitteilung vom 10.09.2020

Am Freitag, den 18. September 2020, werden zwischen 15:00 Uhr bis 17:45 Uhr sechs Stolpersteine ins Straßenpflaster von Neukölln eingelassen. Drei Steine werden in der Hobrechtstraße 49 verlegt, einer in der Fuldastraße 55, einer in der Sonnenallee 216 und ein Stein in der Schierker Straße 26.

Mit drei Steinen wird an das Schicksal der jüdischen Familie Kahan erinnert. Alfred Abraham Endsil Kahan wurde am 26.07.1890 in Warschau geboren. Er wurde am 22.09.1939 verhaftet und in das Konzentrationslager (KZ) Sachsenhausen gebracht. Ab dem 21.06.1940 war Kahan im KZ Dachau inhaftiert, wo er am 12.08.1940 ermordet wurde. Wilma Kahan, geb. Getreuer, wurde am 17.06.1889 in Teplitz-Schönau geboren und am 01.03.1943 in das KZ Auschwitz deportiert. Dort wurde sie ermordet. Gert Kahan ist am 25.01.1925 in Berlin geboren worden. Er emigrierte am 20.02.1941 über Kroatien nach Palästina (am 13.04.1941). Alle drei wohnten von 1929-1936 in der Hobrechtstraße 49 in Neukölln.

Mit dem Stein in der Fuldastraße 55 wird an den Widerstandskämpfer Hellmut Bock erinnert. Am 25. Februar 1907 in Zittau geboren, war Bock schon in jungen Jahren in der Sozialdemokratie tätig. Aufgrund seines Widerstandes gegen das Naziregime wurde er erstmals am 22. September 1934 in Berlin-Neukölln verhaftet. Im März 1935 wurde er von den Nationalsozialisten wegen Hochverrats zu fünf Jahren Zuchthaus verurteilt. Nach Verbüßung seiner Haftstrafe in verschiedenen Zuchthäusern und Gefängnissen ließ die Gestapo ihn nicht frei, sondern überstellte ihn am 30. November 1939 ins Konzentrationslager Sachsenhausen. Hellmut Bock verstarb am 13. Mai 1997 im Alter von 90 Jahren.

In der Sonnenallee 216 wird ein Stein für Erwin Berner verlegt. Am 07.12.1911 in Berlin geboren, wohnte Berner 1933 in der Kaiser-FriedrichStr. 216, heute Sonnenallee. Das Arbeiterkind wuchs in Neukölln auf und war im Kommunistischen Jugendverband aktiv. Am Abend des 02. Februar 1933 rottet sich eine Gruppe Männer der Sturmabteilung (SA) vor einem SPD-nahen Reichsbannerlokal in der Fuldastraße zusammen, um es zu stürmen. Aus den umliegenden Häusern und Kneipen kamen Arbeiter herbei, um den bedrängten enossen beizustehen. Der SA-Mann Fritz Krause gab sechs Schüsse in die Menge ab, einer traf Erwin Berner tödlich.

Der sechste Stein wird vor dem Haus der Schierker Straße 26 für den ehemaligen jüdischen Bewohner Felix Loewy eingelassen. Loewy wurde am 20. Juli 1880 in Danzig geboren. 1909/10 verließ er seinen Geburtsort. 1914 zog Loewy nach Berlin. Zunächst wohnte er in einer Wohnung am jetzigen Volkspark Friedrichshain, 1936/37 zog er in die Schierker Straße 26 nach Neukölln. Im Rahmen der „Juni-Aktion“, der sogenannten „Aktion Arbeitsscheu Reich“, wurde Loewy am 14. Juni 1938 verhaftet und am darauf folgenden Morgen in das Konzentrationslager Buchenwald deportiert. Am 23. Juli 1940 verstarb Felix Loewy im Häftlingskrankenbau.

Die Verlegung wird von den Patinnen und Paten der Stolpersteine begleitet. Stolpersteine erinnern am letzten frei gewählten Wohnort an Menschen, die während der Zeit des Nationalsozialismus verfolgt und ermordet wurden. Sie können ebenso an überlebende Verfolgte erinnern. Stolpersteine kann jeder stiften. 120 Euro ermöglichen die Herstellung und Verlegung eines Stolpersteines.

Für den Bezirk Neukölln koordiniert das Museum Neukölln die Stolpersteinverlegungen.
Kontakt: stolpersteine@museum-neukoelln.de ,
Tel. 627 277 -720/-723.
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