Grabung am Molkenmarkt

Luftbild Molkenmarkt Berlin-Mitte

Molkenmarkt, Rotes Rathaus und Altes Stadthaus in Berlin-Mitte

Allgemeine Informationen

Im Jahr 2016 hat das Berliner Abgeordnetenhaus den Bebauungsplan 1-14 verabschiedet. Er sieht zwischen Mühlendamm und der Klosterruine Neubauten vor. Das Landesdenkmalamt führt in diesem Bereich seit 2019 bau- und planungsvorbereitende Ausgrabungen durch. In den nächsten Jahren wird ca. ein Fünftel der mittelalterlichen Fläche Berlins archäologisch untersucht werden.

Der Molkenmarkt gilt als ältester Markt Berlins. Die archäologischen Ausgrabungen bringen ein kostbares Archiv aus 800 Jahren Berliner Stadtgeschichte ans Tageslicht. Die entdeckten Zeugnisse sind so vielfältig wie das Leben der Berliner Stadtbewohner. Bislang kamen unter anderem mittelalterliche Holzkeller, frühneuzeitliche Abfallgruben, barocke Gewölbe, gründerzeitliche Elektrizitätswerke und auch verfüllte Bombentrichter des zweiten Weltkriegs zutage. Zahlreiche Funde vermitteln ein lebendiges Bild von der Geschichte des Ortes, einer Keimzelle der Metropole Berlin.

Übersicht

Grabungsnews

Kurzberichte

Digitale Führungen

Die Grabungsfläche B2, B3 und A3 am Molkenmarkt

Die Ausgrabungen in den Grabungsflächen A3, B2 und B3 wurden im September 2019 aufgenommen. Die Fläche B2 konnte im Juli 2020 abgeschlossen werden, die Flächen A3 und B3 werden noch bis August 2021 bearbeitet werden. Ein wesentlicher Bestandteil der archäologischen Dokumentation besteht aus Digitalfotos. Sie entstehen nicht nur während, sondern auch nach der Feldarbeit. Einen kleinen Ausschnitt von den vielfältigen Zeugnissen, die bei Ausgrabungen im historischen Stadtkern freigelegt werden, zeigen die folgenden Fotos:

  • Molkenmarkt Grabung Grabungsfläche B2 B3 A3

    Ausgrabungen am Molkenmarkt, Mai 2020. Der Blick vom Dach des Roten Rathauses über die umzäunten Grabungsflächen hinweg lässt erahnen, wie der Untergrund unter den weiten Straßenflächen beschaffen ist. Der historische Molkenmarkt lässt sich anhand des Palais Schwerin –des gelb angemalten Hauses mit Skulpturengiebel neben der Alten Münze- zumindest an einer Fassade noch verorten.

  • Molkenmarkt Grabung Grabungsfläche B2 B3 A3

    Grabungsfläche B2 in Richtung Westen. Das Drohnenfoto erfasst die im Vordergrund befindliche Grabungsfläche B2 am Molkenmarkt, die zum benachbarten Roten Rathaus hin um den künftigen Straßenraum der künftigen Grunerstraße (ehemals Gustav-Böß-Straße) erweitert wurde. Alle Fundamente am unteren Bildrand gehören zu den Elektrizitätswerken Spandauer Straße (seit 1889) und Rathausstraße (seit 1897).

  • Molkenmarkt Grabung Grabungsfläche B2 B3 A3

    Grabungsfläche B2 in Richtung Osten. Das im Mai 2020 entstandene Drohnenfoto zeigt die um den künftigen Straßenraum der Grunerstraße erweiterte Grabungsfläche B2 am Molkenmarkt. Die Baustraße am Roten Rathaus entlang entspricht der ehemaligen Gustav-Böß-Straße (vor dem 2. Weltkrieg Rathausstraße). Das Bild erfasst einen großen Teil der Elektrizitätswerke, die sich ab 1889 neben dem Roten Rathaus erhoben und ca. ein Drittel des historischen Wohnquartiers einnahmen.

  • Molkenmarkt Grabung Grabungsfläche B2 B3 A3

    Vollständiger Kochtopf des späten 16./frühen 17. Jahrhunderts aus einem Abfallschacht des frühen 17. Jahrhunderts in Fläche B2. Bauchige Töpfe aus heller Irdenware mit Griffhenkel und drei Standfüßen zählen zu den häufigsten Keramikfunden des 16. und 17. Jahrhunderts.

  • Molkenmarkt Grabung Grabungsfläche B2 B3 A3

    Frühneuzeitlicher Abfallschacht des frühen 17. Jahrhunderts in Fläche B2. Unter einem Fußboden des 19. Jahrhunderts wurden zwei nebeneinander angelegte Abfallschächte aufgedeckt. Der östliche, annähernd runde Schacht mit einem Außendurchmesser von 2,2 m enthielt zahlreiche Haushaltabfälle. Dazu gehörten sehr qualitätvolle, teilweise verzierte Hohlgläser und große Mengen zerscherbter Keramik.

  • Molkenmarkt Grabung Grabungsfläche B2 B3 A3

    Mittelalterliche Feldsteinmauer des im 14. Jahrhundert errichteten Hauses Blankenfelde. Die Aufnahme zeigt den vollständigen Aufbau der mittelalterlichen Nordmauer des Hauses Blankenfelde nach Entfernung eines Betonfußbodens des 19. Jahrhunderts. Der Bodenbelag hatte den freigelegten Schacht am linken Bildrand überlagert.

  • Molkenmarkt Grabung Grabungsfläche B2 B3 A3

    Maschinenfriedhof. Im Kellergeschoss der 1907 errichteten Unterstation der Berliner Elektrizitätswerke waren vier eiserne Schaltwagen zurückgelassen worden. Die in Berlin angefertigten Objekte gehören zur Ausstattung der von 1919 bis 1948 betriebenen Umspannstation.

  •  Mitte Rathausstraße Jüdenstraße Elektrizitätswerk Molkenmarkt

    Industriekathedrale. Das Kellergeschoss der im Jahr 1907 errichteten Unterstation der Elektrizitätswerke ist durch mächtige eiserne Pfeiler und abgedeckte Kabelschächte gekennzeichnet. Hier wurde unter anderem überschüssiger Strom, der in den benachbarten Centralstationen produziert wurde, gespeichert und transformiert.

  • Molkenmarkt Grabung Grabungsfläche B2 B3 A3

    Der Preis des Fortschritts. Der Blick über das Berliner Häusermeer hinweg nach Norden wurde an einem sonnigen, aber kalten Wintertag vom Turm des Alten Stadthauses aus festgehalten. Das Foto muss spätestens 1919 entstanden sein – so lange wurde in den mit Steinkohle befeuerten Elektrizitätswerken Spandauer Straße und Rathausstraße noch Gleichstrom produziert. Danach diente der Komplex nur noch als Umspannstation.

  • Molkenmarkt Grabung Grabungsfläche B2 B3 A3

    Vogelperspektive bis zum Untergrund. Blick auf die Grabungsfläche A3 im Schatten des Turmes des Alten Stadthauses. Dort zeichnen sich unter anderem freigelegte Fundamente von Hinterhäusern, Keller, diverse technische Anbauten, Hinterhöfe und Brunnen ab. Seit der Gründung Berlins lagerten sich in den Hinterhöfen bis zu 4 m mächtige Erdschichten ab.

  • Molkenmarkt Grabung Grabungsfläche B2 B3 A3

    Grabungsfläche A3 im Mai 2020. Die Drohnenaufsicht lässt die historische Häuserstruktur des Wohnquartiers am Molkenmarkt erkennen. Die runden Ziegelsetzungen sind Brunnen in einem Hinterhof. In diesem Bereich haben sich die Erdschichten im Laufe der Berliner Stadtgeschichte bis zu einer Mächtigkeit von 4 m abgelagert. Die steinernen Fundamente gehören zu Häusern des 17. bis 19. Jahrhunderts.

  • Molkenmarkt Grabung Grabungsfläche B2 B3 A3

    Lutherkachel. Kachelöfen mit bemalten und glasierten Ofenkacheln waren in der Mitte des 16. Jahrhunderts in ganz Europa beliebt. Die ehemals langrechteckige, aus mehreren nahtlos aneinanderpassenden Fragmenten bestehende Bildkachel zeigt das Brustbild Martin Luthers mit weichem Samthut. D.M.L. steht für Dr. Martin Luther.

  • Molkenmarkt Grabung Grabungsfläche B2 B3 A3

    800 Jahre Geschichte in einem Profil, Grabungsfläche A3. In einem Hinterhof der historischen Bebauung des Molkenmarktes hat sich in circa 800 Jahren ein 4 m mächtiges Paket historischer Erdschichten abgelagert.

  • Molkenmarkt Grabung Grabungsfläche B2 B3 A3

    Haus zur Rippe am Molkenmarkt vor dem zweiten Weltkrieg. Die korrekte Adressbezeichnung lautete Am Molkenmarkt/Ecke Molkenstraße – die ehemalige Molkenstraße ist vom heutigen Stadtplan verschwunden. Das Erkennungsmerkmal des Hauses, die an der Hausecke befestigten Walknochen, existiert bis heute.

Die Sondage am Mühlendamm

Die Ausgrabungen im Straßenbereich des Mühlendamm südlich des heutigen Nikolaiviertels fanden von Januar bis Juni 2019 statt. Die freigelegten Relikte aus 800 Jahren Stadtgeschichte sind teilweise noch unter der Asphaltdecke des Mühlendamms erhalten.

  • Molkenmarkt Grabung Sondage Mühlendamm

    Fundamente der nördlichen Häuserzeile des historischen Molkenmarktes (Sondage 1, Mühlendamm). Von Januar bis Juni 2019 untersuchte ein Team des Landesdenkmalamtes auf einer 800 Quadratmeter messende Fläche Bebauungsreste des historischen Molkenmarktes vom 13. bis zum 20. Jahrhundert. Die freigelegten Fundamente entsprechen der zum Mühlendamm ausgerichteten Front des heutigen Nikolaiviertels.

  • Molkenmarkt Grabung Sondage Mühlendamm

    Ausgrabungen des Landesdenkmalamtes Berlin im Mühlendamm, März 2019. Die straßenseitige Front des Grabungszeltes entspricht ungefähr der historischen Fassadenfront des Molkenmarktes.

  • Molkenmarkt Grabung Sondage Mühlendamm

    Durch Hitze deformierte Glasflasche. Aus einem nach dem 2. Weltkrieg mit Bauschutt verfüllten Keller stammt diese vermutlich bei einem Brand deformierte Flasche. Die Häuser am Molkenmarkt wurden im 2. Weltkrieg schwer beschädigt, wovon auch Brandschichten auf den Kellerfußböden zeugten. Fundort: Sondage 1, Mühlendamm.

  • Molkenmarkt Grabung Sondage Mühlendamm

    Blaulicht. Die blaue Glühbirne stammt aus der Schuttverfüllung eines Kellers am Molkenmarkt. Eine solche Osram-Luftschutz-Blaulichtlampe diente der notdürftigen Beleuchtung während der Verdunkelung bei Luftangriffen.

  • Molkenmarkt Grabung Sondage Mühlendamm

    Diversität. Eine Abfallgrube des 19. Jahrhunderts in einem Hinterhof der Bebauung am historischen Molkenmarkt enthielt neben vielen anderen Hausabfällen auch etliche Mineralwasserflaschen aus salzglasiertem Steinzeug. Die gemalten oder gestempelten Herstellermarken dieser im 18. und 19. Jahrhundert weit verbreiteten Gefäße helfen z.B. bei der Verfolgung von Handelswegen. Fundort: Sondage 1, Mühlendamm.

  • Molkenmarkt Grabung Sondage Mühlendamm

    Malhornware. Der mit konzentrischen Kreisen und abstrakten Ornamenten verzierte Teller des 18. Jahrhunderts wurde mit Hilfe eines sogenannten Malhorns bemalt und mit einer Bleiglasur überzogen. Fundort: Sondage 1, Mühlendamm.

  • Molkenmarkt Grabung Sondage Mühlendamm

    Henkeltopf. Das aus heller Irdenware auf der Töpferscheibe gedrehte Standbodengefäß besaß ursprünglich auch einen Deckel. Das Alltagsgeschirr weist es eine gelb-braune Bleiglasur auf, außen schmücken die Schulterzone nur zwei rote Engobe-Streifen. Es handelt sich um Massenware des 18. Jahrhunderts. Fundort: Sondage 1, Mühlendamm.

  • Molkenmarkt Grabung Sondage Mühlendamm

    Mittelalterlicher Kugeltopf. Vor allem vom 13. bis zum 15. Jahrhundert gehörten Kugeltöpfe aus hartgebrannter Irdenware in nahezu jeden mittelalterlichen Haushalt. Sie wurden unter anderem als Kochtöpfe in das offene Feuer gestellt. Das vorliegende Exemplar weist als Besonderheit eine Ausgusslippe auf. Fundort: Sondage 1, Mühlendamm.

  • Molkenmarkt Grabung Sondage Mühlendamm

    Artefakt der Eisenzeit. Im Schutt eines Kellers am Molkenmarkt, der nach Ende des zweiten Weltkriegs verfüllt wurde, befand sich eine stark korrodierte, mit zahlreichen Partikeln verbackene Nähmaschine. Fundort: Sondage 1, Mühlendamm.

  • Molkenmarkt Grabung Sondage Mühlendamm

    Klassizistische Ofenkachel. Die weiß glasierte Kachel mit einem Palmettenmotiv aus dem späten 19. Jahrhundert weist Abplatzungen am Rand auf, die vielleicht auf Hitzeeinwirkung zurückzuführen sind. Fundort: Sondage 1, Mühlendamm.

  • Molkenmarkt Grabung Sondage Mühlendamm

    Autokosmetik. Shampoos der Marke Globo, die in kleinen Einheiten wie der vorliegenden Packung verkauft wurden, sind der Pflege von Autos vorbehalten. Das Unternehmen wurde 1931 gegründet. Fundort: Sondage 1, Mühlendamm

  • Molkenmarkt Grabung Sondage Mühlendamm

    Apothekerfläschchen. Das ca. 9 cm hohe Glasfläschchen fällt durch seine fast vollständige, in Regenbogenfarben schillernde Oberfläche ins Auge. Dieses irisierende Korrosionsphänomen wird auch als Glaskrankheit bezeichnet. Bei unsachgemäßem Umgang kann die fragile Oberfläche abplatzen. Fundort: Sondage, Mühlendamm

  • Molkenmarkt Grabung Sondage Mühlendamm

    Mittelalterliche Zinngussform aus Kalkstein. Die ca. 8 cm hohe Kalksteinscheibe hatte ursprünglich noch ein Gegenstück, mit dem zusammen es eine zweiteilige Gussform für Schmuckplättchen bildete. Die beiden tiefen Löcher an den Seiten dienten der passgenauen Fixierung der beiden Hälften. Die mittige Trichteröffnung nahm das flüssige Zinn auf. Fundort: Sondage, Mühlendamm, in einem neuzeitlichen Befund verlagert

  • Molkenmarkt Grabung Sondage Mühlendamm

    Haus zur Rippe am Molkenmarkt im Jahr 2019. Das bis zur 750-Jahr-Feier Berlins im Jahr 1987 fertiggestellte Eckhaus des Nikolaiviertels am Mühlendamm/Ecke Poststraße ist dem historischen Vorgängerbau am Molkenmarkt nachempfunden. Das alte Haus stand allerdings bis zum zweiten Weltkrieg 12 m weiter südlich, also mitten auf der Fahrbahn des heutigen Mühlendamms.

Grabungsberichte

Hier finden Sie die Berichte zur Grabung am Molkenmarkt.

  • Ergebnisse der ersten Untersuchung des Landesdenkmalamtes Berlin am Molkenmarkt in Berlin-Mitte

    PDF-Dokument (1.7 MB)