Fortsetzung der polnisch-ungarisch-deutschen Zusammenarbeit zum Thema „Jüdische Friedhöfe in Mittel- und Osteuropa“
Das Landesdenkmalamt Berlin setzt die bereits seit mehreren Jahren bestehende Zusammenarbeit mit polnischen, ungarischen und deutschen Vertretern Jüdischer Gemeinden, Wissenschaftlern, Denkmalpflegern und Kommunen, in deren Verantwortung sich Jüdische Friedhöfe befinden, fort. Berlin verfügt über einen bedeutenden Bestand an Zeugnissen jüdischer Bestattungskultur. Schon im Jahr 2006 haben der Berliner Senat und das Abgeordnetenhaus von Berlin auf Anregung der Jüdischen Gemeinde zu Berlin beschlossen, den Jüdischen Friedhof Berlin-Weißensee aufgrund seiner außergewöhnlichen Bedeutung für die Vorschlagsliste der Bundesrepublik Deutschland zur Nominierung als Weltkulturerbe anzumelden; denn Grab- und Friedhofskultur zählen zu den weniger stark vertretenen Kategorien auf der Welterbeliste.
Der Jüdische Friedhof in Weißensee ist mit über 115.000 Grabstellen einer der größten jüdischen Friedhöfe Europas und ein herausragendes kulturhistorisches Zeugnis. Das vollständig erhaltene Totenregister ist ein einzigartiges Dokument der Zeitgeschichte. Mit Beschluss der Kultusministerkonferenz vom 12. Juni 2014 wurde empfohlen, für den Jüdischen Friedhof Berlin-Weißensee eine internationale serielle Nominierung unter dem Thema „Aschkenasische Friedhofskultur“ zu prüfen. Mit Weißensee vergleichbar sind in Europa bezüglich der Friedhofsgröße und des Grabmalbestands vor allem die jüdischen Friedhöfe in Warschau und Lodz sowie in Budapest.
Im Rahmen internationaler Arbeitstagungen zum Thema „Jüdische Friedhöfe in Mittel- und Osteuropa“ wurden 2016 sowie 2018 die Erkenntnisse eines ersten Vergleichs vorgestellt und diskutiert. Zum Europäischen Kulturerbejahr 2018 legten das Landesdenkmalamt Berlin und ICOMOS Deutschland zudem eine von Rudolf Klein erarbeitete Studie zu 20 bedeutenden jüdischen Großstadtfriedhöfen in Mittel- und Osteuropa vor. Die detaillierte Untersuchung „Metropolitan Jewish Cemeteries of the 19th and 20th Centuries in Central and Eastern Europe” versteht sich auch als Beitrag zur Ermittlung von Welterbequalitäten jüdischer Friedhöfe und möchte Möglichkeiten einer transnationalen seriellen Welterbenominierung von jüdischen Begräbnisstätten in Europa ausloten.