Alte Parks und großzügige Grünflächen, tosender Verkehr auf dem Tempelhofer Damm und etwas altersschwache öffentliche Gebäude – das prägt das Gebiet um das Rathaus Tempelhof. Hier finden sich ein Polizeiabschnitt und eine Bibliothek aus den 70er Jahren, ein Schwimmbad und ein Pfadfindergelände. Die Stadt Berlin und der Bezirk Tempelhof-Schöneberg haben sich Großes vor-genommen, das ganze Quartier soll aufgewertet werden. Möglich wird das, weil bis zu 500 neue Wohnungen vorgesehen sind. Das Schlüsselprojekt aber ist ein neuer Kultur- und Bildungsbau (KuBi), der nicht nur die Bibliothek, sondern auch die Musikschule, Ausstellungs- und Galerieflächen und die Volkshochschule beherbergen soll. Großzügige Flächen sollen der Bevölkerung zum Aufenthalt und zur kreativen Betätigung geboten werden.
Nachhaltig bauen für die Neue Mitte Tempelhof
„Auf diese Weise kann das ein städtisches Zentrum werden…“
Bild: Wikimedia
Sie haben sie angesprochen, die Bibliothek in der Götzstraße. Obwohl Sie von uns und vielen Nutzer*innen geschätzt wird, ist sie für die Zukunft nicht mehr zu erhalten.
Die alte Bibliothek hat zweifelsohne eine architektonische Qualität. Sie ist ein Zeitzeuge ihrer Baualtersklasse und Gestaltungsphilosophie. Ein Ein-Raum-Konzept befriedigt die Anforderungen aber nicht mehr, die man heute bei gleichem Nutzungsanspruch hat.
Und weil man sie aufgrund der gebäudekonzeptionellen Festlegung nicht einfach umbauen kann, hätte es eigentlich nur einen Wert, wenn eine Nutzung gefunden wird, die das Gebäude akzeptiert – und nicht umgekehrt! Aber auch dann wären die bauphysikalischen und energetischen Schwächen des Gebäudes noch lange nicht gelöst. Damals hatte man eben eine etwas andere Planungs- und Nutzungsphilosophie und ein anderes Verständnis der Aufgaben, die Bibliotheken übernehmen müssen.
Bild: Steffen Zahn
Kurzfristig ist’s teurer, langfristig wird’s wirtschaftlich?
Richtig, das Dilemma ist, dass nach wie vor die Investitionskosten bei Bauwerken als Maßstab genommen werden. Das ist nicht nur eine unvollständige Betrachtung, sondern auch eine falsche – mit fatalen Auswirkungen. Man meint, wenn die Baukosten gering sind, dann baut man günstig. Man baut aber dann meist nur „billig“, in schlechter Qualität. Das ist ein hochgradig falscher Ansatz, denn es kommt ja darauf an, wie sich die Kosten während des Gebäudebetriebs, also in der Nutzungsphase bis einschließlich Rückbau, darstellen.
Das heißt, es sind die Lebenszykluskosten, Baukosten plus Baunutzungskosten, insgesamt zu ermitteln. Die Betrachtung der Lebenszykluskosten schließt einen Horizont von 50 Jahren ein. Und dann wird man sehr schnell feststellen, dass man mit der ganzheitlichen Einbindung der Lebenszykluskosten wesentlich günstiger fährt.
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Wir haben durch die Zertifizierung verschiedenster Bauvorhaben gezeigt: Bei einem zertifizierten Gebäude „verdient man Geld“ ab der ersten Nutzungsstunde, weil man ganz einfach geringere Bewirtschaftungskosten hat. Bei einer traditionellen Betrachtung steht immer die sogenannte Amortisationszeit im Vordergrund. Und wenn es sich dann nicht rentiert, wird die Investition nicht vorgenommen.
Ein Beispiel: Durch die Verwendung von zertifiziertem Holz oder schadstofffreien Baustoffen/Materialien sichere ich dem Nutzer langfristig eine gesunde Aufenthaltsqualität. Wenn hochwertige Baustoffe nicht genommen werden, weil sich eine gesunde und damit hohe Qualität nicht in kurzer Zeit amortisieren kann, dann ist das das Gegenteil von nachhaltigem Bauen.
Um auf den Kultur- und Bildungsbau am Tempelhofer Damm zurückzukommen: Hier sind Nutzungen und Funktionszusammenhänge gefordert und gewünscht, die ja weit über ein Gebäude hinaus in den Außenbereich gehen, hinein bis in die Quartiersentwicklung. D.h. hier werden Qualitäten geschaffen im urbanen Zusammenhang, nicht nur für die unmittelbaren Nutzer eines Gebäudes, sondern für die Bürgerinnen und Bürger und die Nachbarschaft. Stichwort „Dritter Ort“.
Dies sind richtige und wichtige Investitionen in die Zukunft, die das Zusammenleben für die Stadtgesellschaft qualifizieren und damit vorbildlich prägen – und das ist nachhaltig im Sinne der soziokulturellen Qualität, die ja auch einen entsprechend hohen Stellenwert bei den Zertifizierungssystemen einnimmt – in gleicher Höhe wie die ökologische und die ökonomische Qualität.
Und wenn es in der Zukunft Veränderungen gibt in der Bedürfnisstruktur, dann sind diese Veränderungen möglich. Warum? Weil bereits in der Planung auch Anpassungskonzepte weitsichtig betrachtet und bewertet werden, die Wahrscheinlichkeiten miteinschließen, so dass räumliche und funktionale Zusammenhänge aktualisiert werden können. Und das ist nachhaltig. Es wird in Qualität investiert, und das ist das Entscheidende, in langfristige Qualität, die auch noch verändert werden kann.
Bild: ff Architekten mit PartG mbH mit Andreas Schwarz Architekt; Luftbild Dirk Laubner
Insofern kann also nachhaltiges Bauen gut durchdachte Nutzungskonzepte auch durch seine gestalterische Qualität unterstützen. Gerade Bibliotheken: Sie fangen an sich zu öffnen, als Ort der Begegnungen und nicht als „Hort des kulturellen Gedächtnisses“, zu dem man nur kommt, um ein Buch auszuleihen. Das ist eine wesentliche Aufgabe, die in der Planung attraktiv gestaltet werden muss. Gerade unter dem Aspekt „Dritter Ort“ müssen Flächen für eine Begegnungsstätte mit multiplen Nutzungsangeboten geschaffen werden, die für alle Menschen zu erreichen sind, wo sich die Nachbarschaft bzw. die Stadtgesellschaft generationenübergreifend trifft.
Bild: Ninara
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