Als im Februar 1961 die Evangelische Kirche daran gehindert wurde, Veranstaltungen im Ostsektor durchzuführen, war die Spaltung der letzten gesamtdeutschen Einrichtung besiegelt. Unter dem Eindruck verschärfter Grenzkontrollen nahm der Flüchtlingsstrom zur gleichen Zeit stark zu. Zwischen Oktober 1949 und Dezember 1960 hatten bereits mehr als 2,5 Millionen Menschen der DDR den Rücken gekehrt.[21] Im März 1961 schlug Walter Ulbricht erstmals die Ziehung eines Stacheldrahtzauns vor, ein Vorschlag, der in Moskau jedoch zunächst auf Ablehnung stieß. Als Ulbricht am 15. Juni auf einer internationalen Pressekonferenz gefragt wurde, ob geplant sei, eine Staatsgrenze am Brandenburger Tor zu errichten, antwortete dieser:
- Ich verstehe Ihre Frage so, dass es Menschen in Westdeutschland gibt, die wünschen, dass wir die Bauarbeiter der Hauptstadt der DDR mobilisieren, um eine Mauer aufzurichten, ja? Ääh, mir ist nicht bekannt, dass [eine] solche Absicht besteht, da sich die Bauarbeiter in der Hauptstadt hauptsächlich mit Wohnungsbau beschäftigen und ihre Arbeitskraft voll eingesetzt wird. Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten.[22]
Anfang August kam schließlich das Einverständnis der Sowjets, die Sektorengrenze nach Westberlin hin baulich zu sichern. Nachdem die Volkskammer der DDR am 11. August dem Ministerrat den Auftrag erteilt hatte, den “Reiseverkehr” in den Westen zu verringern, folgte in den Morgenstunden des 13. August die Sperrung durch Volkspolizei und Nationale Volksarmee. Der S-Bahn-Verkehr wurde unterbrochen und das Betreten Westberlins allen Ostberlinern strengstens untersagt. Zunächst wurden die Grenzbefestigungen mit provisorischem Stacheldrahtzaun gesichert. Nach und nach folgte der Bau einer vier Meter hohen Betonplattenwand, die mit schließlich 107,3 Kilometern Länge die westlichen Sektoren zum Großteil umschloss. Dazu kamen auf eine Länge von 65,3 Kilometern Gitterzäune aus Metall und insgesamt 300 Beobachtungstürme.[23]
Die Reaktion der Westmächte auf die Abriegelung fiel zur Enttäuschung vieler Westberliner zurückhaltend aus. Da die Sperrmaßnahmen die westliche Militärpräsenz in Berlin, den freien Zugang in die Stadt und die Freizügigkeit in Westberlin nicht in Frage stellten, folgten nur verbale Attacken.
Am 17. August erging an die Sowjetunion die Aufforderung, die Sperrung durch die Mauer aufzuheben, da sie den Vier-Mächte-Status der Stadt verletze und keine rechtliche Grundlage besitze. Die UdSSR zeigte jedoch keine Verhandlungsbereitschaft. Stattdessen verschärfte sich die Situation weiter. Am 23. August wurde von Behörden Ostberlins die Anordnung gegeben, dass künftig auch Westberliner zum Besuch der östlichen Stadteile einen Passagierschein beantragen müssten. Die Anzahl der Grenzübergangsstellen wurde auf sieben reduziert; vier davon waren für Westberliner, zwei für Westdeutsche und eine für Ausländer vorgesehen.
Im Oktober kam es dann zu einem ernsten Zwischenfall an der Mauer. Mehrmals waren Angehörige der Westalliierten am Checkpoint Charlie von DDR-Volkpolizisten wegen Ausweiskontrollen angehalten worden. Da dies gegen das alliierte Recht des ungehinderten Zugangs zum Ostsektor verstieß, fuhren am 25. Oktober 1961 auf amerikanischer Seite mehrere Panzer auf. Kurze Zeit später bezogen sowjetische Panzer Stellung. Erst nach drei Tagen konnten sich die beiden Seiten auf einen Abzug einigen, ohne dass es zu einem militärischen Konflikt kam.
fn21. Vgl. Flemming, Thomas: Berlin im Kalten Krieg. Der Kampf um die geteilte Stadt, Berlin 2008, S. 56.
fn22. Wikipedia: Berliner Mauer , abgerufen am 2.10.2009.
fn23. Vgl. Jeschonnek, Friedrich / Riedel, Dieter / Durie, William: Alliierte in Berlin 1945-1994. Ein Handbuch zur Geschichte der militärischen Präsenz der Westmächte, Berlin 2007, S. 101.