Royal Air Force Gatow (RAF Gatow)

Flugplatz Gatow

Flugplatz Gatow

Ehem. Fliegerhorst Gatow und Kriegsschule der Luftfahrt, heute Außenstelle des Militärhistorischen Museums der Bundeswehr

Kladower Damm 182-288 in Spandau, Ortsteil Kladow
Bauzeit / -Geschichte: 1935-36 von Richard Binder, Josef Braun und Alfred Gunzenhauser

Flugplatz Gatow, Tower

Das Reichsluftfahrtministerium ließ 1935-36 nach den Plänen der Architekten Richard Binder, Josef Braun und Alfred Gunzenhauser auf dem zum Dorf Gatow gehörenden “Ritterfeld” den Fliegerhorst und die Kriegsschule der Luftfahrt anlegen, um dort Piloten und Luftwaffenoffiziere auszubilden. Daran südlich angeschlossen waren die Reichsakademie für Luftfahrt und die Lufttechnische Akademie (heute Gemeinschaftskrankenhaus Havelhöhe), in der Offiziere auf eine Laufbahn im Generalstab vorbereitet wurden. Die deutsche Luftwaffe verblieb bis zum 26. April 1945 in Gatow. Nach der Kapitulation Berlins wurde der Flugplatz von den sowjetischen Streitkräften besetzt.

Flugplatz Gatow, Flugzeughangar

Am 2. Juli 1945 übernahm die Royal Air Force Unit Berlin (RAF) der britischen Streitkräfte den Flugplatz. Anfangs konnten noch sowjetische Flugzeuge starten und landen, um prominente Passagiere von London und Paris nach Moskau zu befördern.

Bei der Übernahme des Flugplatzes durch die Briten bestand die Rollbahn aus einer Graspiste. Schon im August 1945 begann der Ausbau zu einem Perforated bzw. Pierced Steel Planking (PSP) von 1450 Yards Länge. Bei der auch als Marston Mats bezeichneten Technik handelte es sich um vorgefertigte durchlöcherte Stahlmatten, mit denen Grasflächen in Start- und Landebahnen für schwere Transport- und Bombenflugzeuge umgewandelt werden konnten. Jede Matte war 3 Meter mal 40 Zentimeter groß und wog 30 Kilo. 1947 wurde eine zweite 2000 Yards lange aus Beton bestehende Rollbahn hinzugefügt. Die bestehende PSP Piste wurde zeitgleich um 150 Meter verlängert.

1946 wurde der zivile Luftverkehr durch die eigens gegründeten British European Airways (BEA, ab 1974 British Airways) aufgenommen, die Gatow bis Mitte 1957 anflogen. Danach wurde der zivile Luftverkehr ausschließlich über den Flughafen Tempelhof abgewickelt.

Neben dem Flugplatz bezog die RAF auch die Gebäude der Kriegsschule und funktionierte sie ihren Bedürfnissen entsprechend um. Entlang des die Anlage durchquerenden Queensways lagen nördlich die Unterkünfte der Soldaten, verschiedene Geschäfte, eine Poststelle, ein Kino, eine Bibliothek und ein Krankenhaus. Südlich des Queensways befanden sich die Schwimm- und Turnhalle sowie der Golf- und der Fußballclub. In dem dreigliedrigen Komplex südliche des zentralen Platzes waren eine Schule und zwei Kirchen untergebracht. Die Zentrale der RAF befand sich im Kontrollgebäude des Towers direkt am Rollfeld.

Während der Berlin-Blockade vom 26.7.1948 bis 12.5.1949 kam dem Flugplatz Gatow eine herausragende Rolle zu. Neben Tempelhof war er der wichtigste Flughafen, über den die für die westlichen Sektoren benötigten Güter eingeflogen wurden. Auch die bis Dezember 1948 installierte “Pipeline under the Ocean” (PLUTO) trug zum Überleben der Berliner Bevölkerung bei. Die über Gatow eingeflogenen Treibstoffe (Benzin, Öl, Diesel) konnten über eine Röhre vom Flugplatz zum an der Havel gelegenen britischen Segelklub (United Services Sailing Club) gepumpt werden. Dort wurden sie in Tankschiffe verladen und zu den städtischen Lagerstätten transportiert. Eine zweite Röhre ging im März 1948 in Betrieb. Britische Chartergesellschaften hatten sich auf den Transport dieser Treibstoffe spezialisiert. Während der Berlin-Blockade wurden 92.000 Tonnen eingeflogen.

Mit dem Abzug der britischen Streitkräfte wurde im September 1994 der Flugplatz und die ehemalige Kriegsschule der Luftfahrt an die Bundeswehr übergeben. Seit 1995 ist im Tower und den angrenzenden Hangars das Luftwaffenmuseum untergebracht.