Doris Held

Porträt Doris Held
  • Studium der Erziehungswissenschaften an der Georg-August-Universität Göttingen und der Freien Universität Berlin (Schwerpunkt Erwachsenenbildung)

LESEN UND SCHREIBEN LERNEN IM KIEZ - DIE ANFÄNGE IN TEMPELHOF

Beitrag von Doris Held im MagaTSin der vhs Tempelhof-Schöneberg im Herbst 2022

Ein relevanter Anteil – ca. 14 Prozent – der erwachsenen Bevölkerung hat Probleme mit dem Lesen und Schreiben bzw. mit der Rechtschreibung oder dem Textverständnis. Sie sind sogenannte „funktionale Analphabeten“. Im Jahr 2010 wurde diese Erkenntnis durch die Veröffentlichung der Leo-Studie bekannt.
Der engagierten Pädagogin Doris Held und ihren Kolleginnen im Arbeitskreis Orientierungs- und Bildungshilfe e.V. war das zu diesem Zeitpunkt längst gegenwärtig. Sie waren schon viele Jahre „an der Front“ der Alphabetisierung deutschsprachiger Erwachsener tätig. Doris Held erzählt vom Beginn der Grundbildungsarbeit im Bezirk.

Als 1986 an der Volkshochschule Tempelhof die ersten Lese-Schreibkurse starteten, war dies erst der Beginn der Grundbildung im Bezirk. Die Kurse zu installieren stellte sich allerdings als nicht einfach heraus. Der damalige Direktor der vhs ging davon aus, dass der Bezirk Tempelhof keine Einwohner hat, die Probleme mit dem Lesen und Schreiben haben und zögerte, ein Kursangebot für diese Zielgruppe zu etablieren. Durch viel Überzeugungsarbeit der bereits erfahrenen Kursleiterinnen konnten schließlich doch Lese- und Schreibkurse für deutschsprachige Erwachsene starten.

Es stellte sich heraus, dass die Nachfrage sehr groß war. Über Jahre kamen immer mehr Teilnehmende – oft über Mundpropaganda – aus Tempelhof und der weiteren Nachbarschaft.

Von Anfang an war es für die Kursleiterinnen eine Selbstverständlichkeit, dass neben den Lernangeboten zum Thema Lesen und Schreiben psychosoziale Aspekte in diesem Bereich eine große Rolle spielen. Das hieß und heißt noch heute: Gespräche über die aktuelle Lebenssituation der Teilnehmenden oder bei Bedarf das Vermitteln von Kontakten zu Beratungsstellen im Kiez sind integrative Bestandteile der Bildungsarbeit.

Über die Lerninhalte Lesen und Schreiben hinaus entwickelten sich mit der Zeit zusätzliche Angebote wie Stadtführungen, Exkursionen in die Umgebung oder gemeinsame Museumsbesuche.

All dies war und ist für die Teilnehmenden sehr wichtig und von großer Bedeutung für den Zusammenhalt in der Gruppe.