Leben im Wohncontainer: Einfacher Standard, viele Möglichkeiten LAF und TU Berlin legen Tempohome-Report vor.

Pressemitteilung vom 14.09.2022

Tempohome Dingolfinger

Tempohome-Unterkunft in Marzahn-Hellersdorf

Unterbringung in Containerstrukturen wie Wohncontainerdörfern oder Tempohomes sind die viel beachteten und kontrovers diskutierten temporären Unterkunftsformen für Geflüchtete in Berlin. Nun legt die Habitat Unit der TU Berlin gemeinsam mit dem Landesamt für Flüchtlingsangelegenheiten den Tempohome-Report vor, eine wissenschaftliche Dokumentation der Berliner Wohncontainer-Unterbringung. Die Habitat Unit der TU erforscht, wie Unterkünfte für Geflüchtete mehr identitätsstiftende Elemente einbeziehen können und den Bewohnenden Möglichkeiten eröffnen können, ihren Lebensraum aktiv mitzugestalten. In der aktuellen Situation steigender Zahlen von Asylsuchenden in Berlin und der damit verbundenen Reaktivierung oder Laufzeitverlängerung von Containerunterkünften gewinnt der Tempohome-Report zusätzlich an Bedeutung.

LAF-Präsident Alexander Straßmeir: „Uns war es wichtig, dass die Erfahrungen mit der temporären Unterbringung einmal wissenschaftlich ausgewertet und dokumentiert werden, bevor die Standorte wieder abgebaut sind. So können die hier gewonnenen Erkenntnisse für die Entwicklung künftiger kurzfristiger Unterbringungsstrategien genutzt werden, etwa im Katastrophenschutz oder als kurzfristige Reaktion auf geopolitischer Entwicklungen wie aktuell in der Ukraine oder in Afghanistan.“

Prof. Philipp Misselwitz, Habitat-Unit TU Berlin: „Der Tempohomes-Report dokumentiert mit umfangreichen Recherchen, Foto- und Planmaterial sowie Grafiken erstmals Alltag und Leben im Wohncontainer aus der Perspektive der Bewohnerinnen und Bewohner. Dabei geht es auch um deren Umgang mit den alltäglichen technischen und räumlichen Herausforderungen. Interviews mit den Bewohnerinnen und Bewohnern geben Einblicke in deren persönlichen Lebenswelten, Motivationen, Wünsche und Bewältigungsstrategien.“

Der Berliner Weg
In Vorwort und Schlussbetrachtung stellt das LAF erstmals den politischen, strategischen und planungsrechtlichen „Berliner Weg“ in den zeitgeschichtlichen Gesamtkontext. Dazu gehören die Genehmigung im Zustimmungsverfahren durch die Senatsbaubehörde gemäß Bauordnung Berlin, der Einsatz von Taskforces, die umfangreichen baulichen Maßnahmen, der von Beginn an integrierte aktive Sozialraum in den Bezirken, die Festschreibung des Masterplanes sowie eine begleitende Öffentlichkeitsarbeit. Abschließend werden die Ergebnisse im Hinblick auf künftige Unterbringungs-strategien reflektiert und damit Politik, Öffentlichkeit und Forschung zugänglich gemacht.

Tempohomes. Untersuchung sozialräumlicher Aneignungspraktiken von Geflüchteten in Berliner Unterkünften in Containerstruktur. Misselwitz, Philipp et al. (Hg.) Universitätsverslag der TU Berlin, 2022. Kostenloser Download hier