Haus Plettner

Garagenhaus von Straßenseite nach denkmalgerechter Sanierung, 2014

Haus Plettner

  • Haus Plettner - Querschnitte, 1970

    Haus Plettner - Querschnitte, 1970

  • Seitliche Ansicht des Wohnhauses mit Leichtbauelementen nach der Sanierung, 2015

    Seitliche Ansicht des Wohnhauses mit Leichtbauelementen nach der Sanierung, 2015

  • Ansicht des Wohnhauses von der Seeseite nach der Sanierung, 2015

    Ansicht des Wohnhauses von der Seeseite nach der Sanierung, 2015

  • Zugang zum Wohnhaus nach denkmalgerechter Sanierung, 2015

    Zugang zum Wohnhaus nach denkmalgerechter Sanierung, 2015

  • Haus Plettner - Hausansicht Seeseite 1971

    Haus Plettner - Hausansicht Seeseite 1971

  • Haus Plettner - Grundrisse, 1970

    Haus Plettner - Grundrisse, 1970

  • Ansicht Rückseite nach denkmalgerechter Sanierung, 2015

    Ansicht Rückseite nach denkmalgerechter Sanierung, 2015

  • Ansichten der Schäden vor der Sanierung - Straßenansicht, 2012

    Ansichten der Schäden vor der Sanierung - Straßenansicht, 2012

  • Betonschäden vor der Sanierung

    Betonschäden vor der Sanierung

  • Betonschäden vor der Sanierung

    Betonschäden vor der Sanierung

  • Haus Plettner - Innenansicht, 1971

    Haus Plettner - Innenansicht, 1971

Das 1970-1971 nach den Plänen der renommierten Berliner Architektengemeinschaft Jan und Rolf Rave errichtete Wohnhaus ist eine Besonderheit, da es das einzige Wohnhaus in Berlin ist, das konsequent und komplett aus Sichtbeton besteht. Bauherr war der Immobilienhändler Hans-Peter Plettner, der Ende der 60er Jahre zwei kleine Seegrundstücke an der Scharfen Lanke in West-Berlin erworben hatte. Plettner behielt für sein eigenes Wohnhaus das kleinere, nördliche Grundstück an der Scharfen Lanke 51 neben dem Anwesen seiner Eltern, das gemäß seiner Bedingung auf der Südseite nicht verbaut werden durfte.

Diese Vorbedingung führte zu einer Teilung des Gesamtbauvorhabens in zwei Gebäude, dem kleinen Garagenhaus zur Straße und dem Wohnhaus zum Wasser auf dem sehr schönen, aber sehr schmalen Hanggrundstück mit eigenem Seezugang. Das Wohnhaus gehört zu den ganz wenigen Beispielen in Deutschland für die Verwendung des Baustoffes Stahlbeton im Einfamilienhausbau der Nachkriegsmoderne. Dass bis heute nur sehr wenige Bauten mit diesem Material ausgeführt wurden, liegt vor allem an den im Vergleich zum konventionellen Mauerwerksbau höheren Baukosten.

Der gesamte Wohnhauskomplex gliedert sich in zwei nur 7,99 m breite kubische Hauskörper mit einem begehbaren Flachdach (Dachterrasse), die durch einen überdachten, seitlich angeordneten offenen Gang miteinander verbunden sind. Zwischen den beiden Baukörpern befindet sich das sichtgeschützte Schwimmbecken. Insgesamt ist die Gestaltung und Nutzungsanordnung sowie die Verwendung des Baustoffs Beton äußerst modern und sachlich. Alle Wände des Hauses wurden vor Ort aus wärmedämmendem Leichtbeton gegossen und außen sichtbar belassen. Das feine und sehr sauber ausgearbeitete Relief der vertikalen Schalungsbretter ist außen, aber auch in einigen Räumen innen ein wesentliches Gestaltungsmerkmal dieses Hauses. Zu den erwähnenswerten Ausbaudetails gehören: ein multifunktionaler Innen- und Außenkamin sowie Leichtbauelemente, die im Wohnraum als Wandregale bzw. Schrankräume genutzt wurden und zur Raumplatzgewinnung im Innern außerhalb der Bauflucht angeordnet wurden.

Die Sichtbetonfassade befand sich zum Zeitpunkt der Substanzerfassung und der Schadenskartierung im Jahr 2012 in einem nahezu bauzeitlichem Zustand. Viele Innenwände, die ursprünglich aus Sichtbeton bestanden, waren jedoch zwischenzeitlich überspachtelt worden. Die Fassaden, das Dach und die Außenanlagen zeigten altersbedingt erhebliche Schäden. An den Sichtbetonfassaden wurden korrosionsbedingte Abplatzungen und Risse vorgefunden. Die geplante denkmalgerechte Instandsetzung und Sanierung der Fassaden hatte mit allen Beteiligten das einvernehmliche Ziel, die Originalsubstanz bzw. die ursprünglichen Gestaltqualitäten der Stahlbetonvilla an der Scharfen Lanke für die Zukunft zu bewahren.
Die Leichtbauelemente galten als asbestverseucht, konnten aber mit der Hilfe des “Landesamtes für Arbeitsschutz, Gesundheitsschutz und technische Sicherheit Berlin” erhalten werden, in dem sie neu beschichtet und mit dem im Bestand vorgefundenen Farbton versehen wurden.

Im Rahmen der Fassadensanierung wurden sämtliche Sichtbetonflächen schonend mit Wasserdampf gereinigt. Die 650 Schadstellen wurden systematisch lokalisiert, markiert und die Bewehrung bis zu einer Tiefe von 2-3 cm freigestemmt. Die freigelegte Bewehrung wurde entrostet, mit einem Korrosionsanstrich und einer Haftbrücke versehen, um sie dann mit einem von der “Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung” speziell entwickelten Instandsetzungs­mörtel wieder zu verschließen. Danach erfolgte die Nachbildung der originalen Betonschalungsstruktur und die farbliche Anpassung an den Bestand mit einem Feinspachtel. Eine zweilagige Lasur zur Egalisierung sämtlicher Sichtbetonflächen wurde abschließend aufgetragen. Auf diese Art und Weise konnte eine grundlegende denkmalgerechte Instandsetzung der Stahlbetonsichtflächen erfolgen.

Die Maßnahmen wurden anteilig im Rahmen der Projektförderung durch das Landesdenkmalamt Berlin und die Deutsche Stiftung Denkmalschutz gefördert.

Stand: 2015

Zeittafel

  • 1970-71

    Entwurf und Baufertigstellung durch die Architektengemeinschaft der Brüder Jan und Rolf Rave Berlin

  • Juni 2012

    Eintragung der Gebäude in die Denkmalliste

  • 2012-14

    Grundlegende Instandsetzung (Sicherung der historischen Bausubstanz etc.) und Wiederherstellung des Zustandes der Sichtbetonfassade von 1971

    Planung und Bauausführung: Müller Simon Architekten, Berlin

    Begleitende Beratung: Landesamt für Arbeitsschutz, Gesundheitsschutz und technische Sicherheit Berlin, Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung

Faltblatt-Impressum

  • Herausgeber: Landesdenkmalamt Berlin
  • Abbildungen:
    Bestandsaufnahmen – Müller Simon Architekten, Innenaufnahme – Archiv Thomas Steigenberger
    Nach Instandsetzung – Wolfgang Bittner, Landesdenkmalamt Berlin
    Zeichnungen – Architekturbüro Jan & Rolf Rave, Werkbericht
  • Text / Redaktion: Dr. Thomas Schmidt, Landesdenkmalamt Berlin
  • Herstellung / Gestaltung: pro.fund gmbh / © Jo Hartmann
  • Aus der Reihe: Erkennen und Erhalten in Berlin 2015, Nr. 55