Bikinihaus

Bikinihaus

Bikinihaus

  • Detail der straßenseitigen Fassade, 2014

    Detail der straßenseitigen Fassade, 2014

  • Stahlfachwerkträger mit Holzladencontainern, rückseitig im ehemaligen Tiefhof, 2014

    Stahlfachwerkträger mit Holzladencontainern, rückseitig im ehemaligen Tiefhof, 2014

  • Straßenansicht vor 2009

    Straßenansicht vor 2009

  • Straßenansicht nach der Sanierung, 2014

    Straßenansicht nach der Sanierung, 2014

  • Straßenseitige Kolonnade mit Vitrine, 2014

    Straßenseitige Kolonnade mit Vitrine, 2014

  • Lageplan zur Zoo-Randbebauung, 1956

    Lageplan zur Zoo-Randbebauung, 1956

  • Straßenansicht, 1956

    Straßenansicht, 1956

Das Bikinihaus, eine Ikone der Nachkriegsmoderne, entstand 1955-1957 nach den Plänen der Architekten Paul Schwebes und Hans Schoszberger als Geschäftshaus zur Unterbringung von 45 Läden für exklusive Kreationen aus der Damenmode. Im Erdgeschoß befanden sich die Verkaufsräume und in den Obergeschossen wurde genäht.

Um dem langgestreckten Gebäude eine gewisse Leichtigkeit zu geben, wurde im 2. Obergeschoß ein sogenanntes Luftgeschoß eingefügt, durch das man vom Breitscheidplatz aus in den Zoo hindurchsehen konnte, was ihm den Spitznamen Bikinihaus eintrug. Besondere Merkmale des Bikinihauses sind die feingliedrige Struktur des Tragwerks und die größtenteils verglaste Fassade, die durch eine detailreiche Rhythmik der Fensterteilungen mit unterschiedlichen Farbgebungen sowie durch Vor- und Rücksprünge aufgelockert ist. Das Gebäude ist ein Stahlbeton­skelettbau, bestehend aus sichtbaren Stahlbeton­unterzügen, Beton­kassettendecken und Betonbrüstungen, dessen Leichtigkeit durch einen Kolonnaden­bereich betont wird. Die Architektur orientierte sich an modernen Vorbildern aus den USA und Skandinavien.

Das Bikinihaus ist Bestandteil der denkmalgeschützten Gesamtanlage “Zentrum am Zoo” der Architekten Schwebes und Schoszberger, die aus dem großen Hochhaus, dem Zoopalast, dem Bikinihaus und dem kleinen Hochhaus besteht. Sie prägt wesentlich das Erscheinungsbild der sogenannten City West und gehört zu den bedeutendsten Bauzeugnissen der Wiederaufbauzeit in (West-) Berlin und der Architektur der 1950er Jahre.

Seit den frühen 1990er Jahren bekam das Bikinihaus zunehmend wirtschaftliche Probleme. Billigläden und Leerstand bestimmten das Erscheinungsbild und gaben Anlass zu ernsthaften Diskussionen über den Abriss. Da die Gesamtanlage “Zentrum am Zoo” in die Denkmalliste eingetragen wurde, konnte der Abriss insbesondere durch die Initiative des Landesdenkmalamtes Berlin verhindert werden.

Zahlreiche Investoren und Architekten hatten sich bereits mit einer Sanierung befasst, aber erst mit dem Investor der Bayerischen Hausbau GmbH & Co KG stand ein Bauherr zur Seite, der die ernsthafte Absicht vertrat, das Bikinihaus als Beispiel der Wiederaufbauzeit und der 1950er Jahre Architektur erneut erlebbar zu machen.

Das vom Bauherrn entwickelte neue Nutzungskonzept “Conzept Mall” richtet sich an 60 Einzelhändler für außergewöhnliche Mode und Design, aber nicht an große Textilketten, Elektromärkte o.ä. Auch mobile Einzelhändler haben die Möglichkeit, sogenannte “Boxen” (Verkaufscontainer) zu mieten.
Die Architekten, das belgische Büro Arne Quinze und die deutsche Architektengemeinschaft KEC, konnten die charakteristische Identität des Bikinihauses weitgehend erhalten, indem sie das neue Nutzungskonzept “Conzept Mall” in die bestehende Stahlbetonskelettkonstruktion einfügten und auch die straßenseitige Fassadenansicht in ihrer ursprünglichen Fensterproportion erhielten. Im Rahmen von Kompromisslösungen wurden dem Investor jedoch auch zurückhaltende bauliche Ergänzungen zugestanden: auf dem Dach ein zurückgesetztes Staffelgeschoß für drei Penthäuser sowie rückseitig über dem ehemaligen Tiefhof große Freitreppen, begehbare und begrünte Dachterrassen mit Blick über den Berliner Zoo und den Breitscheidplatz. Die straßenseitige Kolonnade wurde erhalten, aber zugunsten einer Vergrößerung der Läden im Erdgeschoß schmaler gestaltet.

Im Vordergrund der Sanierungsmaßnahme stand jedoch stets die Bewahrung des Denkmals mit seinen zeittypischen und stadtbildprägenden Merkmalen unter Bewahrung der historischen Substanz. Dazu gehörte auch das Luftgeschoss, das bereits in den 1970erJahren geschlossen worden war und ehemals das Alleinstellungsmerkmal dieses eleganten Hauses war. Um es nicht in Vergessenheit geraten zu lassen, wurde versucht, die Wirkung des Luftgeschosses durch einen Rücksprung der Fassade hinter die Stützen und ein dunkleres Fassadenglas zu erreichen. Insgesamt erfolgte der Umgang mit dem Bikinihaus im Sinne der Substanzerhaltung. Für den Sanierungsprozess bedeutete dies: kein Abriss und keine Zerstörung oder Verstümmelung der Gebäudekubatur, sondern Neu- und Wiedergewinnung von historischen Gestaltqualitäten. Dadurch konnten die vorhandenen positiven ästhetischen Qualitäten genutzt werden, um den Ort wieder einer breiten Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen. Somit zeigt sich das Bikinihaus an diesem Standort – wie einstmals – als eine architektonische Perle, die den architektonischen Charme der 1950er Jahre zusammen mit dem benachbarten und kürzlich denkmalgerecht sanierten Kino “Zoopalast” wieder aufleben lässt.

Stand: 9/2014

Zeittafel

  • 1955-57

    Gesamtplanung des Zentrums Am Zoo einschließlich des Bikinihauses (Architekten: Paul Schwebes, Hans Schoszberger)

  • 1957

    Bikinihaus, Baufertigstellung

  • 1978/79

    Integration der Staatlichen Kunsthalle in das Luftgeschoss (Neue Gesellschaft für Bildende Kunst)

  • 21.11.1994

    Eintragung der Gesamtanlage “Zentrum Am Zoo” einschließlich des Bikinihauses in die Berliner Denkmalliste

  • 30.11.2009

    Unterzeichnung des Städtebaulichen Vertrages inkl. der denkmalfachlichen Rahmenbedingungen des Landesdenkmalamtes Berlin zwischen der Bayerischen Hausbau GmbH & Co.KG und dem Bezirksamt Charlottenburg von Berlin.

  • 2009-14

    Denkmalverträgliche Sanierung des Bikinihauses. (Kontaktarchitekt für die Denkmalpflege: Dr. Peter Lemburg, Architekturbüros: “KEC” und das belgische Büro “Arne Quinze”)

Faltblatt-Impressum

  • Herausgeber: Landesdenkmalamt Berlin
  • Abbildungen:
    Lageplan und historische sw Aufnahme – Landesdenkmalamt Berlin
    Farbaufnahme vor der Sanierung – Wolfgang Reuss, Landesdenkmalamt Berlin
    alle aktuellen Farbaufnahmen – Wolfgang Bittner, Landesdenkmalamt Berlin
  • Text / Redaktion: Dr. Thomas Schmidt, Landesdenkmalamt Berlin
  • Herstellung / Gestaltung: pro.fund gmbh / © Jo Hartmann
  • Aus der Reihe: Erkennen und Erhalten in Berlin 2014, Nr. 51