Das Kupferhaus

Das Kupferhaus

Das Kupferhaus

  • Ansicht Straßenseite vor der Sanierung, 2009

    Ansicht Straßenseite vor der Sanierung, 2009

  • Musterfläche der gereinigten Kupferaußenhaut, 2010

    Musterfläche der gereinigten Kupferaußenhaut, 2010

  • Treppe innen mit sanierten Wohnblechwänden (Detail), 2012

    Treppe innen mit sanierten Wohnblechwänden (Detail), 2012

  • Wohnblechinnenwände vor der Sanierung, 2010

    Wohnblechinnenwände vor der Sanierung, 2010

  • Wohnblechinnenwände vor der Sanierung, 2010

    Wohnblechinnenwände vor der Sanierung, 2010

  • Wohnblechinnenwände nach der Sanierung, 2011

    Wohnblechinnenwände nach der Sanierung, 2011

  • Kupferaußenhaut mit Fensterdetail (Detail), 2012

    Kupferaußenhaut mit Fensterdetail (Detail), 2012

  • Diele u. Treppenhaus m. Wohnblechwänden u. Wohnblechdecke nach der Sanierung, 2012

    Diele u. Treppenhaus m. Wohnblechwänden u. Wohnblechdecke nach der Sanierung, 2012

Das Einfamilienhaus Schorlemerallee 16 in der Villenkolonie Berlin Dahlem besteht überwiegend aus dem Baumaterial Kupfer und gehört zu den ersten industriell gefertigten Fertighäusern der Welt. Entworfen und erbaut wurde das aus leicht montierbaren Kupferbau-Elementen bestehende Haus im Jahr 1930 von der Fa. Hirsch Kupfer- und Messingwerke AG Berlin (Mitarbeiter: Architekt Robert Kraft, Ingenieur Friedrich Förster). Die Produktion dieser Kupferhäuser begann 1930 in Eberswalde-Finow bei Berlin. Die einzelnen Kupfer-Haustypen wurden mit wohl klingenden Namen wie “Sorgenfrei” und “Kupferstolz” in reich illustrierten Katalogen angeboten.

Walter Gropius, der als Architekt auch für die Hirsch Kupfer- und Messingwerke AG Berlin tätig war, führte die ersten Fertighausmodelle aus Kupfer auf der Bauhaus-Ausstellung 1932 in Berlin vor. Das war damals eine Sensation, denn ein Eigenheim sollte per Katalog bestellt und binnen 24 Stunden zusammengesteckt werden können. Als Besonderheit wurde die gute Isolierung der Kupferhäuser angepriesen. Nach wärmetechnischen Berechnungen entsprach die Isolierung einer Ziegelwand von 222 cm Stärke. Die ca. 12 cm starken Holzrahmen waren innen mit Stahlblech und außen mit 0,5 Millimeter dicken Kupferblech beschlagen. Dazwischen sorgten bis zu 16 Schichten aus Aluminium und Asbestitpappe für die Dämmung. Diese Konstruktion erfüllt auch die heutigen hohen energetischen Anforderungen. Die Fassaden der Kupferhäuser wurden aus mehreren vorgefertigten Elementen hergestellt, deren Grundstruktur ein Holzrahmen mit Dämmung und eine Kupferhaut als Außenfassade bildeten. Dagegen wurden die Innenwände aus geprägten Stahlblechwänden, dem sogenannten Wohnmetall, hergestellt.

Das Wohnhaus in der Schorlemerallee ist eines von acht in Berlin bekannten Kupferhäusern in Berlin und präsentiert den Haustyp “Kupferstolz”. Das kupferfarbene Haus wurde in den 30er Jahren weiß überstrichen. Trotz der zahlreich vorgefundenen Überformungen, insbesondere im Gebäudeinnern, war die ursprüngliche Bausubstanz überwiegend erhalten.

Die geplante denkmalgerechte Instandsetzung und Sanierung hatte das einvernehmliche Ziel, die ursprünglichen Gestaltqualitäten des Kupferwohnhauses in der Schorlemerallee zu bewahren. Es erfolgte eine grundlegende Instandsetzung des Gebäudes, dessen Ziel die Sicherstellung der historischen Bausubstanz und die beispielhafte Wiederherstellung des Kupferhauses gemäß der Intention der Hirsch Kupfer- und Messingwerke AG Berlin war. Die vorgenommenen Sanierungsmaßnahmen betrafen die Instandsetzung der Außenfassade und im Gebäudeinneren nach historischem Vorbild. Diese Erhaltungs- und Wiederherstellungsmaßnahmen bedeuteten aufgrund der konservatorischen Anforderungen an eine denkmalgerechte Wiederherstellung für den Eigentümer eine erhebliche Mehrbelastung, die im Rahmen der Projektförderung durch das Landesdenkmalamt Berlin finanziell ausgeglichen und wirtschaftlich zumutbar gestaltet wurde.

Weitere Kupferhäuser:
Berlin Köpenick (Springeberger Weg 8 und 10, Ahornstraße 19), Berlin Reinickendorf (Alemannenstraße 16, Jostweg 13, Rohrweihstraße 21), Berlin Spandau (Kurpromenade 55) und Berlin Steglitz (Curtiusstraße 77). Insgesamt entstanden 20 Häuser in Serienanfertigung, die überwiegend im Raum Berlin Finow entstanden sind. Im Jahr 1932 ging die Hirsch Kupfer und Messingwerke AG in Konkurs, wurde aber als Kupferhaus GmbH bis zur endgültigen Schließung 1934 mit der alten Architekturabteilung weitergeführt. Für die Entwürfe zeichneten weiterhin Förster und Kraft verantwortlich. Ab 1933 wurden noch 14 Häuser, die für das Klima und die Lebensgewohnheiten in Palästina entwickelt wurden, nach Palästina exportiert. Die deutsch-jüdische Unternehmerfamilie Hirsch emigrierte nach Ägypten und Israel – andere Familienmitglieder nahmen sich 1942 in Deutschland das Leben.

Stand: 12/2012

Zeittafel

  • 1930

    Entwurf und Baufertigstellung durch die Architekturabteilung (Architekt Robert Kraft und Ingenieur Friedrich Förster) der Hirsch Kupfer- und Messingwerke AG Berlin

  • 1995

    Eintragung des Hauses in die Denkmalliste

  • 2010-2011

    Grundlegende Instandsetzung (Sicherung der historischen Bausubtanz etc.) und Wiederherstellung des Zustandes von 1930,
    Planung und Bauausführung: Architekt Dipl.-Ing. Jan Bassenge, Berlin

Faltblatt-Impressum

  • Herausgeber: Landesdenkmalamt Berlin
  • Abbildungen:
    Straßen- und Innenansichten, Wolfgang Bittner;
    Wohnblechwände vor der Sanierung, Musterfläche, Dipl.-Ing. Jan Bassenge;
    Kupferaußenansicht mit Fensterdetail, Dr. Thomas Schmidt
  • Text: Dr. Thomas Schmidt, Landesdenkmalamt Berlin
  • Idee / Redaktion: Sibylle Schulz/Dr. Thomas Schmidt, Landesdenkmalamt Berlin
  • Herstellung / Gestaltung: pro.fund gmbh / © Jo Hartmann
  • Aus der Reihe: Erkennen und Erhalten in Berlin 2012, Nr. 35