Vertrag über Rückkauf der Vattenfall Wärme Berlin AG unterzeichnet!

Pressemitteilung vom 19.12.2023

Vertreterinnen und Vertreter des Landes Berlin und der Vattenfall GmbH haben heute einen Vertrag zum Rückkauf sämtlicher Anteile der Vattenfall Wärme Berlin AG unterzeichnet. Zugleich räumt Vattenfall dem Land Berlin eine exklusive Option auf den Erwerb der von Vattenfall gehaltenen Aktien an der GASAG AG (entsprechend einer Betei-ligung in Höhe von 31,575 % des Grundkapitals) ein. Dem vorausgegangen waren ein Bieterverfahren um die Fernwärme sowie intensive vertrauensvolle und exklusive Verhandlungen, deren Ergebnisse durch entsprechende Beschlüsse des Senats von Berlin und des Aufsichtsrats der Vattenfall GmbH vom heutigen Tage bestätigt wurden.

Mit diesen beiden Schritten werden die Weichen hin zu einer Rekommunalisierung der Energieinfrastrukturen im Land Berlin gestellt und zugleich ein Kernvorhaben des Koalitionsvertrags der schwarz-roten Landesregierung umgesetzt.

Der Vertrag zum Rückerwerb der Vattenfall Wärme Berlin AG bedarf vor seinem Wirksamwerden der Zustimmung des Abgeordnetenhauses von Berlin sowie der fusionskontrollrechtlichen Freigabe und steht deshalb noch unter Vollzugsbedingungen. Die entsprechende Vermögensvorlage wird zu Beginn des kommenden Jahres dem Parlament zugeleitet werden.

Die Prüfung zur Ausübung der Option auf die GASAG-Anteile wird im kommenden Jahr 2024 beginnen. Das Land Berlin strebt zur Dekarbonisierung der Energieversorgung perspektivisch ein stärkeres Zusammenwirken zwischen der Wärme Berlin und der GASAG an und setzt dabei auf die Unterstützung der GASAG und deren beiden Anteilseignern, E.ON und ENGIE.

Derzeit wird ein Kaufpreis auf Basis des Eigenkapitalwerts von rund 1,6 Mrd. EUR erwartet. Grundlage für den Kaufpreis ist ein Unternehmenswert von knapp unter 2 Milliarden Euro. Zum Stichtag 31. Dezember 2023 wird es gewisse Anpassungen geben, die aber erst nach der Erstellung des Jahresabschlusses 2023 endgültig festgelegt werden können.

Weitere Einzelheiten unterliegen bis auf Weiteres der Vertraulichkeit.

Kai Wegner, Regierender Bürgermeister von Berlin: „Die heutige Unterzeichnung ist historisch und in ihrer Bedeutung für die Zukunft Berlins kaum zu überschätzen. Wir machen die Energieversorgung sicher, stabil und unabhängig. Gerade in Zeiten, in denen Abhängigkeiten zu Unsicherheit führen, schaffen wir Sicherheit durch Unabhängigkeit.
Der Ankauf der Vattenfall Wärme Berlin ist ein Meilenstein für unsere Stadt. Es wird in Zukunft möglich sein, den Berlinerinnen und Berlinern eine sichere, effiziente und nachhaltige Energieversorgung zu fairen Preisen zu gewährleisten. Es ist auch ein wichtiger Schritt dafür, dass das Land Berlin künftig seine Klimaziele einhalten kann. Die Fernwärme wird mit der heutigen Übernahme durch das Land ein Teil der starken Unternehmensfamilie des Landes Berlin.

Wasser, Strom und jetzt auch Wärme in Berliner Hand. Damit hat unsere Stadt mehr Ein-fluss auf Daseinsvorsorge. Wir gehen diesen Weg weiter und setzen dabei auch auf starke industrielle Partner. Gemeinsam mit der Stromnetz Berlin GmbH wird sie die Basis für die Entwicklung einer integrierten Infrastruktur bilden, die künftig auch die Gasversorgung einschließen kann. Diese Option ist seit heute realistisch. Berlin hat jetzt alle Möglichkeiten, den Aufbau einer echten integrierten Wärmeplattform in Angriff zu nehmen.

Nach jahrelangen Verhandlungen ist die heutige Übernahme auch ein großer Erfolg für die Landesregierung, der zeigt wie gut das Teamwork in dem schwarz-roten Senat funkti-oniert. Ich danke Frau Senatorin Giffey und Herrn Senator Evers dafür, dass sie die Ver-handlungen zu einem erfolgreichen Ende geführt haben. Mein Dank gilt auch allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die während der vergangenen Monate dazu ihren wichtigen Beitrag geleistet haben.“

Stefan Evers, Bürgermeister und Senator für Finanzen: „Unser Ziel ist eine nachhaltige, sichere und bezahlbare Wärmeversorgung für Berlin. Mit dem heute unterzeichneten Vertrag über den Erwerb der Fernwärme Berlin haben wir dafür nach den harten, aber fairen Verhandlungen der letzten Monate einen wichtigen Meilenstein erreicht. Es ist uns gelun-gen, über den Erwerb hinaus die Option auf den Erwerb der Vattenfall-Anteile an der GASAG zu sichern. Wie im Koalitionsvertrag vereinbart, streben wir an, die Fernwärme künftig gemeinsam mit starken industriellen Partnern unter der Führung des Landes Berlin zu betreiben.

Als nächstes konzentrieren wir uns auf den Abschluss der Transaktion und die anstehenden parlamentarischen Beratungen. Wir werden alles daran setzen, die Erzeugung der Fernwärme konsequent zu dekarbonisieren und gleichzeitig die Wärmepreisentwicklung für die Berlinerinnen und Berliner verträglich zu gestalten.

Das wichtigste Gut der Fernwärme Berlin sind ihre Beschäftigten mit einer hohen Kompe-tenz, ihrem täglichen Einsatz für das Unternehmen und für unsere Stadt Berlin. Auch ihnen werden wir eine gute und sichere Perspektive geben.“

Franziska Giffey, Bürgermeisterin und Senatorin für Wirtschaft, Energie und Betriebe: „Mit der Vertragsunterzeichnung heute ist nach rund zwei Jahren intensiver Verhandlungen ein Meilenstein für die Zukunft unserer Stadt gelungen: Wir holen die Wärme wieder nach Hause – in Berliner Landeshand. Dieses Versprechen ist das wichtigste Vorhaben unserer Energiepolitik in dieser Legislatur und die bedeutendste klimapolitische Wei-chenstellung in diesem Jahrzehnt.
Das Berliner Fernwärmenetz ist mit 1,4 Millionen angeschlossenen Wohneinheiten das größte Westeuropas. Die vor uns liegende Herausforderung ist gewaltig, aber wir wollen sie gemeinsam mit starken industriellen Partnern angehen und wie beim Wasser und beim Stromnetz Berlin für Versorgungssicherheit und Preisstabilität sorgen. Mit dem Kauf investieren wir in die Zukunft unserer Stadt für eine sichere, kommunale und klimaneutrale Wärmeversorgung. 40 Prozent unseres CO2-Ausstoßes in Berlin kommen aus der Wärme. Hier muss in den kommenden Jahren in die Transformation investiert und so ein zukunfts-fähiges und rentables Unternehmen etabliert werden. Denn eines ist klar: Wenn die Wärme nicht klimaneutral wird, wird auch Berlin nicht klimaneutral.“

Hintergrund Dekarbonisierung

Erklärtes Ziel des Landes Berlin ist die klimaneutrale Stadt bis spätestens 2045. Dies efordert die Dekarbonisierung und damit einhergehend ganzheitliche Transformation der Energie- und Wärmeversorgung. Die energiepolitischen Herausforderungen bedingen dabei eine enge Zusammenarbeit aller Akteurinnen und Akteur, auch und gerade im Land Berlin, wo die Energiesparten historisch bislang isoliert gesteuert wurden. Insbesondere die Fernwärmenetze und das Gasnetz sollten integriert entwickelt werden.
Eine gesellschaftsrechtliche Beteiligung ermöglicht dem Land Berlin auch hier umfangreichere Gestaltungsoptionen mit einer größeren Verbindlichkeit. In einem ersten Schritt konnte 2021 bereits erfolgreich die Stromnetz Berlin GmbH rekommunalisiert werden.

Hintergrund zum Bieterverfahren Vattenfall Wärme Berlin

Im Dezember 2022 leitete Vattenfall ein internationales Bieterverfahren zur Veräußerung der Vattenfall Wärme Berlin AG ein. Im März 2023 reichte das Land Berlin ein erstes indikatives Angebot zum Erwerb der Wärme Berlin ein und startete den bei M&A-Transaktionen gebotenen Due Diligence Prozess. Dieser mündete in der Abgabe eines verbindlichen Angebots durch das Land Berlin im Juni 2023. Nach intensiven Verhand-lungen verständigten sich das Land Berlin und Vattenfall am 20. Oktober 2023 darüber, exklusive Verhandlungen über den Erwerb der Wärme Berlin und der GASAG-Anteile von Vattenfall aufzunehmen, die mit der heutigen Unterzeichnung der entsprechenden Verträge erfolgreich abgeschlossen werden konnten.