Newsletter des Landesdenkmalamtes Berlin - Oktober 2021

Jung, aber Denkmal: Wissenschaftsbauten der 70er/80er

Institut für Hygiene und Mikrobiologie, Ansicht Krahmerstraße

Institut für Hygiene und Mikrobiologie

Einladung in die Urania und zum Livestream am 10. November 2021

Seit rund drei Jahrhunderten prägen Gebäude der Wissenschaften das Gesicht Berlins und vereinen in sich Repräsentativität und Funktionalität wie auch Tradition und Fortschritt. In den 1970er und 1980er Jahren entstanden vornehmlich in West-Berlin avantgardistische Architekturen, teils für die Hochschulen, aber auch für außeruniversitäre Forschungseinrichtungen.

Termin: 10. November 2021, Beginn: 19.00 Uhr,
Ort: Humboldt-Saal in der Urania Berlin, An der Urania 17, 10787 Berlin

Livestream auf dem Youtubekanal des Landesdenkmalamtes Berlin (Community)
Dort wird die Aufzeichnung auf Dauer dokumentiert.

Weitere Informationen

Verleihung der Ferdinand-von-Quast-Medaillen 2020 und 2021

Ferdinand-von-Quast-Medaille aus Bronze, Vorderseite

Ferdinand-von-Quast-Medaille

Einladung ins Alte Stadthaus am 9. Dezember 2021

Die öffentliche Verleihung des Berliner Denkmalpflegepreises, der Ferdinand-von-Quast-Medaille, musste 2020 wegen Corona abgesagt werden. Dies holen wir nun nach und laden ein zur Preisverleihung.

Die Ferdinand-von-Quast-Medaille erhalten für das Jahr 2020

Pressemitteilung der Senatsverwaltung für Kultur und Europa vom 19. November 2020

und für das Jahr 2021

Die öffentliche Preisverleihung durch Kultursenator Dr. Klaus Lederer und Landeskonservator Dr. Christoph Rauhut findet statt am 9. Dezember ab 18.00 Uhr im Alten Stadthaus (2G-Veranstaltung, also Zugang nur für Geimpfte und Genesene). Der Eintritt ist frei, aber Anmeldung erforderlich.
Weitere Informationen und die Mailadresse zur Anmeldung erhalten Sie auf unserer Webseite.

Neu unter Denkmalschutz: Wohnquartier an der Wilhelmstraße

Wohnbebauung Wilhelmstraße / Hannah-Arendt-Str. in Berlin-Mitte

Wohnbebauung Wilhelmstraße / Hannah-Arendt-Str. in Berlin-Mitte

Das Landesdenkmalamt Berlin hat im September 2021 die Plattenbauten an der Wilhelmstraße in Berlin-Mitte unter Denkmalschutz gestellt. Das Wohnquartier zwischen Behrenstraße und Voß- bzw. Mohrenstraße entstand 1987–92 durch die Baudirektion Hauptstadt Berlin des Ministeriums für Bauwesen unter Leitung von Erhardt Gißke. Als Chefarchitekt wurde Helmut Stingl eingesetzt. Die Gesamtanlage ist denkmalwert aus geschichtlichen, künstlerischen und städtebaulichen Gründen. Sie war für 4.000 Menschen ausgelegt und umfasste neben Wohnungen auch zahlreiche Geschäfte, Gaststätten und Dienstleistungsangebote.

Das Viertel an der Wilhelmstraße war politisch hochbedeutend und unterscheidet sich in vielerlei Hinsicht von anderen Plattenbau-Quartieren: Die hier verwendeten Platten der Wohnungsbauserie 70 (WBS 70) boten mehr Spielräume für eine flexible Gestaltung der Häuser außen und innen. Mit ihren Erkern, Balkonen, Gauben und Loggien, betonten Ecken und Mittelachsen spielen die freistehenden, sich um Höfe gruppierenden Gebäude auf die barocken Palais an, die im 18. Jahrhundert die Wilhelmstraße säumten. Straßenverbreiterung und großzügige Durchgrünung werteten das Quartier weiter auf. Die individuell zugeschnittenen, ungewöhnlich großen Wohnungen waren der gesellschaftlichen und politischen Führungsebene der DDR vorbehalten. Hier wohnten z.B. Günter Schabowski, Erster Sekretär der SED-Bezirksleitung von Ost-Berlin, Kurt Hager, einflussreicher Kulturpolitiker im Staatsrat der DDR, und Heinrich Scheel, Vizepräsident der Akademie der Wissenschaften der DDR.
Bis auf einen Abriss ist das Wohnquartier an der Wilhelmstraße bis in die Details weitgehend im Ursprungszustand erhalten.

Weitere Informationen und vollständige Denkmalbegründung

Digital durchs Denkmal: Highdeck-Siedlung in Berlin-Neukölln

Highdeck-Siedlung Neukölln

Highdeck-Siedlung Neukölln

Das Landesdenkmalamt Berlin hat ein neues Denkmal-Video herausgebracht: Landeskonservator Dr. Christoph Rauhut führt durch eine „Gebaute Utopie – die Highdeck-Siedlung in Berlin-Neukölln“* am südlichen Ende der Sonnenallee. Die Anlage (1975-85 von den Architekten Rainer Oefelein, Bernhard Freund und Horst Grünberg ) ist einzigartig in Deutschland. Denn nirgendwo sonst wurde die Idee, Auto- und Fußgängerverkehr auf verschiedenen Ebenen zu organisieren und damit strikt zu trennen, so konsequent umgesetzt. Doch das Viertel hat einen schwierigen Ruf, nicht erst seit der Gangster-Kultserie „4 Blocks“, die hier gedreht wurde. Felix Oefelein, der Sohn des Architekten, erklärt das ursprüngliche Konzept der Highdecks, das hier trotz mancher Veränderungen noch erlebbar ist. Anna und Jörg Bräuer, Mieter der ersten Stunde, erzählen von ihrem Einzug in die damals sehr begehrte Wohnung nahe am Grenzübergang Sonnenallee, und Sascha Amler, Regional-Bereichsleiter bei der Eigentümerin Vonovia, spricht über die Ideen, die es für die Zukunft gibt.

Der Film ist unter dem Titel „Gebaute Utopie – die Highdeck-Siedlung in Berlin-Neukölln“ auf dem Youtube-Kanal des Landesdenkmalamtes zu sehen

Video: Archäologische Grabung Bauakademie in Berlin-Mitte 2021

Bauakademie Berlin, Architekturfragment aus Terrakotta

Bauakademie Berlin, Architekturfragment aus Terrakotta

Die Schinkelsche Bauakademie blickt auf eine wechselvolle Geschichte zurück. 1832-36 von Karl Friedrich Schinkel errichtet, ausgebrannt und beschädigt im 2. Weltkrieg, wurde sie nach anfänglichen Plänen des Wiederaufbaus im März 1962 endgültig abgerissen und durch den Neubau des Ministeriums für Auswärtige Angelegenheiten der DDR ersetzt. Nachdem auch dieser Bau Mitte der 1990er Jahre abgerissen wurde, steht nun die erneute Bebauung des Geländes bevor. Grundlage für das Vorhaben bilden die Ergebnisse der diesjährigen Archäologischen Grabung im Bereich der Bauakademie. Freigelegt wurden Fundamente und Reste des Kellergeschosses, rund 800 Fassadenteile wurden auf der Fläche von 200m² gefunden.
Das Video des Landesdenkmalamtes Berlin auf Youtube zeigt die Grabungsfläche, die inzwischen wieder geschlossen ist.

Neuerscheinung: "Der Petriplatz in Berlin-Mitte"

Cover "Der Petriplatz in Berlin-Mitte", Claudia Melisch, 2021

Archäologisch-historische Studien

Auf dem Petriplatz in Berlin-Mitte fanden seit 2007 unter Leitung der Archäologin Claudia Maria Melisch archäologische Ausgrabungen statt (Fachaufsicht: Landesdenkmalamt Berlin), die einzigartige Funde und Erkenntnisse erbrachten.
Der Petriplatz war das Zentrum des Ortes colonia, später Cölln genannt, einer der beiden mittelalterlichen Keimzellen Berlins. Hier wurden 3126 Gräber geborgen, die eine der besterhaltenen und umfangreichsten Skelettserien Deutschlands enthielten.
Claudia Melisch stellt in Texten, Abbildungen und Plänen die Entwicklung des Petriplatzes seit dem Hochmittelalter bis in das 20. Jahrhundert anhand der (Be)Funde vor. Ergänzend gibt es einen bebilderten Katalog ausgewählter Kleinfunde und einen Befundkatalog.

Der Petriplatz in Berlin-Mitte
Archäologisch-historische Studien

Herausgegeben von Claudia Maria Melisch
Reihe: Beiträge zur Denkmalpflege in Berlin, Band 55
360 Seiten, mit zahlreichen Abbildungen, 23,5 × 29,7 cm, Fadenheftung, Hardcover
ISBN 978-3-945880-63-0
hendrik Bäßler verlag, Berlin, 2021
Euro 39,90
Erhältlich im Buchhandel oder direkt beim Verlag

Weitere Informtionen

Personalien

Neu im Landesdenkmalamt Berlin: Makrina Rose

Makrina Rose studierte Kunstgeschichte und Klassische Archäologie an der Universität zu Köln. Das Studium schloss sie mit einer Masterabeit über “Die katholische Kirche Maria Königin des Friedens in Königwinter von Erwin Schiffer, 1964-66” ab. Ihr Interesse für Architekturgeschichte und Denkmalpflege konnte sie bei ihren Nebentätigkeiten als studentische Hilfskraft beim LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland (Abteilung Inventarisation) und in der Abteilung Architekturgeschichte des Kunsthistorischen Instituts in Köln ausbauen. Seit drei Monaten ist sie in Berlin – hier begeistert sie die vielschichtige, heterogene Denkmallandschaft mit Fokus auf der qualitätvollen und breit gefächerten Architektur der Nachkriegs- und Postmoderne. Seit dem 15. September 2021 ist Makrina Rose als neue Volontärin der Abteilung Inventarisation und Denkmalvermittlung des Landesdenkmalamtes Berlin tätig.

Neu im Landesdenkmalamt Berlin: Antonius Legge

Antonius Legge ist seit dem 1 Oktober 2021 der neue Volontär in der Bodendenkmalpflege des Landesdenkmalamtes Berlin. Ursprünglich in Berlin geboren und aufgewachsen, absolvierte er ein Bachelor- sowie ein Masterstudium der Archäologischen Wissenschaften mit dem Nebenfach Ethnologie in Freiburg. Sein Schwerpunkt lag dabei auf der prähistorischen Archäologie, aber auch der Archäologie des Mittelalters. Außerdem interessiert er sich für die Diskussion archäologischer Wissenschaftstheorien.

Wohnhaus Am Rupenhorn 25

Wohnhaus Am Rupenhorn 25

Dr. Christa Kliemke: 03.11.1947 - 07.10.2021

Im Jahr 2000 erhielt das Ehepaar Dr. Christa Kliemke und Prof. Robert Wischer die Ferdinand-von-Quast-Medaille des Landes Berlin für die vorbildliche Sanierung des Wohnhauses Am Rupenhorn 25 in Charlottenburg. Wie das Nachbargebäude entstand es nach Entwürfen von Hans und Wassili Luckhardt und Alfons Anker zwischen 1929 und 1932. Es gilt als eine der Inkunabeln des “Neuen Bauens” in Deutschland. Frau Dr. Kliemke machte das Haus nach der Sanierung immer wieder für die Öffentlichkeit zugänglich.
Einem architekturgeschichtlich ganz anderen Denkmal widmeten sich Frau Kliemke und Herr Wischer in Rahnsdorf: Dort übernahmen sie in sehr ruinösem Zustand das ehemalige Schul- und Küsterhaus (um 1875), welches neben der Kirche zu den wichtigsten Gebäuden im Dorf-Ensemble Rahnsdorf gehört, und restaurierten es in enger Abstimmung mit der Denkmalpflege.
Wohnen blieb Frau Dr. Kliemke auch nach dem Tod Ihres Mannes in einem weiteren Baudenkmal der Moderne in der Schorlemer Allee in Dahlem. Oft betonte sie lachend, dass sie keineswegs Denkmale sammele wie andere Leute Briefmarken – sie LEBTE in und für ihre Denkmale. Nun ist sie für uns gänzlich unerwartet und viel zu früh gestorben. Wir werden sie vermissen.
Traueranzeigen im Tagesspiegel

Veranstaltungshinweis: Postmoderne? Jetzt!

Wissenschaftszentrum Berlin

Wissenschaftszentrum Berlin

Podiumsdiskussion zum Thema Wissensorte am 04. November 2021, 19.00 – 22.00 Uhr

Anlässlich des 20-jährigen Jubiläums des Gebäudes der Österreichischen Botschaft Berlin lädt die Bundesstiftung Baukultur zu einer Podiumsdiskussion zum Thema Wissensorte und Postmoderne als Träger baukultureller Bildung ein.

Auf dem Podium:
  • Reiner Nagel, Vorstandsvorsitzender der Bundesstiftung Baukultur
  • Anna Popelka, Geschäftsführerin der PPAG architects ztgmbh
  • Dr. Christoph Rauhut, Berliner Landeskonservator
  • Dr. Barbara Feller, Geschäftsführerin der Architekturstiftung Österreich

Ort:
Österreichisches Kulturforum Berlin, Stauffenbergstraße 1, 10785 Berlin. Anmeldung erforderlich

Weitere Informationen

Berliner Zentrum Industriekultur (bzi)

Logo Berliner Zentrum Industriekultur

Neue Webseite

Für Fans der Industriekultur in Berlin gib es eine neue Webseite:
https://industriekultur.berlin
Angeboten wird sie vom Berliner Zentrum Industriekultur (bzi), einer gemeinsamen Einrichtung der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin und der Stiftung Deutsches Technikmuseum Berlin. In den Kapiteln “Erleben”, “Entdecken” und “Erforschen” findet man eine Fülle von Anregungen, Berlins hochkarätiges Industrie-Erbe kennenzulernen – von einer Karte, die weit ins Brandenburgische hineinreicht, über Anregungen für die ganze Familie bis zu anspruchsvollen Vortragsreihen. Reinschauen lohnt sich!