Pressemitteilung
Die deutsche Vereinigung liegt über dreißig Jahre zurück – noch lebendige Erinnerung für viele, aber nicht mehr gegenwärtig. Nicht nur die Zeit davor, auch die ersten Jahre der tiefgreifenden Umwälzung im neuen „Ostdeutschland“ entfernen sich aus dem Leben, den Haltungen, den Stimmungen und werden zu archäologischen Schichten des kollektiven Unbewussten. Hier liegen die vergessenen Abdrücke verschwundener Erfahrungen, Krisen, Brüche und Kämpfe um die Wiederkehr von Marktbeziehungen, die Transformation der Rechtsverhältnisse, den Abbruch sozialer Institutionen, die Schließung von Industriebetrieben und den Umbau ganzer Stadtlandschaften des Ostens.
Die Geschwindigkeit und Tiefe der Verwandlung hat neben Überholtem auch Brauchbares beseitigt und neben produktiver Erneuerung auch seltsam altmodische Ersetzungen hervorgebracht – nicht zuletzt im Wohnungs- und Städtebau. Bekannte Beispiele sind der Palast der Republik, ersetzt durch die Kopie eines Hohenzollernschlosses, das Ahornblatt, ersetzt durch gesichtslose Renditearchitektur, und die sorgfältige Restaurierung vieler Mietshausfassaden im Stil des wilhelminischen Kaiserreichs.
Zugleich ziehen Teile der DDR-Architektur und ihres Designs ein wachsendes Interesse auf sich.
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In der Ausstellungsreihe NEULAND werden sich Künstler*innen in Installationen, Collagen und Fotografien mit der „DDR-Moderne“ in Architektur und Design und ihren tragenden kollektiven Träumen, Utopien und Täuschungen befassen und ihre Sicht auf den anhaltenden Prozess der „Gentrifizierung“ und seine stadträumlichen Folgen präsentieren.
Die Reihe wird vom Künstler Dirk Teschner kuratiert, der für sie das große Schaufenster der Heinrich-Böll-Bibliothek zum Kunstraum KORN umgewidmet hat. Sie findet im Rahmen des Kunstfestivals artspring berlin statt, das schon im letzten Jahr mit der Heinrich-Böll-Bibliothek kooperieren durfte.
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Den Auftakt bildet am 25.02. die Pankower Künstlerin Inken Reinert mit einer Installation aus Elementen von in der DDR gefertigten Schrankwänden, die dort in fast jedem Haushalt zu finden waren.
In wechselnd raumgreifenden Konstellationen spielt sie kontext- und ortsbezogenen Konstruktions-Varianten durch, die in den starren Grundrissen der Plattenbau-Wohnungen nicht möglich waren. Sie zerbricht die starren Formen der standardisierten Wohnmöbel und öffnet den Blick auf eine voraus liegende archäologische Schicht, von der die Idee der architektonischen Moderne, mehr statt weniger Spielräume und Varianten zu schaffen, in Erinnerung gerufen wird.
Der vergessene Raum zwischen Schrank und Wand
Schrank/Wände zerlegt, gestürzt und umgebaut. Varianten, die nicht vorgesehen waren.
Eine Ausstellung von Inken Reinert im KORN*, Schaufenster der Heinrich-Böll-Bibliothek, Greifswalder Straße.
25. Februar bis 4. April.
Kuratiert von Dirk Teschner. Realisiert in Kooperation von artspring berlin und der Heinrich-Böll-Bibliothek, gefördert durch das Bezirksamt Pankow von Berlin.
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NEULAND – Wandel, Abriss, Neubesinnung
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KORN Kunstraum – im Schaufenster der Heinrich-Böll-Bibliothek
Greifswalder Straße 87, 10409 Berlin-Prenzlauer Berg
NEULAND – Wandel, Abriss, Neubesinnung – kuratiert von Dirk Teschner.
Realisiert in Kooperation von artspring berlin und der Heinrich-Böll-Bibliothek. Die Ausstellungsreihe NEULAND wird gefördert durch das Bezirksamt Pankow von Berlin.
- 25. Februar – 04. April 2021 Ausstellung Inken Reinert
Vernissage: 25.0 Februar 2021, ab 18 Uhr
Finissage: 04. April 2021, ab 18 Uhr
- 15. April – 23. Mai 2021 Roland Boden
- 03. Juni – 01. August 2021 Astrid Busch
- Der Name des Kunstraums KORN bezieht zum einen auf den Architekten Roland Korn und den Namen des Wohnquartiers, indem sich die Heinrich-Böll-Bibliothek befindet. Korn entwarf zahlreiche Repräsentationsbauten in Ost-Berlin z.B. das Staatsratsgebäude, das Hotel Stadt Berlin, die Wohnsiedlung Berlin Marzahn und die Bebauung des Quartiers Mühlenviertel im Prenzlauer Berg.Korn ist zudem ein Saatgut, aus dem Pflänzchen entspringen: und nun Kunst – in einem ungewöhnlichen Stadtquartier.
Die Heinrich–Böll–Bibliothek – eine klassische Bibliothek für Menschen jeden Alters, unabhängig von Status und Herkunft, ist die Bezirkszentralbibliothek von Pankow. Neben Lesungen und Ausstellungen veranstaltet sie, unter der Leitung von Tim Schumann, Konzerte und beteiligte sich an der Fête de la Musique.
artspring berlin veranstaltet seit 2017 ein Kunstfestival im Großbezirk Pankow an – einen ganzen Monat Kunstaktionen, Konzerte, Performances, Lesungen, Ausstellungen, Screenings, Workshops und vor allen Dingen Offenen Ateliers. artspring wächst in jedem Jahr ein Stück weiter, stößt neue Ideen für die Sichtbarkeit von Kunst und Kultur an, schafft Kooperationen und Synergieeffekte.
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artspring 2021
Künstlerische Leitung: Julia Brodauf, Jan Gottschalk
Presse: Kerstin Karge, presse@ artspring.berlin , 0163.3959215
Büro: Judith Kuhlmann (Kulturmanagement), Susanne Gupta (Artothek)
www.artspring.berlin
Wir danken unseren Unterstützer*innen und Kooperationspartner*innen: