Giffey übergibt Kindern der verstorbenen Hanni Lévy den Verdienstorden des Landes Berlin

Pressemitteilung vom 30.06.2022

Das Presse- und Informationsamt des Landes Berlin teilt mit:

Die Regierende Bürgermeisterin von Berlin, Franziska Giffey, übergibt am Montag, 4. Juli 2022, um 12.00 Uhr im Säulensaal den Kindern der Holocaust-Überlebenden und Zeitzeugin Hanni Lévy den Verdienstorden des Landes Berlin (Wort-Bild-Termin; erbeten ist formlose Anmeldung bis Montag, 4. Juli 2022, 10.00 Uhr). Die in Paris lebenden Kinder René und Nicole Lévy nehmen die Auszeichnung für ihre Mutter entgegen, da Hanni Lévy an der vorgesehenen Aushändigung am 1. Oktober 2019 aus gesundheitlichen Gründen nicht teilnehmen konnte. Sie verstarb am 22. Oktober 2019 in Paris. Der später mit den Kindern vorgesehene postume Aushändigungstermin am 4. Mai 2020 war wegen der Pandemie entfallen. Beim Termin werden Gäste aus dem Berliner Freundeskreis von Hanni Lévy anwesend sein.

Giffey: „Hanni Lévys Tod im Alter von 95 Jahren führt uns auch vor Augen, dass die Zeugen von nationalsozialistischer Verfolgung und Rassenhass, uns verlassen. Sie werden nicht mehr sprechen und ihre Geschichte erzählen. Sie sind nicht mehr da, um uns Nachgeborenen zu helfen, die Einsicht zu gewinnen und immer wieder zu bestärken, dass Freiheit, Toleranz und Menschenliebe immer wieder errungen und verteidigt werden müssen. Hanni Lévy ist eine von rund 1700 Jüdinnen und Juden, die so in unserer Stadt mit Hilfe ‚Stiller Helden‘ dem Holocaust entkommen sind. Hanni Lévy war 1949 zu Verwandten nach Paris gegangen, gründete dort mit ihrem Mann eine Familie und wurde Französin.“

Die Regierende weiter: „Ihr großes Anliegen lag in der Botschaft, die sie immer wieder ausgesprochen hat: Nicht alle Deutschen seien Mörder gewesen. Sie hatte es selber erlebt. Hanni Levis Geschichte zeugt davon, dass es in tiefer menschlicher Dunkelheit auch im nationalsozialistischen Berlin Menschen mit Heldenmut gegeben hat. Hanni Levi hat dieses Hoffnungszeichen gesetzt und hat uns alle gemahnt. Was ihr und ihren Angehörigen in unserer Stadt und in Deutschland zugefügt wurde, darf niemals wieder geschehen. Damit hat sie sich um uns und um ihre Geburtsstadt Berlin verdient gemacht. Es ist mir eine Ehre, ihren Kindern die Insignien des Hanni Lévy zugedachten Verdienstordens des Landes Berlin zu überreichen. Wir sind verpflichtet, dass Persönlichkeiten wie sie in uns, in unserem Bewusstsein und auch für kommende Generationen weiterleben, denn ihre Mahnungen bleiben in alle Zukunft gültig.“

Hanni Lévy hat mit 16 Jahren in der Spinnstofffabrik Zehlendorf Zwangsarbeit geleistet. Sie entkam im Februar 1943 der Deportation. Sie änderte ihr Äußeres, nahm einen falschen Namen an und schaffte es mit der Hilfe vor allem zweier nicht-jüdischer Familien, die Zeit des Nationalsozialismus und des Kriegs in Berlin zu überleben. Durch diese Erfahrung war sie der Gedenkstätte „Stille Helden“ in der Gedenkstätte Deutscher Widerstand eng verbunden, sprach vor Schulklassen und bezeugte ihre Geschichte. Sie erreichte, dass ihre Helferinnen Viktoria Kolzer sowie die Schwestern Elfriede und Grete Most seit 1978 in der Liste der Gerechten unter den Völkern in Yad Vashem stehen. Sie sorgte für die Gedenktafel am Haus der Kolzers in der Nollendorfstraße. Bekannt wurde ihr Schicksal 2017 durch einen Fernsehfilm.