Wir sehen uns heute einer Multiperspektivität historischer Orte gegenüber, sagte Irmgard Zündorf vom Zentrum für Zeithistorische Forschung aus Potsdam in Bezug auf die Geschichte der Garde-Dragoner-Kaserne. Sie meinte, dass historische Orte sich nicht eindimensional geschichtlich erklären lassen.
Genau in dem Sinne wurde am 24. März eine provisorische Informationstafel für die NS-Zwangsarbeiter:innen der Adler-Werke an der Alten Reithalle auf dem Kasernengelände enthüllt. Initiatorin ist eine Gruppe mit dem etwas sperrigen Namen „Arbeitsgruppe zur Aufarbeitung der Geschichte des Nationalsozialismus der Garde-Dragoner-Kaserne“.
Dass das Gelände im Zweiten Weltkrieg ein Rüstungsstandort und Ort des Einsatzes von Zwangsarbeiter:innen war, ist in den Gremien des Sanierungsgebietes Rathausblock oft angesprochen worden. Im Rahmen des Denkmalpflegeplans konnte die Unterkunft der Zwangsarbeiter:innen der Adler-Werke in der Alten Reithalle lokalisiert werden. Die Anbringung der Informationstafel wurde in der AG-Geschichte des Ortes im Oktober letzten Jahres vorgestellt.
Die Mitglieder der Arbeitsgruppe, zu der Lothar Eberhardt, Eberhard Elfert und Gerda Lischke gehören, sind der Meinung, dass eine Entscheidung über ein angemessenes Erinnerungszeichen, in Bezug auf die Zeit des Nationalsozialismus in frühestens vier bis fünf Jahren erfolgen sollte. Denn es sei noch viel Recherche notwendig, um die „notwendigen wissenschaftlichen Grundlagen“ zu schaffen. Die Arbeitsgruppe geht davon aus, dass bei Aufgrabungen im nördlichen Reiterhof ein sogenannter Splitterschutzgraben, wie er als einfacher Schutz für Zwangsarbeiter:innen angelegt wurde, zutage gefördert werden könnte. Eine damalige Nutzung des Offizierspferdestalls auf der Südseite des Geländes als Zwangsarbeiter:innensunterkunft sei ebenfalls denkbar. Auch hier könnten Aufgrabungen der Fundamente eine Gewissheit bringen. In diesem Sinne soll die provisorische Informationstafel nichts abschließen, sondern zu Diskussionen über die Vielfältigkeit der Geschichte des Geländes
beitragen.
Weitere Informationen: www.dragoner-denkmal-moderne.de
Text: Herr Eberhard Elfert