Reliefs des Hofbaudepots

Reliefs des Hofbaudepots

Reliefs des Hofbaudepots

  • Ansicht von Südwest, vor 1945

    Ansicht von Südwest, vor 1945

  • Situationsplan Berlin-Dorotheenstadt, 1904 (Ausschnitt)

    Situationsplan Berlin-Dorotheenstadt, 1904 (Ausschnitt)

  • Grundriss Erdgeschoss mit handschriftlichen Bemerkungen, um 1905

    Grundriss Erdgeschoss mit handschriftlichen Bemerkungen, um 1905

  • Ansicht der Installation mit Maßstab (180 cm Oberflächengelände bis Fenstersohlbank), 1997

    Ansicht der Installation mit Maßstab (180 cm Oberflächengelände bis Fenstersohlbank), 1997

  • Reliefplatten (Bildmontage), 1997

    Reliefplatten (Bildmontage), 1997

  • Platte mit Gorgonenhaupt auf Schild, 1997

    Platte mit Gorgonenhaupt auf Schild, 1997

  • Schadenskartierung der Platte: Gorgonenhaupt auf Schild (Ausschnitt), 2009

    Schadenskartierung der Platte: Gorgonenhaupt auf Schild (Ausschnitt), 2009

1902-06 errichtete die Königliche Schlossbaukommission ein viergeschossiges Hofbeamtenwohnhaus im Neobarockstil, bestehend aus einem Vorderhaus, Seitenflügel und zwei kurzen Quergebäuden, in der heutigen Geschwister-Scholl-Straße. Der hintere Querflügel mit niedrigem Anbau grenzt an den Innenhof des 1915 fertig gestellten Hofbeamtenwohnhauses in der Planckstraße. Querflügel sowie Anbau zeigen noch heute die Raumdisposition des ehemaligen Königlichen Hofbaudepots vom Keller- bis zum ersten Obergeschoss. Das Hofbaudepot war bis 1921 ein wichtiger Bestandteil der Schlossbaukommission, die alle Bauangelegenheiten an den unter der Hofverwaltung stehenden königlichen Schlössern, Gärten und sonstigen Gebäuden regelte. Hier lagerten neben Baumaterialien auch plastische Bildwerke und Ausstattungsstücke, die bei Instand- und Modernisierungsmaßnahmen aus Hofbauten in und um Berlin entfernt und oft für andere Bauten wiederverwendet wurden. Das umfangreiche Inventarverzeichnis des Hofbaudepots ging bei dem Brand des Berliner Schlosses während des Zweiten Weltkrieges verloren. Bis 1927 betreute die Preußische Krongutverwaltung und 1927-49 die Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten das Depot. 1950 wurde der Depotbestand an Berliner Museen verteilt. Heute nutzt der Friedrichstadtpalast die Räume als Requisitendepot.

Herausragendes Merkmal des Depotbaus sind 29 in eine Eisenkonstruktion gefasste Reliefplatten aus Kalkstein mit Darstellungen von Trophäen im Barockstil. Eine quadratische Platte ist 128 Zentimeter hoch wie breit, 32 Zentimeter tief und wiegt etwa eine Tonne.
Mit Ausnahme von zwei Platten sind die Darstellungen als Hochreliefs stilistisch einheitlich gearbeitet. Die stark plastischen Formen wachsen über die Plattenrahmen und sind auf Unteransicht gearbeitet. Folglich entspricht die heutige Installation im oberen Bereich des Fassade unterhalb des Dachgesims der ursprünglichen Präsentation der Platten. Die Eisenkonstruktion besteht aus vernieteten Doppel-T-Trägern mit der Bezeichnung “HOERDE 14 N” der Phönix Stahl- und Hüttenwerke in Dortmund.

Nach aktuellem Forschungsstand stammen die Platten aus dem Bestand des Hofbaudepots. Dem Stil der Darstellung und dem Material gemäß wurden die Platten vermutlich in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts für ein Bauwerk außerhalb der Region Berlin-Brandenburg gefertigt. In dieser Region wurde vorzugsweise Sandstein als Material für Bauplastik verwendet. Das Material der Reliefs hingegen ähnelt eher einem Dolomitmarmor aus dem Gebiet südöstlich von Liberec in der Tschechischen Republik. Die Reliefs gelangten vermutlich im 19. Jahrhundert auf das Hofbaudepotgelände, wo sie mehrmals umgelagert und dadurch schwer geschädigt wurden. Eigens für die Installation in die Eisenkonstruktion an der Depotfassade vor 1919 wurden die Reliefs erstmals restauriert.

Die heute fragmentarisch erhaltene Statue vor der Installation schuf um 1860 der Bildhauer Hermann Schievelbein (1817-67) als Allegorie der Frömmigkeit für die Attika des Berliner Schlosses. Die künstlerische Umsetzung erfüllte jedoch nicht die Erwartung des Auftraggebers. Die Figur wurde in das Hofbaudepot zu den alten Attikafiguren des Berliner Schlosses, die ab 1816 wegen Baufälligkeit nach und nach entfernt worden waren, überführt. 1927 übernahm das Kaiser-Friedrich-Museum (heute Bodemuseum) fünf der Statuen der Schlüterwerkstatt für ihre Skulpturensammlung.

Heute sind die Reliefs an der Fassade die letzten Zeugnisse des ehemaligen Depotbestandes vor Ort und der Nutzung des Standortes als Hofbaudepot. Und sie zählen zu den wenigen barocken Bauplastiken, die sich in Berlin erhalten haben. Doch sind Reliefs und Eisenkonstruktion in ihrer Erhaltung stark gefährdet und bedürfen dringend einer Restaurierung und Konservierung, um sie weiterhin im Außenbereich präsentieren zu können.

Stand: 2010

Zeittafel

  • um 1811

    Anlegen des “großen Schlossbauhofes” zwischen Stallstraße und Katzengraben

  • 1902-06

    Bau des Hofbeamtenwohnhauses mit Baudepot, Prinz Friedrich Karl Straße 3

  • 1913-15

    Bau des Hofbeamtenwohnhauses, Prinz Louis Ferdinand Straße 5

  • vor 1919

    Restaurierung der Reliefplatten und Installation an die Fassade

  • ab 1926/27

    Verwaltung der Gebäude durch die Preußische Bau- und Finanzdirektion,
    des Baudepots durch die Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten

  • 1949

    Übernahme durch die Kommunale Wohnungsverwaltung der DDR

  • 1949/51

    Umbenennen der Straßen in Planckstraße und Geschwister-Scholl-Straße

  • 1951

    Prüfung der Reliefplatten durch das Institut für Denkmalpflege der DDR

  • ab 1999

    Verwaltung der Häuser durch private Eigentümergemeinschaft

  • 2001

    Proberestaurierung einer Platte durch das Landesdenkmalamt Berlin

  • 2008

    Notsicherung von vier Reliefplatten gegen Absturz

Faltblatt-Impressum

  • Herausgeber: Landesdenkmalamt Berlin
  • Abbildungen:
    Titel – Edmund Kasperski, Landesdenkmalamt Berlin
    sonstige Fotos – Franziska Schmidt
    Historische Aufnahme – Fotograf unbekannt
    Pläne – Landesarchiv Berlin
    Schadenskartierung – Restaurierung am Oberbaum GmbH
  • Text: Silke Kreibich
  • Idee / Redaktion: Sibylle Schulz / Franziska Schmidt, Landesdenkmalamt Berlin
  • Herstellung / Gestaltung: pro.fund gmbh / © Jo Hartmann
  • Aus der Reihe: Erkennen und Erhalten in Berlin 2009, Nr. 27
    Initiative Landesdenkmalamt Berlin