Pfarrkirche St. Georg

Pfarrkirche St. Georg

Pfarrkirche St. Georg

  • während der Errichtung um 1908

    während der Errichtung um 1908

  • Innenraum vor 1945

    Innenraum vor 1945

  • Hochzeit in der kriegs­zerstörten Kirche, nach 1945

    Hochzeit in der kriegs­zerstörten Kirche, nach 1945

  • Kruzifix an der Außenfassade, aktuell

    Kruzifix an der Außenfassade, aktuell

  • Fußboden

    Fußboden

  • Haupteingangstür

    Haupteingangstür

  • Schnitzerei am Altar

    Schnitzerei am Altar

  • Lettner

    Lettner

  • Pfarrkirche St. Georg - aktuell

    Pfarrkirche St. Georg - aktuell

Im Stil der norddeutschen Backsteingotik wurde die katholische Pfarrkirche St. Georg 1907/09 nach Plänen des Architekten Hugo Schneider errichtet. Zusammen mit dem nordwestlich angebauten Schwesternhaus und dem benachbarten Pfarrhaus dominiert sie den grün gestalteten Kissingenplatz.

Die stattliche Basilika basiert auf einem kreuzförmigen Grundriss mit polygonalem Chor, flankiert von Sakristei und Werktagskapelle. In die Südwest-Ecke ist ein 62 Meter hoher Turm mit aufstrebendem Helm eingefügt, in dessen Erdgeschoss sich die Taufkapelle befindet. Der rote Backsteinbau ist zu den Straßenseiten durch Putzspiegel gegliedert und durch Staffelgiebel mit Pfeiler-Wimpergen und Fialen geprägt. In den Putzspiegeln erscheinen ein reiches Maßwerk und Rosettenschmuck. Strebepfeiler und Spitzbogenfenster, die teilweise als Blendformen ausgebildet sind, bereichern die Fassaden. Die Portaltür wird von fünf spitzbogigen Mosaikfeldern bekrönt, dessen mittleres die Darstellung des heiligen Georgs zeigt, während die anderen Pflanzenranken aufnehmen.

Hugo Schneider, aus dessen Werk in Berlin ebenso drei Mietshäuser denkmalgeschützt sind, gelang mit der kirchlichen Anlage St. Georg eine bewegte und wohlproportionierte Komposition, die mit der offenen Platzanlage und dem entfernt gegenüber, 1906/07 an der Kissingenstraße 12 errichteten Schulgebäude korrespondiert. Sie erinnern beide an städtebauliche Zusammenhänge in der Berliner Innenstadt vom Ende des 19. Jahrhunderts, geprägt von Straßenzeilen mit Mietswohnhäusern, die sich über mehrere Höfe und Gebäude in die Tiefe des Grundstücks erstrecken. Hier, im Vorort Pankow, kamen derartige Planungen nicht mehr zum Tragen; nachdem Kirche und Schule lange Zeit die einzigen Gebäude an Platz und Umgebung blieben, erfuhr die Gegend erst mit den Wohnanlagen der 1920er Jahre eine bauliche Verdichtung, die jedoch neuen Wohnkonzepten verpflichtet waren. Grundlage hierfür boten die Bauordnungen für die Vororte, die unter anderem eine offene, von Grün durchzogene Bauweise vorsahen.

Das Innere der Kirche ist mit einem Kreuzrippengewölbe und einer prägenden Vierung mit großem Sterngewölbe versehen, die beide in ihrer aufstrebenden Wirkung durch Backsteinrippen betont werden. Die Innenausstattung mit Raumausmalung, Glasfenstern, Gestühl und plastischen Werken in den Kirchen der Neugotik war aufwendig und lehnte sich an die Elemente der Architektur an, aber ohne konkretes Vorbild. Für die Ausgestaltung mit Schnitzwerken wurden keine Sonderanfertigen beauftragt, sondern entsprechend den spezifischen ikonographischen Vorstellungen und einer seit dem späten Mittelalter üblichen Tradition auf das Repertoire prominenter Werkstätten zurückgegriffen. So stammen Hauptaltar sowie die der Maria und dem Joseph gewidmeten Seitenaltäre von W. Burg aus Gelsenkirchen. Auch die beidseitig an den Wänden des Querhauses angebrachten 14 Reliefe mit den Stationen des Leidensweges Christi dürften aus solchem Zusammenhang stammen. Darüber hinaus ist in der Kirche der Bildhauer Peter Paul Müller aus Pankow mit mehreren Arbeiten überliefert, von ihm stammt die Reliefplastik des heiligen Georg.

Zur Konsekration am 6. November 1910 durch Kardinal Georg Kopp zählte die Gemeinde St. Georg bereits 4.000 Seelen. Die Kirche ist eng mit der Geschichte der Katholiken in der expandierenden Metropole Berlin am Ende des 19. Jahrhunderts verbunden. Sie war Wirkungsstätte historischer Persönlichkeiten, unter ihnen Bernhard Lichtenberg 1910-13. Trotz der Verluste an Ausstattung im zweiten Weltkrieg, hier gingen alle Fenster zu Bruch, trotz der Negation der Ausmalung, der Reduktion von Zierelementen und kleinerer Umbauten zeugt der Sakralbau heute von einem beständigen wohlwollenden Verständnis der Gemeinde und ihrer Pfarrer gegenüber diesem Gotteshaus, das aus einer Zeit stammt, der zwischenzeitlich auch Verachtung entgegengebracht wurde. So ist heute mit der Kirche St. Georg und ihrer reichen ursprünglichen Ausstattung ein für Berlin seltenes Dokument dieser Art von Kirchenbaukunst um 1900 überliefert.

In Folge von Witterungseinwirkung sind einige steinsichtige Fassadenteile und die verputzten Fassadenflächen der Kirche nicht mehr fest im Gefüge. Auch die Betondachsteine und die Fenster wurden im Laufe der Jahre undicht und aufgrund der Witterung beschädigt. Einige Kirchenfenster wurden nach 1945 mit Glasbausteinen repariert, die sich gestalterisch nicht einfügen. Sie sollen nun gegen eine Schutzverglasung ausgetauscht und später wieder durch Bleiglasfenster komplettiert werden.

Spendenaufruf

In der Verantwortung für die Erhaltung der Pfarrkirche St. Georg bittet die Kirchengemeinde um Ihre Unterstützung.

Spenden bitte an:
Katholische Kirchengemeinde St. Georg, Berlin-Pankow
Konto 0416610, Commerzbank Ag, BLZ: 120 400 00

Stand: 2008

Faltblatt-Impressum

  • Herausgeber: Erzbischöfliches Ordinariat
  • Abbildungen:
    aktuell – © Kevin Bauer, Landesdenkmalamt Berlin
    Details – © Sibylle Schulz, Landesdenkmalamt Berlin
    historisch – Archiv Kath. Kirchengemeinde St. Georg
  • Text: Sibylle Schulz, Maria Lütjohann
  • Idee / Konzeption/Redaktion: Sibylle Schulz, Landesdenkmalamt Berlin
  • Herstellung / Gestaltung: pro.fund gmbh / © Jo Hartmann
  • Aus der Reihe: Erkennen und Erhalten in Berlin 09/2008, Nr. 20
    Initiative Landesdenkmalamt Berlin