Smuts Barracks

Ehemalige Train-Kaserne

Ehemalige Train-Kaserne

Ehemalige Train-Kaserne

Wilhelmstraße 24D-30 in Spandau, Ortsteil Wilhelmstadt
Bauzeit / -Geschichte: 1885-86 vom Militärfiskus, 1888 Westflügel, 1915 Umbauten; 1960er und 1980er Jahre von der Britischen Militärregierung

Ehemalige Train-Kaserne

Mit dem Bau der Zitadelle (1557-1584) wurde die Stadt Spandau Festungsstadt und im Dreißigjährigen Krieg auch Garnisonsstadt. Die industrielle Entwicklung zur Waffenschmiede Preußens begann 1722 mit dem Bau der ersten Gewehrmanufaktur. Im Laufe des 18. und 19. Jahrhunderts kamen weitere Kriegsmaterialfabriken hinzu. In diesem Zusammenhang wurde auch die Garnison erweitert und ab 1766 für die Soldaten, die bis dahin in Privathäusern untergebracht waren, die ersten Kasernen errichtet. Nach der Reichsgründung 1871 und dem Erlass des Reichsfestungsgesetzes von 1873 wurde Spandau in die Reihe der Festungen aufgenommen, die weiter ausgebaut werden sollten. Zwischen 1877-79 wurde die Schülerbergkaserne westlich des auf der Insel Eiswerder angelegten Königlichen Feuerwerkslaboratoriums errichtet. 1885-86 wurde ein weiterer Kasernenbau in der dünn besiedelten Wilhelmstadt im Süden Spandaus hinzugefügt, die für das Brandenburgische Train-Bataillon Nr. 3 bestimmt war. Die ehemalige Train-Kaserne prägt bis heute gemeinsam mit der nahe gelegenen Schmidt-Knobelsdorf-Kaserne (Brooke Barracks) und der Von-Seeckt-Kaserne (Wavell Barracks) die militärisch städtebauliche Struktur der Wilhelmstadt.

Ehemalige Train-Kaserne

Die kaiserzeitliche Train-Kaserne wurde 1948 von den britischen Streitkräften besetzt und nach Feldmarschall Jan Christiaan Smuts (1870-1950) “Smuts Barracks” benannt. Sie lag direkt neben dem 1881 erbauten Festungsgefängnis Spandau, das im Jahr 1946 auf Beschluss der Alliierten Kommandantur zum Kriegsverbrechergefängnis umgewandelt wurde. In ihm waren sieben hohe NS-Funktionäre, die vom Internationalen Militärgerichtshof im Nürnberger Prozess verurteilt worden waren, inhaftiert. Nach dem Tod des letzten Insassen, des NSDAP-Politikers Rudolf Walter Richard Heß (1894-1987), wurde die Strafanstalt 1987 abgerissen.

Einige Jahre nach der Stationierung der britischen Streitkräfte wurden zahlreiche zum Teil kriegszerstörte historische Gebäude der Train-Kaserne abgebrochen und durch Neubauten wie Garagen, Kantinen- und Werkstattgebäude ersetzt. Als letztes wurden 1985 die längs der Wilhelmstraße gelegenen Mannschaftshäuser abgebrochen. Der Komplex bildete ehemals eine architektonisch geschlossene Anlage mit reich gestalteter Bauverzierung. Alle Gebäude waren in roten Backsteinen aufgemauert. Ihre Sockelgeschosse waren bandartig durch glasierte Ziegel hervorgehoben, die Fenster sämtlich mit runden Bogen überspannt, die obersten Geschosse oft mit Zinnen und Konsolen, gelegentlich sogar mit Bildwerken und Säulen geschmückt. Die Eingänge waren risalitartig hervorgehoben und reichlich verziert. Selbst die Pferdeställe wiesen eine aufwendige Dekoration auf und waren mit Eckpylonen, Tabernakeln und Säulen geschmückt.

Am nordöstlichen Rand des Kasernengeländes, nahe der Kleingartenanlage Hasenheide, wurde in den 1960er Jahren ein Schießstand mit hohen Schutzwänden in Omega-Form errichtet. Die dünnen Schutzwände aus Beton sind nach innen mit einer Holzbrettverschalung versehen und in der Mitte der separat umzäunten Schießanlage befindet sich ein gemauerter und überdachter Kugelfang-Raum, der auch mit einer Holzbrettverschalung nach innen verkleidet ist.

Munitionsdepot

In derselben Zeit wurde neben den ehemaligen Stallungen im Nordosten ein erstes Munitionsdepot erbaut, das in den 1980er Jahren von vier auf fünf Reihen mit je fünf Hallen erweitert und neu ausgerichtet wurde. Die Schutzzaunanlage aus Maschendraht und V-Aufsätzen mit Stacheldraht wurde zeitgleich modernisiert. Die durch Betonschutzwände und Erddämme voneinander getrennten Reihen des Munitionsdepots werden mittels Erdwällen miteinander verbunden. Die Schmalseiten des Schutzwalls sowie die Nordostseiten sind als Erdaufschüttung sichtbar belassen. Der Bau eines Hundezwingerhauses mit Operationssaal fand ebenfalls in den 1980er Jahren statt.

Erhalten und unter Denkmalschutz stehen heute die ehemalige Wache, das von den Briten als Education Center bezeichnete ehemalige Offiziers- und Verwaltungshaus an der Wilhelmstraße, die ehemalige Kantine, die von den Briten als Garagen benutzten ehemaligen Stallungen und das im ehemaligen Wohnhaus des Kommandanten untergebrachte Offizierskasino. Der britische Kindergarten und mehrere Offizierswohnungen waren in einer ehemaligen Villa für Offiziere beheimatet. Neben den Ursprungsbauten aus dem 19. Jahrhundert bilden der Schießstand und das Munitionsdepot mit Wallanlage ein wichtiges Zeitdokument der militärischen Besatzung Berlins nach dem Zweiten Weltkrieg.

1993 räumten die Britischen Streitkräfte die Smuts Barracks. Am 13. Mai 1994 fand mit der offiziellen Abschiedsparade die Verabschiedung der Garnison statt.