US Military Liaison Mission (USMLM)

Waldorfschule Zehlendorf

Waldorfschule Zehlendorf

H3: Ehem. Dienstgebäude des Oberkommandos der Wehrmacht (sog. Keitel-Villa)

Föhrenweg 21 in Steglitz-Zehlendorf, Ortsteil Dahlem
Bauzeit / -Geschichte: 1936-38 vermutlich von Albert Speer, Bauabteilung Oberkommando der Wehrmacht

Waldorfschule Zehlendorf

Die sogenannte Keitel-Villa war nach dem Zweiten Weltkrieg von den amerikanischen Truppen beschlagnahmt worden und diente zuerst dem US-Geheimdienst, später der US-Militärmission in Potsdam (USMLM), die 1980-81 einen Anbau anfügte. Ab 1991 nutzten es die Amerikaner gemeinsam mit dem Bundesnachrichtendienst (BND) als bilaterale Dienststelle.

Auf dem Grundstück an der Ecke Föhrenweg und Am Schülerheim, das bis zur Clayallee reicht und heute zum Gelände der Rudolf-Steiner-Schule gehört, fällt das Backsteingebäude Föhrenweg 21 in der umgebenden Villenbebauung kaum auf. Erst bei genauerer Betrachtung erkennt man, dass sich das zur Straße zweigeschossige Haus mit einfachem Satteldach auf dem weitläufigen und abschüssigen Gelände eigentlich über vier Geschosse erstreckt und ungewöhnlich groß ist.

Seine Bau- und Nutzungsgeschichte, die bis in die Mitte der 1930er Jahre zurückreicht, macht das Gebäude zu einem geschichtsträchtigen Ort: Vermutlich 1936-38 von Albert Speer errichtet, gehörte es als Dienstgebäude zu einem getarnt in einem Villengebiet untergebrachten Gefechtsstand des Oberkommandos der Wehrmacht (OKW), der ursprünglich das gesamte heutige Schulgelände zwischen Clayallee und den Straßen Auf dem Grat und Am Schülerheim einnahm. Von ehemals vier Bauten sind neben dem am Föhrenweg noch zwei weitere erhalten, u.a. ein ehemaliges Pförtnerhäuschen. Sie werden seit 1946 von der Rudolf-Steiner-Schule genutzt.

Mit Ausnahme weniger baulicher Veränderungen, u.a. einem 1980-81 angefügten Anbau, befindet sich das Gebäude weitgehend in seinem ursprünglichen Zustand und dokumentiert eine über fünf Jahrzehnte andauernde militärische Präsenz mitten in der Dahlemer Villenkolonie. Eine Besonderheit im Inneren des Hauses sind die beiden als Bunker ausgebildeten unteren Geschosse. Mehr als einen halben Meter dicke Betonwände, Fenster mit Stahlläden und Geschossdecken mit Betonkappen schützen den Bauteil, der wie ein Kern von dem Gebäude umhüllt ist. Im untersten Geschoss befindet sich zudem an der Südseite ein Fluchttunnel mit Stahltür, der heute allerdings nach wenigen Metern endet. Vermutlich ist er einst von den Amerikanern umgebaut und als Lagerraum genutzt worden. Auch die Raumaufteilung zeigt, dass das Haus am Föhrenweg kein Wohngebäude war: Neben weitgehend gleichgroßen Diensträumen auf allen Etagen, die von zwei Treppenhäusern erschlossen werden, gab es ursprünglich nur auf der Eingangsebene einen größeren Empfangsraum mit Kamin, der in der Nachkriegszeit unterteilt wurde. Im Kellergeschoss diente ein großer Küchenraum, der ehemals über eine separate Treppe mit den beiden Hauptgeschossen verbunden war, zur Versorgung der Dienststelle.

Die äußere Gestaltung des Hauses lebt hauptsächlich von den zwischen unterschiedlichen Gelb- und Brauntönen changierenden Backsteinwänden und den mit weiß gestrichenen Gittern versehenen Fenstern. Die Gitter der beiden unteren Geschosse stammen noch aus der Erbauungszeit, die des Obergeschosses sind in der Nachkriegszeit eingebaut worden. Die straßenseitige Giebelseite wird als Hauptfassade mit einer doppelläufigen Treppenanlage, einer Supraporte mit einem Relief von Otto Maerker, das zwei Jäger zeigt, die mit Hunden und Speeren ein Wildschwein jagen, und durch ein Ziegelmuster entlang der Giebelkante belebt. Die rückwärtige Giebelseite zeigt das gleiche Muster und ist darüber hinaus durch einen dreigeschossigen, halbrunden Standerker, an den Balkone angeschlossen sind, akzentuiert. Der untere weit auskragende Balkon ruht auf einem bauzeitlichen Garagenanbau an der Nordwestecke des Hauses. Der 1980-81 an die Südwestecke des Hauses angefügte fensterlose Backsteinkubus mit Schornstein nahm die Heizungsanlage, ein Fotolabor und Diensträume auf. Am nördlichen Grundstücksrand wurden seit den 1950er Jahren mehrere Garagenbauten errichtet.

Am 18. August 1945 übernahm die US-Militärregierung das Gelände und richtete hier ihr operatives Hauptquartier der US Military Liaison Mission (USMLM) ein, deren Mitglieder sich in allen Sektoren frei bewegen konnten und diesen Umstand zu Spionagezwecken nutzten und Truppenbewegungen und neues Militärgerät der Sowjetunion und DDR fotografisch dokumentierten. Die USMLM war im März 1947 als Militärverbindungsmission zwischen den USA und der Sowjetunion gegründet worden, um eine reibungslose Kommunikation zwischen Vertretern beider Staaten zu ermöglichen. Der offizielle Dienstsitz dieser Organisation war Potsdam, aber am Standort Föhrenweg wurden die Spionagefahrten in die DDR vorbereitet, Ergebnisse im Fotolabor ausgewertet und der Großteil der Fahrzeugflotte untergebracht. Die USMLM betrieb diese Dienststelle gemeinsam mit dem Militärgeheimdienst Defense Intelligence Agency (DIA), der auch nach der Auflösung der Militärverbindungsmission im Objekt verblieb. 1990 zog der deutsche Nachrichtendienst BND mit ein und arbeitet als bilaterale deutsch-amerikanische Dienststelle mit der DIA zusammen, um den Abzug der sowjetischen Truppen (WGT) aus Deutschland zu beobachten, Dokumente und Wehrtechnik zu beschaffen sowie russische Militärangehörige als Agenten zu werben. Offiziell firmierte diese Dienststelle unter dem Namen “Dokumentationsstelle für Wehrtechnik und Umweltschutz”.

2008 gab der BND diese Liegenschaft auf, seit Herbst 2008 wird das Gebäude von der Waldorfschule Zehlendorf, der Rudolf-Steiner-Schule, genutzt.